Susan Mallery - Bakery Sister - 03
Realität.
Noch nie zuvor hatte sie wirklich erlebt, was der Ausdruck „sich in den Fuß schießen“ bedeutete, aber jetzt geschah es. Mit leicht zuckenden Händen ging er auf die beiden Frauen zu. Sein Blick schien sich auf die linkerhand sitzende Brünette einzupegeln. Jesse war klar, dass sich ein unausweichliches Debakel anbahnte. Wahrscheinlich sollte sie lieber verschwinden und ihn seinen Absturz unbeobachtet durchleben lassen. Aber irgendwie schien sie sich nicht aufraffen und gehen zu können, also machte sie sich ganz klein und auf das Schlimmste gefasst.
„Uh, Angie? Hi. Ich bin, hm, äh, Matthew. Matt. Letzte Woche habe ich dich bei einem Fotoshooting auf dem Campus gesehen. Da bin ich dir irgendwie über den Weg gelaufen.“
Eine tiefe Stimme hat er, dachte Jesse. Durchaus mit dem Potenzial, sexy zu wirken. Wenn er doch nur nicht so nuscheln würde. Er klang so zögerlich.
Während er sprach, sah Angie ihn höflich an, aber ihre Freundin verzog schon verärgert das Gesicht.
„Du meinst, bei Microsoft?“, fragte Angie. „Das hat Spaß gemacht.“
„Du hast so schön ausgesehen“, nuschelte Matt, „in diesem Licht und mit diesen Sachen, und ich hatte mir überlegt, ob du vielleicht einmal einen Kaffee mit mir trinken wolltest oder sonst etwas, und es muss auch nicht Kaffee sein, weil, wir könnten auch, äh, spazieren gehen oder, äh, ich weiß nicht …“
Atmen! Jesse versuchte, ihn mittels Gedankenübertragung dazu zu bringen, dass er eine Pause einlegte und seine Konversation in Sätze unterteilte. Es war schon erstaunlich genug, dass Angie ihn wirklich anlächelte. Könnte dieser Computerfreak es wohl tatsächlich schaffen, das Mädchen für sich einzunehmen?
Aber Matt bemerkte es nicht, denn er redete immer weiter.
„Oder etwas anderes machen. Wenn du ein Hobby hast oder, weißt du, irgendwas mit einem Haustier, einem Hund, schätze ich mal, weil, ich mag Hunde. Wusstest du, dass es mehr Katzen als Hunde gibt, die als Haustiere gehalten werden, was überhaupt keinen Sinn macht, denn wer mag schon Katzen, richtig? Ich bin allergisch, und sie tun nichts anderes, als ihre Haare überall zu verteilen.“
Jesse zuckte zusammen, während Angies Miene einen harten Ausdruck annahm und das Gesicht ihrer Freundin sich vollends zu zerknautschen begann.
„Was ist denn mit dir los?“, fragte Angie, stand auf und funkelte den armen, zitternden Matt wütend an. „Meine Freundin musste ihre Katze gestern einschläfern lassen. Wie kannst du nur so etwas sagen? Ich glaube, du solltest uns jetzt lieber allein lassen. Jetzt!“
Mit großen Augen und völlig verwirrt starrte Matt sie an. Er machte den Mund auf und klappte ihn gleich wieder zu. Niedergeschlagen ließ er die Schultern sacken und verließ das Starbucks.
Jesse sah ihm nach. Betrübt dachte sie, dass er so nahe daran gewesen war, das Mädchen für sich zu gewinnen. Wenn er doch nur nicht weiter über Katzen hergezogen wäre. Nicht, dass es wirklich ein Fehler war. Wie groß war die Chance, gerade damit ins Fettnäpfchen zu treten?
Sie schaute durch die Glasfront und sah ihn draußen stehen. Er wirkte völlig verblüfft und schien keine Ahnung zu haben, was schiefgelaufen war. Pluspunkte an Angie. Sie war bereit gewesen, an der traurigen Gestalt vorbei den Kerl zu sehen, der dahintersteckte. Wenn er doch nur früher mit dem Reden aufgehört hätte. Und sich besser anziehen würde. Im Grunde genommen brauchte der Typ eine Generalüberholung.
Während Jesse ihn beobachtete, schüttelte er langsam den Kopf, als gäbe er sich geschlagen. Sie wusste, was er dachte. Sein Leben würde sich niemals ändern, und niemals würde er ein Mädchen abkriegen. Er saß in der Falle. Genau wie sie. Nur, dass sein Problem leichter zu lösen war.
Ohne die geringste Ahnung zu haben, was genau sie da tat, sprang Jesse auf, warf den leeren Kaffeebehälter in die Mülltonne und trat vor die Tür. Sie konnte ihn sehen, wie er die Straße hinaufging.
„Warte“, rief sie.
Er drehte sich nicht um. Vermutlich deshalb, weil es ihm gar nicht in den Sinn kam, dass er gemeint sein könnte.
„Matt, warte.“
Er blieb stehen, warf einen Blick über die Schulter zurück und runzelte die Stirn. Sie eilte auf ihn zu.
„Hi“, sagte sie, noch immer völlig ohne irgendeinen Plan. „Wie geht es dir?“
„Kenne ich dich?“
„Nicht wirklich. Ich habe nur, ah …“ Jetzt war sie an der Reihe, zu stottern. „Ich habe das da eben mitbekommen. Ein Albtraum,
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