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Surf

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Titel: Surf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Duane
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Ohlone-Indianer?) genau hier, wo ich auf eine Welle wartete, in seinem Reetboot und fischte mit dem Speer. Als Nomaden innerhalb eines kleinen Territoriums wanderten sie ein paar Meilen nach hier, ein paar Meilen nach da; von Schalentieren zu Flusslachs, von Eicheln in den Hügeln zu Samen in den Wiesen. Die Notwendigkeit solchen Umherziehens preisend, schreibt Bruce Chatwin in seinem Buch Songlines , dass «die natürliche Selektion für uns gemacht war – angefangen bei der Struktur unserer Gehirnzellen bis hin zur Struktur unseres großen Zehs –, für einen Werdegang saisonbedingten Reisens zu Fuß». Ich frage mich, ob unsere Definition von Reisen nicht inzwischen von den zeitgemäßen technischen Möglichkeiten bestimmt wird; wir nennen es kaum noch Reisen, es sei denn, es steht in Verbindung mit einem Flug in eine andere Zeitzone, einen anderen Kontinent. Aber sicherlich entspricht etwas an dem langsamen Umherwandern durch die Heimat dem Bedürfnis nach jahreszeitlich bedingter Bewegung – genau wie Vince es proklamierte. Immerhin kommen Dünung und Wind an der Küste zu jeder Jahreszeit aus ganz unterschiedlichen Richtungen, und zwischen der Nord- und der Südgrenze von Santa Cruz County liegen Riffe und Sandbänke, die für praktisch jede Art von Brechung sorgen. Langsam zieht man von einem Surfspot zum anderen durch das Jahr, von einem bestimmten Strand bei Flut oder einem Ebbe-Riff im Herbst zu einer anderen Kombination im Winter und zu wieder anderen im Frühling und Sommer. Unsere Jahreszeiten sind subtil, nicht deutlich ausgeprägt, und sie wechseln auch nicht rasch. Wir haben sommerliche Bedingungen im Februar und gelegentlich Stürme aus Norden im Mai; doch ein Surfer auf der Suche bekommt im Laufe eines Jahres fast jeden Zoll der dreißig Meilen langen Küste zu sehen. Es ist, als ob das Surferleben hier eine Zelebrierung der Welt vor der eigenen Haustür im Sinne von Thoreau und zugleich von Chatwins Weltenbummelei (wenn auch auf einem kleinen Globus) wäre.
    Und die Ohlone-Variante dieser Wanderung resultierte in einem verlockenden Garten Eden: Gelegentliche kriegerische Auseinandersetzungen forderten nur selten Leben; sie hatten viel zu essen und brauchten wenig Besitz. Nach jeder kleinen Strecke, die sie weitergezogen waren, bauten sie sich neue Hütten und Boote und konnten sich mit den je nach Jahreszeit verfügbaren Köstlichkeiten den Wanst voll schlagen. In den 1880er Jahren schrieb José Espinosa y Tello, dass ihr Leben ewigen Ferien ähnele, wie Reisende nach ihrem Besuch der Pazifikinseln bezeugen konnten. In ziemlich kolonialistischem Ton bemerkt Tello, dass «ihre Wünsche nur dahin gehen, genügend Essen für den Tag zu haben, ohne sich dafür allzu sehr verausgaben zu müssen», und sie deshalb «eine außergewöhnliche Trägheit und Stumpfheit an den Tag legen, sodass sie ihr Leben in ständiger Untätigkeit und Zeitvergeudung verbringen und jede Art von Arbeit und Anstrengung mit Entsetzen betrachten». (Isabella Bird und Hiram Bingham hätten dem beigepflichtet.) Aber gewiss hat die Gegenwart ihren Wert: Während Hunderte von Pott- und Buckelwalen nicht mehr länger zwischen den Kelp-Betten treiben und Millionen Heringe nicht länger die Navigation in der Bucht behindern (1863 beging ein riesiger Heringsschwarm Massenselbstmord, indem er an der Küste strandete und drei Meilen Strand vor Santa Cruz mehr als einen halben Meter hoch mit totem Fisch bedeckte), sind zumindest Otter, Seelöwen – deren Genitalien getrocknet nach China exportiert werden, um die Vitalität der Alten zu stärken – und See-Elefanten, die alle fast bis zum Aussterben gejagt worden waren, zurückgekehrt. Und sogar die Ohlone, das nomadische Volk an der Pazifikküste, schufen sich ihr Reich. Sie brandrodeten das angeschwemmte Land, um das Baumwachstum niedrig zu halten, und ernteten diese Bereiche zwischen den Gezeiten ab. An Hängen, an denen jetzt im Herbst die Kürbisse orange wurden und Senfpflanzen gelb blühten, fächelten auflandige Brisen den von den Indianern gelegten Buschfeuern Luft zu. Das Leben der Ohlone fand kurz nach der Ankunft der Missionare ein Ende: Das Volk umfasste beim Eintreffen der Missionare ungefähr 11000 Menschen, um 1924 waren es noch 56. Malcolm Margolin schreibt in The Ohlone Way , dass zu den wenigen Überresten dieser Kultur eine Zeile aus einem Lied gehört. Während ich hier vor so viel Weite surfe, erscheint mir diese Zeile ausgesprochen sinnvoll: Wir tanzen auf dem

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