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Super Sad True Love Story

Super Sad True Love Story

Titel: Super Sad True Love Story Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Shteyngart
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Begib dich umgehend nach Hause. Nimm Eunice mit. Sorg für ihre Sicherheit.»
    Ich war immer noch bekifft. Die Fenster meiner Seele waren rötlich beschlagen. Dieser Übergang von relativer Glückseligkeit zu allumfassender Angst leuchtete mir überhaupt nicht ein. Dann erinnerte ich michs an den Grund meines relativen Glücks. «Meine Freunde», sagte ich. «Sind die, wenn sie hier auf Staten Island bleiben, sicher?»
    «Kommt drauf an», sagte Joshie.
    «Worauf?»
    «Ihre Vermögenswerte.» Ich wusste nicht, wie ich darauf reagieren sollte. Mir war nach Weinen zumute. «Deinen Freunden Vishnu und Grace wird dort, wo sie sind, nichts zustoßen», sagte Joshie.
Woher wusste er die Namen meiner Freunde? Hatte ich ihm die gesagt?
«Dein Hauptaugenmerk sollte darauf liegen, Eunice zurück nach Manhattan zu bringen.»
    «Und was ist mit meinen Freunden Noah und Amy?»
    Eine Pause. «Von denen habe ich noch nie gehört», sagte Joshie dann.
    Es wurde Zeit für den Abgang. Ich küsste Vishnu auf beide Wangen, klatschte die anderen ab und nahm von Grace, die uns zu bleiben bat, einen kleinen Behälter mit Kimchi und Seetangwickeln entgegen.
    «Lenny!», rief sie. Dann flüsterte sie mir ins Ohr, sodass Eunice es nicht hören konnte: «Ich liebe dich, Süßer. Pass auf Eunice auf. Passt beide auf euch auf.»
    «Red doch nicht so», flüsterte ich zurück. «Wir sehen uns wieder. Morgen schon.»
    Noah und Amy fand ich nebeneinander streamend, erschrie, sie weinte, die Luft zwischen ihnen war von Panik und Medien dick. Ich griff nach Noahs Äppärät und schaltete ihn aus.
    «Du und Amy, ihr müsst mit uns nach Manhattan kommen.»
    «Bist du verrückt?», sagte er. «Da wird gekämpft. Die Venezolaner sind auf dem Weg.»
    «Mein Chef sagt, wir müssen nach Manhattan. Da wären wir sicherer. Hat er von WapachungKrise gehört.»
    «WapachungKrise?», rief Noah. «Was ist los, bist du jetzt etwa Überparteilicher geworden?» Und dieses eine Mal hätte ich meinem Freund am liebsten die Empörung aus dem Gesicht geschlagen.
    «Wir müssen uns in Sicherheit bringen, Arschloch», sagte ich. «Da ist ein Riesenaufstand im Gange. Ich versuche, dir das Leben zu retten.»
    «Und was ist mit Vishnu und Grace? Wenn es hier nicht sicher ist, wieso kommen die dann nicht mit?»
    «Mein Chef meint, die würden hier keine Probleme kriegen.»
    «Wieso, weil Vishnu kollaboriert?»
    Ich packte ihn am Arm wie noch nie zuvor – sein kräftiges Muskelfleisch knautschte unter meinem festen Griff – und machte deutlich, dass jetzt ich das Sagen hatte. «Hör mal gut zu», sagte ich. «Ich mag dich. Du bist mein Freund. Wir müssen das für Eunice und Amy tun. Wir müssen dafür sorgen, dass ihnen nichts geschieht.»
    Er sah mich mit dem wohlfeilen Abscheu der Selbstgerechten an. Ich war mir über seine Gefühle für Amy Greenberg nie im Klaren gewesen, aber jetzt gab es keinen Zweifel mehr. Er liebte sie nicht. Sie waren aus einem offensichtlichen und zeitlosen Grund zusammen: Es war etwas weniger unangenehm, als allein zu sein.
     
    CrisisNet: UNBEKANNTE QUELLEN: 18   KREDITMASTEN IN MANHATTANS KREDI-DISTRIKT VON VERMÖGENSSCHWACHEN DEMONSTRANTEN IN BRAND GESETZT. NATIONALGARDE WIRD MIT «RASCHEM HANDELN» REAGIEREN.
     
    Wie zwei schöne Paare traten wir auf die herrliche grüne, viktorianische Straße St.   Mark’s Place hinaus, Noahs Arm um Amy, meiner um Eunice. Doch die hübsche Zweisamkeit und die ansehnlichen Trauerweiden stellten eine Lüge dar. Übelkeit erregende europäische Ängste, gemähtes Gras und gemäßigter Sex, vermischt mit einem überraschenden Schuss Dritte-Welt-Schweiß, drängten sich auf der elegantesten Straße des Bezirks, wo die hippe weiße junge Menschheit zurück zur Staten-Island-Fähre eilte, Richtung Manhattan und weiter nach Brooklyn, während eine gegenläufige Menge wieder nach Staten Island übersetzen wollte – keine Seite wusste, ob sie die richtige Eingebung hatte; glaubte man den Medien, die aus unseren Äppäräten schnatterten, war unsere gesamte Stadt in Gewalt versunken, eine reale oder auch erfundene. Wir stapften aneinander vorbei, die Medienleute streamten im Gehen, Amy gab einen knappen Abriss ihrer Garderobe und ihres jüngsten Frustes über Noah zum Besten, und Eunice, deren formidabler Fickfaktor rings um uns im Wind wehte, beobachtete die Umgebung mit wachsamem Blick. Eine weitere Hubschrauberarmada überflog uns ausgerechnet in den Momenten, als sich ein echtes Gewitter ankündigte.
    Ich

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