Susanne Barden 06 - Heiter bis bewölkt
habe - die vielen Jahre des Lernens und Stu- dierens - Ich habe oft das Gefühl, als opferte ich das alles meinem persönlichen Glück.«
»Verzeih, wenn ich zu widersprechen wage. Schließlich handelt es sich ja nicht nur um dein Glück, sondern auch um meins und um das unserer Kinder.«
»Ja, ja, ich weiß. Dennoch hat mich der Gedanke den ganzen Sommer über verfolgt.«
»Du quälst dich mit Hirngespinsten ab«, entgegnete Bill. »Die meisten Menschen könnten mehr tun, als sie tatsächlich tun. Aber man soll nicht mehr tun als das, was man gut tun kann. In unserm Haus leben glückliche Menschen, weil du da bist und weil du nach deinem Stil lebst. Du hast in diesem Sommer Kranke in der Nachbarschaft gepflegt. Du hast Karla von einer gefährlichen Neurose geheilt und eine berühmte Künstlerin davor bewahrt, menschenscheu und verbittert zu werden.«
»All das konnte ich nur mit deiner Hilfe tun.«
»Das ist gleichgültig. Du hast Talent, mit Menschen umzugehen, und dieses Talent ist durch deine Ausbildung entwickelt worden. Unsere Kinder werden glückliche, normale und nützliche Menschen werden, weil sie dich zur Mutter haben.«
Susy rieb ihre Wange an seiner Schulter. »Danke, Doktor! In diesem Punkt hast du mich beruhigt. Aber da ist noch etwas anderes. Sag mal - wünschst du dir nicht manchmal ein ruhigeres Leben?«
»Ja, aber ich glaube, es wäre gar nicht gut für mich. - Warum fragst du?«
»Weil es in ein paar Monaten noch unruhiger in unserm Hause werden wird.«
»Warum?«
»Nächtliches Geschrei«, erklärte Susy. »Füttern um zwei Uhr nachts. Das Strampeln kleiner Füßchen.«
»Susy!« Bill sprang auf. »Du willst doch nicht etwa sagen —«
»Nun, wir haben drei gesunde Kinder. Warum sollten wir nicht ein viertes haben? Platz ist genug in unserm Haus, und ich habe noch nicht die Absicht, mich zur Ruhe zu setzen.«
Bills Gesicht glühte vor Freude. Er ergriff Susys Hände und zog sie an sich. »Bist du denn nie zufrieden?«
»Nein«, sagte Susy und lächelte.
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