Supermom schlägt zurück - Mallery, S: Supermom schlägt zurück
allem erinnerte sie sich. Wie er immer gelächelt hatte, wenn er sie sah. Mit offenen Armen war er auf sie zugelaufen. Er wollte umarmt werden, und mit Freude hatte sie ihm seinen Wunsch erfüllt.
Sie hatte den Jungen geliebt. Aber als Nathan ihr dann sagte, dass sein Sohn sterben würde, war ein Teil von ihr auch glücklich gewesen. Damals hatte sie sich geschämt. Geschämt, weil sie darüber Freude empfand. Sosehr sie Daniel auch liebte, sie wollte, dass sein Vater litt, und Daniels Tod hatte ihren Bruder beinahe in die Knie gezwungen.
Als es mit ihm zu Ende ging, war sie im Krankenhaus gewesen und hatte am Bett des Jungen gesessen. Die Erkenntnis, dass er bald nicht mehr da sein würde, brach ihr das Herz. Trauer und Freude.
Damals hatte diese Gefühlsmischung sie verwirrt und verwirrte sie bis heute.
Sie wartete an der Haltestelle, stieg in den Bus ein und sah, dass ihr Lieblingsplatz frei war. Dort saß sie genau in der Mitte, schaute niemanden an und wollte nur, dass die Fahrt schnell vorbeiging.
Glücklicherweise gab es nicht viel Verkehr. Als sie die Brücke hinter sich hatten, stieg sie an ihrer Haltestelle wieder aus und ging zu ihrem kleinen Apartment.
Dort angekommen, warf sie ihren Kaffee weg und ging zum Waschbecken. Sie pumpte sich die weiche, cremige Seife in die Hände und begann mit dem Waschen. Eins, zwei, drei, vier. Wieder und wieder, achtzehn Mal.
Das Ritual entspannte sie und löste das Gefühl von Enge in ihrer Brust, bis sie wieder atmen konnte. Bis sie sauber war.
Als sie damit fertig war, trocknete sie sich die Hände an einem ihrer speziellen Handtücher, trat ans Fenster und schaute zum Himmel hinauf.
Ein wunderschöner Tag, dachte sie sehnsüchtig. An Tagen wie diesen konnte sie sich daran erinnern, wie es war, normal zu sein.
Das war sie jetzt nicht mehr. Das wusste sie. Sie brauchte Hilfe. Einen Arzt, Medikamente. Eines Tages, dachte sie, aber jetzt noch nicht.
Sie ließ ihren Blick weiter nach unten schweifen, bis er auf einem anderen Gebäude landete, das Nathan gehörte. Der Anblick und der Anblick des Schattens, den es warf, machte sie wieder wütend. Besser getrieben als geheilt, sagte sie sich. Sie würde Nathan vernichten. Vielleicht würde es ihr bereits besser gehen, wenn er nichts mehr besaß. Vielleicht würde dann das Blut verschwinden.
Nathan parkte vor Kerris kleinem Haus. Noch immer wusste er nicht, was zum Teufel er hier tat. Die Assistentinvon Dr. Wallace hatte ihn angerufen und ihm lediglich gesagt, dass es ein Problem mit den Fördermitteln gebe, weiter nichts. Als er versucht hatte, Kerri an ihrer Arbeitsstelle zu erreichen, wurde ihm mitgeteilt, dass sie sich krankgemeldet hatte. Zum ersten Mal. Aber zu Hause ging sie nicht ans Telefon.
War sie krank? Verletzt? Und was war mit dem Geld für das Labor geschehen?
In der Einfahrt sah er ihren verbeulten Wagen, also war sie zumindest schon mal zu Hause. War etwas mit Cody?
Sollte Letzteres der Fall sein, würde er lieber an jedem anderen Ort sein wollen, nur nicht hier. Er wollte sich nicht auf dieses Kind einlassen. Das Klügste wäre, umzukehren und wieder nach Seattle zurückzufahren, wobei es noch klüger gewesen wäre, überhaupt nicht hergekommen zu sein.
„Zum Teufel damit“, murmelte er vor sich hin, als er aus dem Wagen stieg und aufs Haus zuging. Er klopfte an die Tür und wartete.
Es dauerte ein paar Sekunden, dann ging sie auf, und Kerri stand vor ihm. Allerdings war es nicht die Kerri, die er kannte.
Ihre blauen Augen waren rot geweint und geschwollen, ihre Haut fleckig. Sie blinzelte ihn an und sagte: „Geh wieder! Dazu bin ich jetzt nicht in der Lage.“ Und schon wollte sie die Tür wieder schließen.
Mit einer Hand hielt er sie davon ab, dann drängte er sich hinein. „Wozu bist du nicht in der Lage?“
„Was immer du von mir erwartest. Geh hin, wo du willst. Mach, was du willst. Ich kann nicht. Es ist ein schlechter Zeitpunkt.“
Er musterte sie. Sie trug ein viel zu großes T-Shirt und eine ausgebeulte Jogginghose. „Du siehst fürchterlich aus.“
„Na und?“
Schlimmer noch, sie wirkte … gebrochen. Er mochte diesesWort nicht, aber es passte.
„Was ist los?“, fragte er sie.
Kerri ging zum Sofa und ließ sich auf das flache Polster fallen. „Er will nicht. Dr. Wallace. Linda hatte mir gesagt, dass es da ein Problem gibt, also bin ich selbst zu ihm hin. Er will die Forschungen nicht wieder aufnehmen. Er gibt sich die Schuld an der Explosion.“ Nathan musste
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