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Supernova

Supernova

Titel: Supernova Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Stross
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hatte,
an der Alarmanlage zu schaffen. Kabel waren eine leichte
Übung…
    Eine Minute später hatte sie die Filterhaube losgeschraubt
und an einer Seite hochgebogen. Einen Blick hindurchzuwerfen, war
Sache von Sekunden. Ihre an einer Schnur befestigte Spionage-Kamera,
verkleidet als Spielzeugspinne, beschrieb wirre Kreise und
enthüllte dabei einen engen Raum, dessen innere Tür
geschlossen war. An allen vier Wänden waren Regale angebracht,
auf denen Kisten standen. Das Büro des Zahlmeisters oder ein
begehbarer Schrank des Kapitäns? Wednesday konnte es nicht
sagen, aber offensichtlich war es der Ort, an dem hochwertige Fracht
aufbewahrt wurde: alles Kompakte, das in einem mit Schloss und Riegel
versehenen Safe transportiert werden, aber während der Reise der
Inspektion zugänglich sein musste. Urkunden. Aktienzertifikate.
Dokumente. Anweisungen. DNA-Proben. Chiffrierschlüssel. Seltene,
gesetzlich geschützte Software. »Warum siehst du dir das
nicht näher an?«, stachelte eine vertraute Stimme sie an.
Hermann ließ einen Lageplan hinter ihren Augen aufblinken.
»Achtung: Gemäß dieser authentischen Blaupause
müsste der Raum zu den Quartieren des Kapitäns
gehören.«
    »Glaubst du, ich werde da drinnen einen Schatz
entdecken?« Wednesday suchte bereits nach einem Punkt, an dem
sie ihr Seil festmachen konnte. Dem Reiz dieser verbotenen Frucht
hätte sie niemals widerstehen können.
    Versperrte Türen. Ein halbwüchsiges Mädchen, das eine dieser Phasen durchmacht. Modifikationen an einem
normalen Versorgungssystem. Haltet alle Uhren an: Ein Stern ist
gestorben. Spielzeugspinnen aus blauem Kunststoff. Geheimbefehle, von
Hand auf unintelligentes, altmodisches Papier geschrieben.
Unsichtbare Spielgefährten. Ein Schild mit dem Bordpass, das in
einen Fahrstuhlschacht fällt. Der Atem stockt: Das Universum
hält die Luft an. Und…

 
supernova
     
    Einschlag: T Null
     
    Unmittelbar außerhalb des expandierenden Lichtkegels der
Gegenwart starb ein Stern unter dem Bombardement von Eisen.
    Irgendetwas – irgendeine außergewöhnliche
Kraft nicht-natürlichen Ursprungs – zog einen Knoten im
Raum so fest zusammen, dass das Zentrum eines stellaren Hochofens
davon eingeschlossen wurde. Eine riesige Schleife aus Superstrings
drehte sich zur Seite, dehnte sich aus und zog sich wieder zusammen,
bis der Kern des Sterns völlig losgelöst in einem
Taschenuniversum dahintrieb, in dem die zeitartige Dimension auf die
Planck’sche Länge zusammengerollt war. Eine andere
Dimension – eine der geschlossenen, die sich selbst
zusammenfalten, wie es das Standardmodell der Physik besagt –
trat an deren Stelle. Innerhalb des Taschenuniversums spulte die
Zeit, eine enorme Spanne von Zeit, zurück, während
draußen nur ein paar Sekunden vergingen.
    Aus der Perspektive des dahintreibenden Kerns schien sich das
übrige Universum unendlich weit zurückzuziehen und hinter
einem Ereignishorizont zu verschwinden. Dort würde es so lange
verharren müssen, bis die expandierende Sphäre kollabierte.
Die lodernde Gaskugel leuchtete ihren eigenen Kosmos aus, bis sie
nach und nach verblasste. Es verstrich viel Zeit, maßlos viel
Zeit, aber aus der Perspektive des äußeren Universums
drängte sie sich zu einem einzigen Augenblick zusammen. Der Kern
des Sterns kühlte ab, zog sich zusammen und wurde dunkler und
dunkler. Irgendwann hing dort einsam und allein ein brauner Zwerg,
der so weit abkühlen würde, bis der absolute Nullpunkt
erreicht war. Die Fusion hörte zwar nicht auf, vollzog sich
aufgrund des Quantentunnelns unter Bedingungen extremer Kälte
jedoch unglaublich langsam. Über eine Zeitspanne hinweg, die um
viele Milliarden länger war als die, welche im
äußeren Universum seit dem Urknall vergangen war,
verschmolzen leichte Kerne, die durch die hohe Quantenmauer der sie
umgebenden Elektronen tunnelten. Schwerere Elemente lösten sich
langsam auf, spalteten sich und zerfielen danach zu Eisen. Die Masse
verschob sich, bis der Stern am Ende dieses Prozesses, der sich
über Abermilliarden von Jahren hinzog, nur noch ein Kristall
war. Ein Kristall aus Eisen, in eine Sphäre zusammengequetscht,
deren Durchmesser nur mehr einige tausend Kilometer betrug. Dort
drehte sich der eiserne Kristall in einem Vakuum, dessen Temperatur
nur Trillionstel eines Grades über dem absoluten Nullpunkt
lag.
    Später, nicht einmal dreißig Sekunden, nachdem die
Bombe explodiert war, führte die externe Kraft, die das
Taschenuniversum geschaffen hatte,

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