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Sunset - King, S: Sunset - Just After Sunset

Titel: Sunset - King, S: Sunset - Just After Sunset Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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engen Raum so dumpf, dass sie ihm Angst einjagte.
    Als er das Gefühl hatte, sich wieder einigermaßen unter Kontrolle zu haben, öffnete er die Augen. Sie hatten sich bereits an die tiefere Dunkelheit im Tank gewöhnt. Er konnte seine mit Scheiße verkrusteten Arme sehen und einen bräunlichen Papierfetzen, der ihm am rechten Arm klebte. Er zupfte ihn ab und ließ ihn fallen. Anscheinend gewöhnte er sich allmählich an dergleichen. Wahrscheinlich konnte man sich an alles gewöhnen, wenn es nicht anders ging. Kein besonders tröstlicher Gedanke.
    Er betrachtete den Spalt etwas eingehender. Es dauerte eine ganze Weile, bis er begriff, was er da vor sich hatte. Es sah aus, als wäre die Naht an einem schlecht verarbeiteten Kleidungsstück aufgegangen. Weil es sich tatsächlich um eine Naht handelte. Schließlich war der Tank aus Plastik, die ganze Ummantelung jedenfalls, und nicht aus einem Stück gemacht, sondern aus zweien. Und die wurden von einer Reihe von Schrauben zusammengehalten, die im Dunkeln schimmerten. Sie schimmerten, weil sie weiß waren. Curtis fragte sich, ob er überhaupt schon einmal weiße Schrauben gesehen hatte. Er konnte sich nicht daran erinnern. Am tiefsten Punkt des Tanks waren einige der Schrauben abgebrochen, und deshalb war dort dieser Spalt. Aus dem wahrscheinlich schon eine ganze Weile das Abwasser hinauslief, um dann in den Boden zu sickern.
    Wenn das rauskommt, Arschloch, hast du auch noch die Umweltbehörde am Hals, dachte Curtis. Er berührte eine der Schrauben, die noch hielten, direkt links neben dem Riss. Er war sich nicht sicher, aber er hatte den Eindruck, dass sie eher aus Kunststoff denn aus Metall war.Wahrscheinlich aus demselben Kunststoff wie die Scharniere, mit denen die Klobrille befestigt gewesen war.
    Na schön. Zwei Teile also. Zusammengesetzt wurden die Tanks wahrscheinlich an einem Klohäuschenfließband irgendwo am Arsch der Welt in Missouri, Idaho oder – wer wusste das schon? – Iowa.Von Hartplastikschrauben zusammengehalten. Die Naht verlief am Boden und an den Seiten entlang wie ein einziges, überdimensionales Lächeln. Die Schrauben wurden bestimmt mit diesen langen Schraubenziehern festgedreht, wahrscheinlich mit pneumatischen wie den Dingern, mit denen in Autowerkstätten die Muttern an den Reifen gelockert wurden. Und warum waren die Schraubenköpfe auf der Innenseite? Ganz einfach: Damit nicht irgendwelche Spaßvögel mit einem Schraubenzieher einen vollen Tank von außen aufschrauben konnten, was sonst.
    Die Schrauben waren in Abständen von ungefähr fünf Zentimetern montiert, und der Riss war ungefähr fünfzehn Zentimeter lang. Curtis schätzte, dass drei Kunststoffschrauben abgebrochen waren. Schlechtes Material oder schlechte Verarbeitung? War ihm doch scheißegal!
    »Um mit dem Volksmund zu sprechen«, sagte er und lachte wieder.
    Die Schrauben zu beiden Seiten des Spalts standen etwas vor, aber er konnte sie nicht rausdrehen und auch nicht wie den Klodeckel eben abbrechen. Er fand einfach keinen Halt. Die rechte Schraube war etwas locker, so dass er sie mit viel Geduld vielleicht zu fassen bekam und langsam rausdrehen konnte. Das würde Stunden dauern, und wahrscheinlich würde er sich dabei die Finger blutig reiben, aber möglich war es. Und was würde ihm das bringen? Zwei Zentimeter mehr, durch die er frische Luft einatmen konnte, sonst nichts.
    Die Schrauben direkt neben denen, die etwas locker waren, saßen fest und sicher.
    Curtis konnte nicht noch länger auf dem Boden knien; die Oberschenkelmuskeln taten höllisch weh. Er hockte sich hin, den Rücken an die geschwungene Seitenwand des Tanks gelehnt, die Unterarme auf den Knien. Die dreckigen Hände hingen kraftlos herab. Sein Blick glitt zum heller werdenden Oval der Toilettenöffnung. Das war die Oberwelt, dachte er, nur dass sein Anteil daran ziemlich klein geworden war. Immerhin roch es dort besser, und wenn er wieder Kraft in den Beinen hatte, würde er wohl durch das Loch dorthin zurückkraxeln. Er würde nicht hier in der Scheiße sitzen bleiben, wenn ihm das nicht weiterhalf. Und anscheinend brachte ihm das überhaupt nichts.
    Eine riesige Kakerlake krabbelte, angesichts von Curtis’ Reglosigkeit kühn geworden, sein schmutziges Hosenbein hinauf. Er schlug nach ihr, und schon war sie verschwunden. »Recht so«, sagte er. »Warum quetschst du dich nicht durch den Schlitz? Du würdest doch wahrscheinlich hindurchpassen.« Er strich sich das Haar aus den Augen, obwohl er sich dabei

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