Sushi Für Anfaenger
er so entschieden dagegen eingestellt zu sein. Hatte er etwa ...?
»Ja«, sagte Lisa schadenfroh, »er hat unterschrieben.«
Eine Dreiviertelstunde später fiel Ashling, die innerlich schäumte, endlich ein, was sie Lisa hätte antworten sollen. Sie hätte ganz lässig erwidern müssen: »Marcus macht die Kolumne? Das muss damit zu tun haben, dass ich ihm gestern Abend einen geblasen habe.«
Warum fielen ihr solche Antworten nie im richtigen Moment ein? Warum immer erst Ewigkeiten später?
37
Zu Ashlings übergroßer Erleichterung rief Marcus am Donnerstag an und begann das Gespräch mit der Frage: »Hast du am Samstagabend was vor?«
Sie wusste, sie sollte ihn necken, quälen, hinhalten, sich rar machen, ihn ins Schwitzen bringen. »Nein«, sagte sie.
»Gut. Dann lade ich dich zum Essen ein.«
Zum Essen. Am Samstagabend - das war eine bedeutungsträchtige Kombination. Es bedeutete, begriff Ashling, dass er nicht sauer auf sie war, weil sie nicht mit ihm geschlafen hatte. Es bedeutete natürlich auch, dass sie diesmal gut daran täte, mit ihm ins Bett zu gehen. Sie war voller Erwartung. Auch voller Bedenken, aber die scheuchte sie schnell davon.
Sie gestand sich vorsichtig ein, dass die Sache sich gut anließ. Marcus behandelte sie gut, und obwohl sie auch - zwangsweise voller Befürchtungen war, lag es nicht an irgendetwas, das er getan hatte.
Seit Ashling ihn auf der Bühne gesehen hatte, war eine langsame Belebung ihrer in inneren Landschaft in Gang gekommen. Nach der Trennung von Phelim hatte sie sich auf keine neue Liebesgeschichte eingelassen und war mehr darauf konzentriert gewesen, sich zu erholen, als ihn zu ersetzen.
Aber sie hatte immer vorgehabt, sich aufs Neue in die Arena zu stürzen, sobald sie wieder fit dafür war. Und als Marcus anrief, öffneten sich kleine Knospen der Hoffnung, die daraufhindeuteten, dass die Zeit möglicherweise reif war. Endlich war der Winterschlaf vorbei.
Interessanterweise gab es eine Menge, was für den Winterschlaf sprach. Denn als sie endlich daraus erwachte, stürzten der Gedanke an ihr Alter, an das Ticken ihrer biologischen Uhr und die geballte Angst der unverheirateten Frau über dreißig auf sie ein. Das Ich-bin-einunddreißig-und-noch-nicht-verheiratet-Syndrom.
Als Joy sie fragte, was sie am Samstagabend vorhatte, beschloss Ashling, ihr neues Leben auszuprobieren.
»Mein Freund führt mich zum Essen aus.«
»Dein Freund ? Ach, du meinst Marcus Valentine? Und er geht mit dir essen?« Plötzlich klang Joy eifersüchtig. »Mit mir wollen die Männer sich nur betrinken. Sie gehen nie mit mir essen.«
Sie brach ab. Ashling wusste, dass Joy etwas Freches sagen würde, und wurde nicht enttäuscht.
»Außer seinem Schwanz kriege ich von einem Kerl nichts zu beißen«, sagte Joy düster. »Du weißt, dass Marcus zur Sache kommen will, wenn er dich zum Essen ausführt. Und ich meine, zur Sache«, wiederholte sie emphatisch. »Da kannst du dich nicht mehr damit rausreden, dass du am nächsten Morgen arbeiten musst.«
»Ich weiß. Und die Haare auf meinen Beinen haben auch wieder angefangen zu wachsen.«
Ashling wusste genau, was sie am Samstag anziehen würde, bis hin zu ihrer hübschen Unterwäsche. Sie hatte alles komplett unter Kontrolle. Doch plötzlich empfand sie heftigen Widerwillen gegen ihren Lippenstift. Sie benutzte dieselbe Farbe seit, wie ihr schien, Jahren und kaufte immer wieder die gleiche Sorte nach. Und nur, weil sie ihr stand! Was für ein Quatsch!
Wer bei einer Zeitschrift arbeitete, verbrauchte Lippenstifte wie Männer - in großen Mengen. Sie brauchte einen neuen Lippenstift, um sich neu zu definieren. Es war unabdingbar, dass sie den richtigen fand, und bis sie ihn gefunden hatte, fühlte sich alles falsch an.
Am Samstagvormittag ging sie durch alle Geschäfte, aber nichts gefiel ihr. Die Lippenstifte waren entweder zu rosa, zu orange, zu glitzernd, zu glänzend, zu dunkel, zu blass oder zu schimmernd. Sie versuchte, in die Rolle einer anderen Frau zu schlüpfen, trug ein vamphaftes Dunkelrot auf und betrachtete sich im Spiegel. Nein. Sie sah aus, als hätte sie die Nacht durchzecht und roten Wein getrunken, der ihre Lippen verfärbt hatte. Als sie ein Lächeln versuchte, sah sie aus wie Dracula. Die Verkäuferin kam herbeigeeilt. »Die Farbe sieht fantastisch aus bei Ihnen!«
Ashling gelang es zu entkommen, und die Jagd ging weiter. Ihr Handrücken mit den roten Strichen sah aus wie eine offene Wunde. Und gerade, als alle Hoffnung
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