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Super Sad True Love Story

Super Sad True Love Story

Titel: Super Sad True Love Story Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Shteyngart
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Angstgeruch des Dicken mir gar nicht aus der Nase gewichen, sondern zwischen meine borstendicken Nasenhaare eingesickert war, an denen Eunice, «Uh, wie oberfies» flüsternd, in meinem römischen Bett so zögerlich gezupft hatte. Und ehe ich recht begriff, was geschehen war, saß ich schon auf dem Boden des Sicherheitsschuppens, die Beine nutzlos ausgestreckt, die Arme in der neuen amerikanischen Luft herumstochernd, als wäre ich ein Schlafwandler oder ein Sportler bei seinen Dehnübungen. Mein Pass war mir aus der Hand gefallen. Die Italiener sagten etwas Mitfühlendes in meine Richtung. Für Krankheit hatte es ein Gespür, dieses freundliche uralte Volk. Die Geräusche, die Eunice «texten» nannte, drangen aus meinem Mund, doch selbst mit dem Ohr an meinen Lippen hätte man kein Wort von dem verstanden, was ich sagte.

DER EINZIGE MANN FÜR MICH
    Aus Eunice Parks GlobalTeens-Account
    5.   Juni
    Format: Englischer Standardtext Vollanzeige
    GLOBALTEENS-SUPERTIPP:
Studie der Harvard-Modeakademie weist nach, dass ausgedehntes Tippen Handgelenke breit und unattraktiv werden lässt. Bleib für immer GlobalTeen – jetzt sofort zu Images wechseln!
     
    EUNI-DIOTIN UNTERWEGS AN GRILLBITCH:
    Liebstes Pony!
    Sgeht ab, Schlampe? Ich wär echt froh, wenn du jetzt hier wärst. Ich brauche wen, mit dem ich texten kann, und Teens bringt’s da einfach nicht. Bin so verwirrt. Mit Ben (dem Kredittypen) bin ich nach Lucca gefahren, und er war supernett, hat jedes Essen und auch das phantastische Hotelzimmer bezahlt, ist mit mir um den alten Stadtwall spaziert und dann in so eine unfassbar gute Osteria rein, wo ihn alle kannten und unser Wein 200   Euro gekostet hat. Die ganze Zeit hab ich gedacht, doch, er wäre der perfekte Freund, und ich war richtig scharf auf seinen schlanken Körper. Aber dann hab ich auf einmal ohne jeden Grund gesagt, dass seine Füße riechen oder dass er schielt oder dass seine Haare weniger werden (was TOTAL gelogen war), und dann wurde er komplett intro, fuhr den Kommunikationszugang an seinem Äppärät runter, sodass ich überhaupt nicht mehr wusste, wo er mit seinen Gedanken war, und starrte bloß in die Gegend. Getan haben wir es natürlich trotzdem. Und es war auch ganz OK. Aber gleich hinterher hab ich eine fettePanikattacke gekriegt, mit Heulen und so, und er hat versucht, mich zu trösten, hat zu mir gesagt, ich sähe nuttig aus und mein Fickfaktor sei 800+ (was absolut nicht stimmt, ich kann nämlich in ganz Rom keinen Friseur finden, der mit asiatischem Haar umgehen kann), aber er konnte mich nicht aufmuntern. Ich schäme mich so. Hab das Gefühl, dass ich es nicht verdiene, mit jemandem wie Ben zusammen zu sein, und immer wenn wir zusammen spazieren gegangen sind oder so, hab ich mir ein wunderschönes Supermodel an seiner Seite vorgestellt, oder so eine Medienhure, richtig schlau, aber sexy. Jemanden, den er wirklich verdient, anders als so ein gestörtes Mädchen wie mich.
    Ich hab noch ein GlobalTeens von meiner Mom gekriegt, wo im Wesentlichen drinstand, dass mein Vater wieder losgelegt hat. Sally musste oben im Gästezimmer schlafen und Mom im Keller, denn wenn er richtig betrunken ist, kann er keine Treppen mehr gehen, oder jedenfalls hört man ihn dann früh genug.
    Ich wollte von Sally wissen, was los ist, aber sie hat bloß so was Lahmes geantwortet – dass Mom das Tofu verbockt hat und Dads Praxis leer ist, als wäre Mom schuld, oder die Patienten, auf jeden Fall nicht Dad. Ich hab jedenfalls schon nach billigen Flugtickets geschaut, denn so gern ich das Geld des Arschlochs hier ausgebe, weiß ich doch, dass ich verantwortlich dafür bin, was mit Sally und Mom passiert.
    Ich glaube, ein bisschen verliebe ich mich in Ben, aber ich weiß auch, das führt zu nichts, weil irgendwas in meinem kranken Hirn denkt, dass mein Vater auf immer der einzige Mann für mich sein wird. Wenn ich mit Ben irgendwas Wunderbares erlebe, denke ich an all die schönen Sachen, die DAD gemacht hat, und fange an, ihn zu VERMISSEN. Zum Beispiel hat er doch immer armen Mexikanern geholfen, als er noch die Praxis in Kalifornien hatte, und wenn sie nichtkrankenversichert waren, das waren sie ja praktisch nie, dann hat er ihre Füße umsonst behandelt. Ich meine, vielleicht bin ich ja eine schlechte Tochter, weil ich ihn im Stich gelassen habe und bis nach Europa abgehauen bin? O Gott, tut mir leid, dieser ganze Text-Ausfluss. Hey, weißt du noch, wie du damals in Long Beach immer bei mir übernachtet hast?

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