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Supernova

Supernova

Titel: Supernova Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Stross
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einen Umschwung herbei, ließ
die Tasche zuschnappen und die dichte Kristallkugel in das Loch im
Kern des Sterns fallen. Und die Tore zur Hölle öffneten
sich.
    Eisen fusioniert nicht leicht: Dieser endothermische Prozess
verbraucht viel Energie. Als dem Stern sein Inneres entrissen und
durch eine winzige Kanonenkugel kalter, degenerierter Materie ersetzt
wurde, begannen dessen äußere Schichten, die der
Strahlungsdruck vom Kern fern hielt, über einen Zwischenraum von
etwa einer Viertelmillion Kilometer kalten Vakuums hinweg nach innen
zu kollabieren. Die äußere Hülle fiel schnell in sich
zusammen, wobei dieser Prozess durch eine stellare Schwerkraftquelle
beschleunigt wurde. Während Minuten verrannen, sah es von
außen so aus, als zöge sich die Photosphäre des
Sterns leicht zusammen, während riesige Strudel von
heißem, aufgewühltem Gas darüber hinwegwirbelten und
explodierten. Bald darauf schlug die Implosionsfront wie ein Hammer
in den Kern…
    Für die Bewohner des Planeten, der vernichtet werden sollte,
gab es kaum eine Vorwarnung. Einige Minuten lang berichteten die
Satelliten, die für die Überwachung der Sterne
zuständig waren, über ein bevorstehendes solares
Leuchtfeuer und Absonderlichkeiten mit atmosphärischen Effekten
wie Aurorae und warnten die Arbeiter und Bergleute im
Asteroidengürtel vor einem aufziehenden Sturm. Höchstens
einer oder zwei der Satelliten verfügten über einen
Kausalkanal, ein teures, empfindliches Gerät, das auf begrenzter
Bandbreite unmittelbare Kommunikation ermöglichte und nicht
anfällig fürStörungen war. Aber die Warnungen reichten
nicht aus, um irgendeinem Menschen zur Flucht zu verhelfen: Die
Satelliten stellten ihren Betrieb einfach einer nach dem anderen ein,
als eine Welle von Störungen mit Lichtgeschwindigkeit vom Stern
nach außen drang.
    In einem Forschungsinstitut runzelte eine Meteorologin die Stirn,
starrte verwirrt auf ihren Rechner und versuchte, das Geschehen zu
analysieren. Sie war der einzige Mensch auf dem Planeten, dem noch
Zeit blieb zu bemerken, dass sich etwas Seltsames tat. Aber die
Satelliten, deren Meldungen sie verfolgte, kreisten nur drei
Lichtminuten näher am Stern als der Planet, auf dem sie lebte.
Und zwei Minuten hatte sie bereits damit vertan, sich mit einer
Kollegin, die gleich in die Mittagspause wollte, über den Preis
eines Hauses zu unterhalten, das sie jetzt nie mehr kaufen würde
– ein Haus, das für alle Zeiten am Ufer der Bucht nicht
erfüllter Träume liegen würde.
    Der Hammerschlag war eine sphärische Schockwelle aus
Wasserstoffplasma, die mit einer Hitze von mehreren Millionen Grad
glühte und sich verdichtete, bis sie viele Eigenschaften von
Metall aufwies. Hundertmal massiver als der größte
Gasriese im Sternensystem, bewegte sich diese Schockwelle, als sie
auf den Eisenkristall im Kern des vernichteten Sterns traf, mit fast
zwei Prozent der Lichtgeschwindigkeit vorwärts. Als sie
einschlug, verwandelte sich ein Zehntel der potenziellen
Gravitationsenergie des Sterns innerhalb von Sekunden in Strahlung.
Erneut begann die Fusion, erneut vollzogen sich seltsame Reaktionen,
als selbst der eiserne Kern begann, sich Nuklei einzuverleiben, und
dabei schwerere, heißere und instabilere Zwischenelemente
– Isotope – herausbildete. In weniger als zehn Sekunden
verzehrte der Stern einen beträchtlichen Teil seines
Brennstoffs, genügend, um das Feuer für eine Milliarde von
Jahren in Gang zu halten. Der Zwerg dieses G-Typs hatte nicht
genügend Masse, die er dem abfallenden Druck der Elektronen in
seinem Kern hätte entgegensetzen können, sodass er zu einem
Neutronenstern kollabiert wäre; dennoch prallte vom Kern eine
beachtliche Schockfront zurück, die fast die hundertfache
Stärke einer Supernova besaß.
    Ein riesiger Impuls von Neutrinos explodierte nach außen und
riss einen Großteil der Energie vom unmittelbaren Brandherd der
Fusion mit. Normalerweise reagierten die neutralen Teilchen gar nicht
mit Materie; ein gewöhnliches Neutrino kann durch ein Lichtjahr
von Blei schwirren, ohne es überhaupt zu registrieren. Aber
jetzt waren es so viele Neutrinos, dass sie, als sie durch die
äußeren Schichten des Sterns drangen, einen guten Teil
ihrer Energie in der tosenden Blase von nebligem Plasma abluden, das
an die Stelle der Photosphäre getreten war. Bald darauf folgte
ihnen eine Flutwelle von harten Gammastrahlen und Neutronen, die um
Milliarden heller strahlte als der Stern; sie drang durch die
niederen

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