Super Jumper. Luc - Nicht von diesem Planeten
hat er mir noch aufmunternd zugenickt. »Nun guck mal nicht so bedröppelt. Mir geht es schon wieder gut. Du weißt doch, nur die Harten kommen in den Garten.«
Also bin ich mit Buddy auf dem großen Findling neben dem Gewächshaus sitzen geblieben und mir ist jede Menge durch den Kopf gegangen. Vor allem hab ich mich gefragt, ob das vielleicht das vorzeitige Ende für Mamas und Klaus’ Traum ist. Wäre ja möglich, dass Klaus sich einen so komplizierten Beinbruch zugezogen hat, dass er nie wieder als Garten- und Landschaftsbauer arbeiten kann. Und das würde bedeuten, dass ich schneller wieder in Hamburg bin, als ich es mir erträumt habe. Das wäre echt der Burner – oder?
»Warum stehen denn die ganzen Paletten vor dem Gewächshaus herum?«, will meine Mutter wissen, kaum dass sie aus dem Auto gestiegen ist.
Dann fällt ihr Blick auf Buddy und ihr eben noch so angespanntes Gesicht hellt sich auf. »Ach, wie schön, Luc. Du hast einen Freund mitgebracht. Hallo, ich bin Elke, Lucs Mutter. Und wer bist du?«
Buddy springt auf und schüttelt meiner Mutter wild die Hand. »Ich bin Buddy, also eigentlich Torben Koller, aber Sie können mich Buddy nennen. Das machen alle.«
»Und du bist ein Klassenkamerad von Luc?«, fragt meine Mutter fröhlich weiter.
Buddy bewegt den Kopf hin und her. »Nein, das nicht. Aber wir gehen in Parallelklassen.« Er grinst breit und mir geht fast die Hutschnur hoch.
»Du wolltest doch wissen, warum die Paletten da herumstehen«, funke ich dazwischen. »Die hat der Fahrer des Rettungswagens dahin gekarrt. Sonst hätten die Klaus nämlich nicht mit der Trage herausschaffen können.«
WUMMS!
Meiner Mutter entgleisen sämtliche Gesichtszüge. »Was? Was sagst du da?«, haucht sie.
»Ich hab doch gleich gewusst, dass es eine total bekloppte Idee ist hierherzuziehen. Klaus wird gerade ins Krankenhaus gebracht. Ein Terracottakübel ist von einer der Paletten direkt auf ihn hinuntergekracht. Hat womöglich sein Bein so zertrümmert, dass er nicht mehr als Landschaftsgärtner arbeiten kann.«
Keine Ahnung, warum ich plötzlich so wütend bin und sie so anpflaume. Vielleicht, weil mir noch immer der Schreck tief in den Knochen sitzt.
»Was?«, wispert meine Mutter. »Veräppelst du mich auch nicht, Luc?!«
Beleidigt schiebe ich die Unterlippe vor und deute mit dem Daumen auf Buddy. »Bitte, wenn du mir nicht glaubst, frag doch ihn.«
Buddy schaut etwas unsicher zwischen meiner Mutter und mir hin und her, bevor er sich leise räuspert. »Ganz so hat der Notarzt sich nun auch wieder nicht ausgedrückt. Nur dass das Bein wohl ziemlich schwer verletzt ist. Aber dass die Ihren Mann mitgenommen haben, stimmt schon, Frau … ähm … Elke.«
»Oh Gott«, keucht meine Mutter und schlägt sich die Hände vors Gesicht. Im nächsten Moment höre ich sie darunter leise aufschluchzen und plötzlich fühle ich mich mies. Und zwar so richtig. Ich sitze hier, freue mich, dass ich nun schneller als gehofft zurück nach Hamburg komme, blaffe sie fies an und denke mal wieder nur an mich. Von wegen kämpfen. Von wegen sizilianische Zermürbungsstrategie. Purer Egoismus!, schreit eine höhnische Stimme tief in mir.
Du bist happy, dass Klaus sich verletzt hat. – Ey, Luc, stell dich in die Ecke zum Schämen.
Ihr Weinen hört sich so verzweifelt an, so … bitterlich, dass ich von dem Findling aufspringe, um sie tröstend in den Arm zu nehmen. »Mama, nicht weinen. Bestimmt ist es gar nicht so schlimm mit Klaus’ Bein und alles wird wieder gut …«
Da geht ein kleiner Ruck durch ihren Körper und sie strafft die Schultern. Energisch wischt sie sich mit dem Handrücken die Tränen aus den Augen und lächelt mich tapfer an.
»Bestimmt«, schnieft sie. »Ganz bestimmt!«
Mir bleibt keine andere Wahl. Ich muss hier tatenlos herumhocken. Auch wenn sich alles in mir dagegen sträubt. Verdammt noch mal! Dabei wollte ich unbedingt mit ins Krankenhaus zu Klaus fahren. Aber meine Mutter meinte, ich solle in der Gärtnerei bleiben, weil doch jeden Augenblick dieser beknackte holländische Blumenlieferant kommt.
»Schöne Kacke«, rege ich mich auf. »Ich meine, wer wollte denn unbedingt in dieser Pampa neu durchstarten? Ich sicher nicht.«
»Aber jetzt sitzt du hier fest und möchtest nichts mehr als zurück in dein geniales Leben nach Hamburg.«
Dass Buddy neben mir auf dem Findling hockt, hatte ich völlig ausgeblendet. Hölle, hoffentlich denkt der jetzt nicht, ich will mich wie ’ne luschige Memme an
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