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Susannah Bd.3 - Auch Engel sind gefährlich

Titel: Susannah Bd.3 - Auch Engel sind gefährlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Cabot
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verärgert. Ich hätte mir ja gern eingeredet, er sei nur deswegen sauer auf Gina, weil jede Minute, die ich mit ihr verbrachte, eine Minute war, die ich nicht mit ihm verbringen konnte. Aber ehrlich gesagt hegte ich massive Zweifel an dieser Theorie. Ich war mir zwar sicher, dass Jesse mich mochte und so …

    Aber eben nur auf freundschaftlicher Basis. Und nicht mehr. Warum sollte er mich auf eine andere Art mögen? Er war hundertfünfzig Jahre alt - oder hundertsiebzig, wenn man bedachte, dass er zum Zeitpunkt seines Todes um die zwanzig gewesen sein musste. Was sollte denn jemand, der hundertsiebzig Jahre Erfahrung hatte, schon an einer sechzehnjährigen Schülerin finden, die noch nie einen Freund gehabt und noch nicht mal die Führerscheinprüfung geschafft hatte?
    Wohl eher nix.
    Um der Wahrheit ins Gesicht zu blicken: Ich wusste sehr genau, warum Jesse Gina weghaben wollte.
    Wegen Spike.
    Spike war unser Kater. Und das »unser« war in diesem Fall berechtigt, denn während die meisten normalen Tiere Geister nicht leiden konnten, hatte Spike eine merkwürdige Liebe zu Jesse entwickelt. Was sich auch in einer völligen Ignoranz meiner Person äußerte, obwohl ich diejenige war, die Spike fütterte, sein Klo sauber machte - ach ja, und obwohl ich es gewesen war, die ihn vor einem elendiglichen Streunerleben auf den Straßen von Carmel bewahrt hatte.
    Aber brachte mir das blöde Mistvieh auch nur einen Hauch Dankbarkeit entgegen? Natürlich nicht. Jesse hingegen verehrte er. Im Grunde verbrachte Spike die meiste Zeit außer Haus und ließ sich nur dann dazu herab reinzukommen, wenn er spürte, dass Jesse sich materialisiert haben könnte.
    Wie jetzt, zum Beispiel. Ein vertrautes Bumpf auf
dem Dach der Veranda verriet mir, dass Spike die Kiefer vor unserem Haus hochgeklettert war und in wenigen Augenblicken hereinkommen würde. Und tatsächlich, schon quetschte sich der dicke orangefarbene Albtraum von einer Katze zu dem Fenster rein, das ich für ihn offen gelassen hatte. Er miaute herzzerreißend, als wäre er seit Ewigkeiten nicht mehr gefüttert worden.
    Als Jesse den Kater sah, ging er sofort rüber und kraulte ihn hinter den Ohren, was Spike zu Schnurrarien hinriss, die so laut waren, dass ich schon dachte, sie würden Gina aufwecken.
    »Hör zu«, raunte ich. »Es ist doch nur eine Woche. Spike wird das schon überleben.«
    Jesse starrte mich an, als wollte er sagen, ich sei IQTECHNISCH wohl soeben um 50 Punkte abgesackt.
    »Ich mache mir nicht um Spike Sorgen«, sagte er.
    Das verwirrte mich jetzt ziemlich. Es konnte doch nicht sein, dass Jesse sich um mich Sorgen machte, oder? Ich meine, klar hatte ich mich, seit wir uns kannten, schon ein paarmal in die Bredouille manövriert - aus der Jesse mich hatte rausholen müssen -, aber im Moment war doch nichts Gefährliches im Gange. Wenn man von den vier toten Teenagern absah, denen ich im Jimmy’s begegnet war.
    »Aha?« Ich sah zu, wie Spike unter Jesses Gekraule ekstatisch den Kopf nach hinten bog. »Worum geht’s denn dann? Gina ist echt cool. Selbst wenn sie von dir erfahren würde - sie würde garantiert nicht schreiend aus dem Zimmer rennen. Wahrscheinlich würde sie
fragen, ob sie sich mal dein Hemd ausleihen kann oder so.«
    Jesse sah zu meiner Freundin hinüber. Von der man allerdings nur ein paar Hubbel unter der Decke und eine Kaskade kupferfarbener Locken sehen konnte, die auf dem Kissen aufgefächert waren.
    »Ich bin mir sicher, dass sie echt … cool ist«, sagte Jesse zögerlich. Manchmal bringt ihn mein Einundzwanzigster-Jahrhundert-Slang ziemlich aus dem Konzept. Aber das macht nichts. Seine ständige Verwendung spanischer Ausdrücke, die ich nicht verstehe, bringt mich auch manchmal aus dem Konzept. »Es ist … etwas passiert …«
    Schlagartig setzte ich mich aufrecht hin. Jesses Gesicht war ganz ernst. Was war geschehen? War ihm endlich klar geworden, dass ich die perfekte Frau für ihn war? Hatte er endlich aufgehört, gegen diese überwältigende Anziehungskraft anzukämpfen, und war nun bereit, sich meiner unwiderstehlichen Schönheit hinzugeben?
    Seine nächsten Worte zerstörten meine Illusion jedoch auf der Stelle. »Ich hab da so ein paar Sachen gehört.«
    Enttäuscht sank ich zurück in die Kissen.
    »Oh. Du hast also eine Erschütterung in der Macht gespürt, Luke?«, sagte ich.
    Jesse runzelte verständnislos die Stirn. Natürlich hatte er keinen Schimmer, wovon ich da sprach. Meine seltenen Geistesblitze waren auf ihn

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