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Super Sad True Love Story

Super Sad True Love Story

Titel: Super Sad True Love Story Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Shteyngart
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Er handelte Preis herunter. Drei Euro.»
    «Aber Tomate ist leicht!», rief mein Vater. «Auf Russisch
pomidor
, auf Italienisch
pomodoro
. Weiß sogar ich! Wenn er uns gehandelt hätte vielleicht Gurke oder Kürbis   …»
    «
Satknis usche, Borja
(Jetzt sei schon still, Boris)», sagte meine Mutter. Sie zupfte ihre Sommerbluse zurecht und sah mich durchdringend an. «Lenny, Nachbar Mr.   Vida zeigt uns, du bist auf Stream ‹101   Leute, die uns leidtun sollten›. Warum tust du das? Dieser DikSuk-Junge macht sich lustig. Sagt, du bist fett und dumm und alt. Du isst schlechtes Essen und hast keinen Beruf, und dein Fickfaktorist auch sehr niedrig. Außerdem sagt er,
tebja ponisili
[du wurdest degradiert] in Firma. Papa und ich sind sehr traurig darüber.»
    Mein Vater wandte vor Scham das Gesicht ab, während ich unterm Tisch die Zehen krümmte und wieder streckte. Das also war der Grund für ihren Ärger.
So oft
hatte ich ihnen gesagt, sie sollten keine Streams oder Daten über mich abrufen. Ich war Privatmann in meiner eigenen kleinen Welt. Ich wohnte in einer Natürlich gewachsenen Ruhestands-Gemeinschaft. Ich hatte gerade erst FECen gelernt. Wieso fanden sie im Rentenalter keine bessere Beschäftigung als diese schmerzlich genaue Begutachtung ihres einzigen Kindes? Wieso verfolgten sie mich mit ihren Tomaten und Notenschnitten und ihrem «Wer bist du von Beruf aus»?
    Und dann hörte ich Eunice reden, ihr schnörkelloses amerikanisches Englisch tönte durch die Enge unseres Hauses. «Ich habe ihm auch schon gesagt, er soll da nicht mehr auftauchen», sagte sie. «Und das wird er auch nicht. Stimmt doch, oder, Lenny? Du bist so gut und so klug, du brauchst so etwas doch nicht.»
    «Genau»
, sagte meine Mutter. «Genau, Eunice.»
    Ich erzählte ihnen nicht, dass ich meinen Schreibtisch wiederhatte. Ich sagte gar nichts. Ich lehnte mich zurück und beobachtete, wie die beiden Frauen meines Lebens über einen rumänischen Hochglanztisch schauten, der unter einer Plastikdecke und einem Zentner Mayonnaise und Dosenfisch ächzte. Sie sahen sich in stiller Eintracht an. Manchmal wetteifern Mutter und Freundin miteinander, aber in meinem Fall war das nie so gewesen. Es ist ganz leicht für zwei kluge Frauen, unabhängig von Alter und Herkunft zu völligem Einverständnis über mich zu gelangen.
Dieses Kind
, schienen sie zu sagen   …
    Dieses Kind muss immer noch erzogen werden.

MÄSSIGUNG, LIEBE, GLAUBE, HOFFNUNG
    Aus Eunice Parks GlobalTeens-Account
    25.   Juni
    EUNI-DIOTIN AN GRILLBITCH:
    Hi, liebstes Pony!
    Sgeht, du Loch? O Mann. Oder «Oj Mann», wie mein jüdischer Freund sagen würde. Ich fühl mich im Augenblick so komisch. Wenn du doch herfliegen könntest, dann könnten wir uns bei Padma die Haare machen lassen. Meine werden so lang, sieht total abgedreht aus. Uäh. Vielleicht sollte ich mir so eine
ajumma
-Dauerwelle machen lassen, wie sie unsere Mütter haben, die föhnt man einfach morgens, und dann wird es so ein Helm. Ich kriege auch schon die berühmten
ajumma
-Hüften! Toll, was? Ich sehe aus wie eine Kreuzung aus meiner Tante Suewon und einer Ente. Und mein Arsch ist so SCHEISSRIESENGROSS, bald größer als Lennys, der hat so einen plattgedrückten, wie er für Männer mittleren Alters typisch ist, aber ich will dich nicht schon wieder anekeln. Du siehst, er und ich sind füreinander geschaffen! Nenn mich einfach Fatty McFat, okay?
    Ach, mein Pony. Was mache ich bloß mit Lenny? Er ist irgendwie so kopfklug, es schüchtert mich ein. Bei Ben in Rom fühlte ich mich immer eingeschüchtert, weil er so gut aussah, und deshalb war ich auch im Bett nie supersicher. Bei Lenny ist es leichter. Ich kann ich selbst sein, denn alles, was er macht, ist total süß und ehrlich. Ich hab ihm einen geblasen, mit Im-Mund-Kommen und so, würg, und er war so dankbar, dass er angefangen hat zu weinen. Wer macht denn so was? Manchmal wünsche ich mir, ich würde ihn sosehr wollen wie er mich. Er spricht schon von Heirat, mein süßer kleiner Trottel! Ich möchte doch bloß, dass er entspannt und vielleicht nicht immer so süß und liebevoll und aufmerksam zu mir ist, damit ich vielleicht auch mal ein bisschen um ihn werben kann. Oder rede ich Unsinn?
    Bin übrigens mit nach Long Island zu seinen Eltern gefahren. Im Grunde hat er mir ein schlechtes Gewissen gemacht. Sein Dad ist komisch und nur schwer zu verstehen, aber seine Mutter mag ich. Sie lässt sich von Lenny oder ihrem Mann nichts bieten. Wir haben uns

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