Sushi Für Anfaenger
knapp.
Sie ließ ihn aus der kleinen Schachtel rutschen und drehte den glänzenden, neuen Stift aus seiner Hülse. Großartig. Doch während sie ihn bewunderte, dämmerte ihr plötzlich eine unangenehme Erkenntnis.
»Ich glaube es nicht«, stöhnte sie. Sie prüfte die Beschriftung am Boden der Hülse des Lippenstifts, kramte in ihrem Make-up-Beutel, fand einen anderen Lippenstift und prüfte auch dort die Beschriftung.
»Ich fasse es nicht«, rief sie voller Verzweiflung.
»Was denn?«
»Ich habe den gleichen Lippenstift gekauft. Den ganzen Morgen habe ich nach einem neuen Lippenstift gesucht, und dann habe ich haargenau den gleichen gekauft, den ich schon hatte.«
Ashling wollte sich aufs Bett werfen und sich dem leidenschaftlichen Ich-bin-eine-Versagerin-Gefühl hingeben, als es an der Tür klingelte. Der Wecker auf ihrer Kommode zeigte halb neun, und das hieß, es war zwanzig nach acht.
»Wehe, wenn das Marcus Valentine ist«, sagte sie drohend.
Er war es.
»Welche Sorte Mann kommt zu früh?«, fragte Joy.
»Ein Gentleman«, sagte Ted, nicht recht überzeugt.
»Ein Perverser«, sagte Joy, nicht besonders leise.
»Raus, alle beide!«
»Denk dran, ein Kondom zu benutzen«, zischte Joy, dann war sie fort. Sekunden darauf kam Marcus die Treppe rauf, übers ganze Gesicht lächelnd.
»Hallo«, sagte Ashling. »Ich bin fast so weit. Möchtest du ein Bier oder so?«
»Eine Tasse Tee. Ich mach sie mir selbst - kümmer dich nicht um mich.«
Während sie sich eilig fertig machte, hörte sie ihn in der Küche Türen und Schubladen öffnen.
»Hübsche Wohnung«, rief Marcus zu ihr hinein.
Ashling wünschte sich, er würde nichts sagen. Geistreiche Antworten zu geben, während sie sich Lippenstift auftrug, war nicht ihre Stärke.
»Klein, aber perfekt geschnitten«, rief sie zurück.
»Wie die Besitzerin.«
Was weit von der Wahrheit entfernt war, aber nett, dass er es sagte.
Und das bestimmte den Ton ihrer Unterhaltung. Sie schüttelte ihren Missmut ab, ließ die Lippenstift-Schande hinter sich, bürstete sich die Haare und kam aus dem Schlafzimmer, um sich von ihm bewundern zu lassen.
Bevor sie gingen, bestand Marcus darauf, seine Teetasse auszuwaschen.
»Lass sie doch stehen«, sagte Ashling, als er den Wasserhahn aufdrehte.
»O nein.« Er stellte die Tasse auf die Abtropffläche und drehte sich mit einem Grinsen zu ihr um. »Meine Mammy hat mich gut erzogen.«
Wieder regte sich das Gefühl in ihr. Wieder kamen die Knospen zum Vorschein.
Das Restaurant, das er ausgewählt hatte, war klein und intim beleuchtet. An einem Ecktisch, wo ihre Knie sich hin und wieder berührten, tranken sie kalten Weißwein, der so trocken war, dass es ihnen den Gaumen zusammenzog, und bewunderten gegenseitig im Kerzenschein ihre zarthäutige Vollkommenheit.
»He, mir gefällt dein...« Er zeigte auf Ashlings Schmetterlingshemd. »Ich weiß nie, wie man Frauenbekleidung richtig benennt. Ist es ein T-Shirt? Mein Gefühl sagt mir, ich könnte mich schwer in die Nesseln setzen, wenn ich es ein T-Shirt nenne. Aber wie nennt man es? Top? Bluse? Hemd? Spenzer? Wie es auch heißt, es gefällt mir.«
»Es heißt Schmetterlingshemd.«
»Und was ist eine Bluse?«
Ashling erklärte ihm die verschiedenen Möglichkeiten.
»Du darfst bei einer Frau unter sechzig nie von einer Bluse sprechen«, sagte sie ernsthaft. »Und du kannst einer Frau ein Kompliment über ihr Trägerhemd machen, wenn sie ein ärmelloses T-Shirt trägt. Aber nicht, wenn es tatsächlich ein Unterhemd ist. Wenn es ein echtes Unterhemd ist, würde ich dir empfehlen, sofort zu gehen.«
Marcus nickte. »Ich verstehe. Gott, ist das kompliziert.«
»Warte mal.« Ihr war gerade ein Gedanke gekommen. »Fragst du mich aus, weil du es für deine nächste Show brauchst?«
»Würde ich das tun?«, sagte er lächelnd.
Das Essen war unauffällig, das Gespräch plätscherte leicht dahin, aber Ashling hatte das Gefühl, als wäre es das Vorspiel. Der Vorfilm. Und den Hauptfilm gäbe es später.
Als die Rechnung kam, machte sie einen halbherzigen Versuch, etwas beizusteuern.
»Nein«, beharrte Marcus, »ich will nichts.«
Weil du denkst, du kriegst später noch genug?
Als sie auf der Straße standen, fragte er: »Und jetzt?«
Ashling zuckte die Schultern, dann fing sie an zu kichern. War das nicht offensichtlich?
»Zu mir?«, fragte er sanft.
Im Taxi küsste er Ashling. Und dann im Flur seiner Wohnung. Es fühlte sich schön an, aber als sie sich voneinander
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