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Sushi Für Anfaenger

Sushi Für Anfaenger

Titel: Sushi Für Anfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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und sie nicht mehr sein steifes Glied sehen musste, das aus dem Nest von Haaren herausragte.
    Die Betttücher waren sauber, die Kerzen eine schöne Überraschung, er war vorsichtig und aufmerksam und erwähnte ihre fehlende Taille mit keinen Wort, aber sie musste zugeben, dass sie nicht im siebten Himmel war. Er seinerseits war dankbar, und das gefiel ihr. Es war bei weitem nicht das schlechteste sexuelle Erlebnis ihres Lebens. Und die besten sexuellen Erlebnisse waren immer ein wenig unwirklich gewesen und hatten gewöhnlich stattgefunden, wenn sie und Phelim sich versöhnten und die Freude, wieder vereint zu sein, einer schon bestehenden Übereinstimmung eine gewisse Würze verliehen hatte.
    Aber jetzt war sie erwachsen, und die Erwartung, dass die Erde sich auftun würde, war unrealistisch. Und außerdem, als sie das erste Mal mit Phelim geschlafen hatte, hatte das die Welt auch nicht aus den Angeln gehoben.

38
    Als Clodagh am Sonntagmorgen erwachte, war sie an den äußersten Rand des Bettes verdrängt worden. Craig hatte ihr den Platz weggenommen, aber es hätte ebenso gut Molly sein können, oder beide. Sie konnte sich nicht erinnern, wann sie und Dylan das letzte Mal ungestört geschlafen hatten. Sie war es gewöhnt, über der Bettkante zu hängen, und war überzeugt, dass sie auf einer Felskante über einem Abgrund prächtig schlafen würde.
    Irgendwie hatte sie das Gefühl, dass es sehr früh war. Fünf Uhr, so ungefähr. Die Sonne war schon aufgegangen, und in dem Spalt zwischen den Musselinvorhängen war das Licht gleißend hell, aber sie wusste, dass es zu früh war, um wach zu sein. Die Möwen vor dem Fenster, die sie nicht sehen konnte, schrien in klagendem Ton. Es klang wie die Schreie eines Babys aus einem Horrorfilm. Neben Craig lag Dylan im tiefen Schlaf, seine Arme und Beine waren wild über das Bett geworfen, sein Atem war ein regelmäßiges Pfeifen, und bei jedem Ausatmen flatterte eine Haarsträhne auf seiner Stirn.
    Sie spürte eine große Niedergeschlagenheit. Eine schwierige Woche lag hinter ihr. Nach dem unglücklich verlaufenen Besuch bei der Arbeitsvermittlung hatte Ashling sie bedrängt, einen zweiten Versuch zu wagen. Also hatte sie sich das teure Kostüm wieder angezogen und war erneut losgezogen. In der zweiten Vermittlungsstelle wurde sie mit ähnlicher Herablassung behandelt wie in der ersten. Doch zu ihrer Überraschung schlug man ihr in der dritten Agentur vor, sie könne zwei Tage zur Probe in einer Heizkörperfirma arbeiten, wo sie das Telefon bedienen und Tee machen sollte. »Die Bezahlung ist... na, nicht besonders«, hatte der Vermittler gesagt, »aber für jemanden wie Sie, nach einer so langen Unterbrechung, ist es ein guter Anfang. Man wird Sie mögen, also probieren Sie es mal! Viel Glück!«
    »Oh, schönen Dank.« Aber kaum hatte Clodagh einen Job, wollte sie ihn nicht mehr. Tee machen und das Telefon bedienen - wo war da der Spaß? Das machte sie zu Hause auch die ganze Zeit.
    Und eine Firma für Heizkörper? Das klang so trostlos. Einen Job angeboten zu bekommen und zu merken, dass sie ihn nicht wollte, war seltsamerweise schlimmer, als gesagt zu bekommen, dass sie nicht vermittelbar sei. Obwohl sie nicht zu Selbstreflexion neigte, erkannte sie vage, dass es nicht ein Job war, den sie wollte - keinesfalls brauchte sie das Geld -, sondern Glanz und Aufregung. Und es lag auf der Hand, dass sie nichts davon in einer Heizkörperfirma finden würde.
    Deshalb rief sie den Mitarbeiter in der Agentur an und erzählte ihm, sie könne nicht anfangen, weil Craig die Masern habe. Kinder hatten ihren Nutzen, stellte sie fest. Wenn man eine Entschuldigung brauchte, konnte man sagen, sie hätten Fieber und möglicherweise eine Hirnhautentzündung. So hatte sie sich letztes Jahr aus der Weihnachtsfeier in Dylans Firma herausgemogelt. Und im Jahr davor auch. Und sie hatte fest vor, es diesmal genauso zu machen.
    Sie bewegte sich. Etwas Hartes bohrte sich ihr in den Rücken. Sie fühlte nach und ertastete Buzz Lightyear. Vor dem Fenster hörte sie wieder die Schreie der Möwen, und der schrille, trostlose Klang fand in ihr ein Echo. Sie fühlte sich gefangen, in eine Ecke verbannt, eingesperrt. Als wäre sie in eine kleine, luftlose Schachtel gesperrt, die sich immer enger um sie schloss - und sie verstand es nicht. Sie war immer zufrieden mit ihrem Schicksal gewesen. Ihr Leben war ganz nach Plan verlaufen, jeder Schritt war nach vorn gerichtet und positiv gewesen. Und dann plötzlich,

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