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Sunset - King, S: Sunset - Just After Sunset

Titel: Sunset - King, S: Sunset - Just After Sunset Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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es so weit war, würde er schon wieder nach Hause finden. Berkowitz machte sich nicht die Mühe, dem Bonanzarad auszuweichen, sondern fuhr direkt darüber hinweg. Was nun wirklich nicht notwendig gewesen wäre. Als die Speichen mit metallischem Knirschen brachen, zuckte Sifkitz kurz zusammen. Die Rücklichter des Lasters wurden kleiner und verschwanden dann hinter einer Kurve. Sifkitz konnte das Kollern des Motors noch eine ganze Weile hören, aber auch das verklang.
    Er setzte sich auf die Straße, legte sich dann auf den Rücken und drückte das schmerzende linke Handgelenk an die Brust. Am Himmel waren keine Sterne zu sehen. Er war entsetzlich müde. Lieber nicht hier einschlafen, dachte er noch, sonst kommt etwas aus dem Wald geschlichen – ein Bär vielleicht – und frisst dich auf.Trotzdem schlief er ein.
    Als er aufwachte, lag er auf dem Betonboden in der Kellernische. Überall um ihn herum waren die Einzelteile des Hometrainers verstreut, alle Schrauben und Muttern waren entfernt worden. Die Uhr zeigte 20:43 Uhr an. Offenbar hatte einer der Männer den Wecker ausgestellt.
    Das Ding habe ich selbst auseinandergenommen, dachte er. So ist es gelaufen, und nicht anders. Irgendwann werde ich das sogar glauben.
    Er stieg die Treppe zur Eingangshalle hinauf und musste feststellen, dass er Hunger hatte.Vielleicht sollte er einen Abstecher zu Dugan’s machen und ein Stück Apfelkuchen essen. Apfelkuchen war doch nicht unbedingt das Ungesündeste, oder? Als er schließlich dort angekommen war, bestellte er sich eine große Portion Sahne dazu.
    »Was soll’s«, erklärte er der Kellnerin. »Man lebt nur einmal, oder nicht?«
    »Nun ja«, erwiderte sie. »Die Hindus sind da anderer Meinung. Aber wenn es Sie glücklich macht …«
    Zwei Monate später erhielt Sifkitz ein Päckchen.
    Es wartete in der Eingangshalle seines Wohnhauses auf ihn, als er von einem Abendessen mit seinem Agenten nach Hause kam (er hatte Fisch und gedünstetes Gemüse gegessen, sich zum Abschluss aber eine Crème brûlée gegönnt). Es war nicht frankiert, und nirgendwo war ein Logo von Federal Express, Airborne Express oder UPS zu sehen. Nur sein Name, in großen, unbeholfenen Blockbuchstaben: RICHARD SIFKITZ. Das stammt von jemandem, der KATZE unter das Bild schreiben muss, wenn er eine zeichnete, dachte Sifkitz und fragte sich, wie er darauf kam. Er nahm das Päckchen mit nach oben und schlitzte es mit einem Cuttermesser auf. Er musste einen ganzen Haufen zusammengeknülltes Papier herauskramen, bevor eine brandneue Baseballkappe zumVorschein kam. Sie war mit einem verstellbaren Band versehen, und auf dem Schildchen innen stand Made in Bangladesh .Vorne drauf prangte leuchtend rot: LIPIDE.
    »Was bedeutet denn das?«, fragte er das leere Studio und drehte die Kappe in den Händen hin und her. »Ist das nicht irgendwas im Blut?«
    Er probierte sie auf. Erst war sie ihm zu klein, aber nachdem er das Band ein Stück rausgelassen hatte, passte sie ihm wie angegossen. Er betrachtete sich im Schlafzimmerspiegel und fühlte sich noch immer nicht ganz wohl damit. Er nahm sie ab, bog sie zurecht und setzte sie dann wieder auf. Schon besser. Jetzt musste er nur noch seine Ausgehklamotten loswerden und in ein paar Jeans mit Farbflecken schlüpfen. Dann würde er wie ein richtiger Arbeiter aussehen … was er auch war, ganz gleich, was manche Leute denken mochten.
    Bald wurde es für ihn zur Gewohnheit, die LIPIDE-Kappe aufzusetzen, wenn er malte, ebenso wie er sich gestattete, an Tagen, die mit S anfingen, eine zweite Portion zu essen und donnerstagabends bei Dugan’s ein Stück Apfelkuchen zu bestellen. Auch wenn die Weltanschauung der Hindus dem widersprach, glaubte Richard Sifkitz, dass jeder Mensch auf dieser schönen weiten Welt nur eine einzige Runde drehte. Und wenn dem so war, dann sollte man sich vielleicht ein bisschen von allem gönnen.
     
    AUS DEM AMERIKANISCHEN VON HANNES RIFFEL

HINTERLASSENSCHAFTEN
    Die Dinge, von denen ich erzählen möchte – diejenigen, die sie hinterlassen haben -, tauchten im August 2002 in meiner Wohnung auf. Das weiß ich bestimmt, weil ich die meisten gefunden habe, kurz nachdem ich Paula Robeson bei ihrem Airconditioner behilflich gewesen bin. Das Gedächtnis braucht immer einen Anhaltspunkt, und das ist meiner. Sie war Kinderbuchillustratorin, sah gut aus (Teufel, sie sah klasse aus), der Ehemann im Import-Export-Geschäft. Als Mann hat man so seine Art, sich an Gelegenheiten zu erinnern, bei denen man

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