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Sunset - King, S: Sunset - Just After Sunset

Titel: Sunset - King, S: Sunset - Just After Sunset Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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beiseitegeschafft, um es sich während der Zeit, die ihm noch blieb, gutgehen zu lassen. Und was noch wichtiger war – er hatte es der Schwuchtel besorgt, die an seinem ganzen Elend schuld war. Sollte nur noch einer behaupten, er wüsste sich nicht seiner Haut …
    »Hallo, Grunwald. Hallo, Arschloch.«
    Grunwald riss die Augen auf. Zwischen ihm und der untergehenden Sonne zeichnete sich wie ein schwarzer Scherenschnitt eine dunkle Gestalt ab. Wie ein Trauerflor. Johnson? Aber das war völlig unmöglich; Johnson war noch in seine umgestürzte Toilette eingesperrt, Johnson war eine Scheißhausratte und verreckte gerade oder war schon tot.Außerdem würde ein schmieriger Kerl wie Johnson, der immer wie aus dem Ei gepellt daherkam, nie und nimmer in Klamotten rumlaufen, die so aussahen, als wäre er gerade vom Misthaufen gefallen. Das war bestimmt ein Traum. Aber …
    »Bist du wach? Gut. Ich möchte nicht, dass du etwas verpasst.«
    »Johnson?« Nur ein Flüstern. Mehr brachte er nicht zustande. »Das bist nicht du, oder?« Aber jetzt bewegte sich die Gestalt ein wenig – gerade genug, dass ihr die spätabendliche Sonne ins Gesicht fiel -, und Grunwald sah, dass er es war. Und was hatte er da in der Hand?
    Curtis bemerkte, wohin das Arschloch schaute, und war so rücksichtsvoll, sich noch etwas mehr zu drehen, damit die Sonne darauf fiel. Ein Föhn, dachte Grunwald – ein Föhn, und er saß brusttief in der Badewanne.
    Er stützte sich auf den Wannenrand, um sich hochzuhieven, und Johnson trat ihm auf die Finger. Grunwald stieß einen Schrei aus und riss die Hand zurück. Johnson war barfuß, aber er hatte mit der Ferse zugetreten, und zwar kräftig.
    »Bleib schön, wo du bist«, sagte Curtis mit einem Lächeln. »Schließlich wolltest du auch, dass ich dort bleibe, wo ich war. Aber ich bin da rausgekommen. Und hab dir sogar ein Geschenk mitgebracht. Ich hab bei mir zu Hause was rausgekramt. Aber deswegen solltest du es nicht ablehnen; es ist so gut wie gar nicht gebraucht, und auf dem Weg hierher hab ich den ganzen Schwuchtelstaub davon runtergeblasen. Übrigens, ich bin hintenrum gekommen, falls dich das interessiert. Wie praktisch, dass der Strom an deinem bescheuerten Viehzaun abgeschaltet ist. An dem Viehzaun, mit dem du meinen Hund umgebracht hast. Hier, bitte schön.« Mit diesen Worten ließ er den Föhn in die Badewanne fallen.
    Grunwald stieß einen Schrei aus und wollte das Gerät abfangen, griff jedoch daneben. Der Föhn klatschte ins Wasser und ging unter. Er wurde von einer Massagedüse am Boden der Wanne hin und her gewirbelt. Als er gegen eines von Grunwalds dürren Beinen stieß, zuckte der zurück, in der festen Überzeugung, er würde durch einen Stromschlag getötet.
    »Entspann dich«, sagte Johnson. Er lächelte noch immer. Er öffnete erst den einen Träger an der Latzhose, dann den anderen. Die Hose rutschte ihm bis auf die Fußgelenke. Darunter war er nackt.Auf der Innenseite der Arme und Schenkel glänzten noch braune Schmutzstreifen. In seinem Nabel steckte ein ekelhafter Klumpen – irgendein Rest aus dem Sammeltank. »Er ist nicht angeschlossen. Keine Ahnung, ob die alte ›Föhn in der Badewanne‹-Nummer überhaupt funktioniert. Allerdings muss ich zugeben, dass ich es gern ausprobiert hätte, wenn ich ein Verlängerungskabel gehabt hätte.«
    »Hau ab!«, keuchte Grunwald.
    »Nee«, sagte Johnson. »Ganz bestimmt nicht.« Und lächelte. Grunwald fragte sich, ob der Kerl verrückt geworden war.Wenn er das durchgemacht hätte, was Johnson durchgemacht hatte, wäre er jedenfalls verrückt geworden. Wie war er da rausgekommen? Wie in Gottes Namen war er da rausgekommen?
    »Der Regenschauer heute Nachmittag hat den Großteil der Scheiße abgewaschen, aber ich bin immer noch ziemlich schmutzig. Wie du sehen kannst.« Johnson bemerkte den widerlichen Klumpen in seinem Nabel, kratzte ihn mit dem Finger heraus und schnippte ihn beiläufig in die Wanne.
    Er landete auf Grunwalds Wange. Braun und stinkend, wie er war. Und schon ziemlich dünnflüssig. Gütiger Himmel, das war Scheiße! Grunwald stieß einen weiteren Schrei aus, dieses Mal aus Abscheu.
    »Ein Schuss, ein Treffer«, sagte Johnson lächelnd. »Nicht eben angenehm, was? Ich rieche es zwar kaum mehr, aber glaub mir, allein der Anblick reicht mir. Also sei ein guter Nachbar und rutsch rüber.«
    »Nein. Nein, du kannst doch …«
    »Danke!«, sagte Johnson lächelnd und sprang in die Wanne. Das Wasser spritzte in alle Richtungen.

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