Susan Mallery - Buchanan - 02
sind?“
„Nein, das ist ganz und gar nicht das Gleiche. Ja, du bist von zu Hause weggelaufen, und das hatte bestimmte Auswirkungen. Aber du trägst nur für einige davon die Verantwortung, nicht für alle. Wenn sie einen Zusammenbruch hatte, bedeutet das, dass sie von vornherein psychisch nicht belastbar war.“
„Das ist mir jetzt etwas zu einfach. Ich war schließlich der Auslöser ihrer Krise.“
„Warum glaubst du, dir Vorwürfe machen zu müssen?“
Gute Frage. „Vielleicht aus Gewohnheit. Ich bin immer diejenige, die für alles verantwortlich ist.“
„Wenn es um dich und Zoe geht, stimmt das natürlich. Aber sonst nicht. Ich sage nicht, dass es richtig war, wegzulaufen. Es war die Reaktion eines dummen Teenagers. Aber du hast dein Leben gemeistert – und zwar ohne Hilfe von außen. Das ist gut. Du hast deine Mutter nicht in den Nervenzusammenbruch getrieben. Irgendetwas war schon in ihr, das ihn ausgelöst hat.“
„Ich hoffe, du hast recht.“ Sie nippte an ihrem Drink. „Familien sind eine komplizierte Sache.“
„Ich weiß.“
„Du hast nie über deine Eltern geredet. Nur über Gloria und die Geschwister.“
„Klingt wie der Name einer Rockband“, sagte er. „Was soll ich über meine Eltern sagen? Sie sind schon lange tot und haben sich nicht sehr nahegestanden. Ich nehme an, dass sie irgendwann einmal verliebt waren, aber ich habe die beiden nie glücklich miteinander erlebt. Mein Vater hat oft getrunken. Es war wohl eine Art Flucht vor meiner Mutter. Sie selbst war sehr still – ich vermute, sie war unglücklich. Gloria hat ihr das Leben zur Hölle gemacht – wie sehr, davon haben wir alle wahrscheinlich gar keine Ahnung.“
Elissa ertrug die Vorstellung nicht, dass Walker keine schöne Kindheit gehabt hatte. „Das tut mir leid.“
„Das muss es nicht. Ich hatte ja meine Brüder und Dani. Wir waren immer füreinander da.“
„Das ist viel wert. Ich kann mir genau vorstellen, wie ihr vier gegen die böse Königin zusammengehalten habt.“
Er lächelte. „Keiner hat sie je als Königin bezeichnet, aber wir hatten jede Menge andere Namen für sie.“
„Die will ich gar nicht wissen.“
„Ich habe mich so gut es ging von ihr ferngehalten. Reid hat es auch so gemacht. Cal und Dani haben immer wieder versucht, mit ihr auszukommen. Cal ist sogar direkt nach dem College ins Familienunternehmen eingestiegen. Dani kehrte nach ihrem Uniabschluss nach Hause zurück und wollte in der Firmenleitung mitarbeiten. Gloria hat sie in den ‚Burger Heaven‘ gesteckt und nie mehr rausgelassen.“
„Warum? Dani ist doch großartig. Bitte sag jetzt nicht, es liegt daran, dass sie eine Frau ist.“
Walker zögerte kurz. „Dani ist keine Buchanan“, sagte er dann. „Dani ist das Resultat einer Affäre, die unsere Mutter hatte. Bis auf Dani selbst wussten wir es alle. Gloria hat ihr nie verziehen, dass sie keine echte Buchanan ist.“
„Darauf wäre ich nie gekommen“, sagte Elissa. Sie war regelrecht schockiert über das, was Walker erzählte. „Ich werde sie selbstverständlich nicht darauf ansprechen.“
„Dafür wäre ich dir dankbar. Im Moment hat Dani noch Schwierigkeiten, damit umzugehen.“
„Ist es nicht merkwürdig, wie ein einziger Augenblick alles verändern kann? Wäre ich doch wieder nach Hause gegangen, nachdem Mitch und ich uns getrennt hatten. Hätten damals doch meine Eltern – und nicht Bobby – das Telefon abgehoben.“
„Hätte Ben doch nicht diese Kugel abbekommen, die für mich bestimmt war.“
Elissa sah Walker an. Sie wusste, dass er diesen Satz nicht hatte aussprechen wollen.
„Wie sehr belastet es dich noch?“, fragte sie.
„Es hätte mich erwischen sollen.“
„Warum? Warum glaubst du, dass es nicht ihm, sondern dir bestimmt war zu sterben?“
„Ben hatte etwas, wofür es sich zu leben lohnt.“
„Hast du das nicht?“
War das der Grund für Walkers Zurückhaltung? Hielt er sich nicht für einen wertvollen Menschen? Elissa vermutete, dass er möglicherweise so dachte – aber warum? Was hatte er erlebt, dass es so weit gekommen war?
„Ich komme schon irgendwie zurecht“, sagte er schließlich.
„Du tust mehr als nur das.“
Walker zuckte mit den Achseln. „Langsam gehen mir die Ashleys aus. Was ist, wenn ich sie nicht finde? Ich bin es Ben schuldig.“
„Du versuchst es doch. Er wüsste deine Mühe bestimmt zu schätzen.“
Walker trank sein Glas aus und sah sie an. „Ben war wie ein Hundebaby – neugierig auf alles und
Weitere Kostenlose Bücher