Sushi Für Anfaenger
Joy.
»Dienstagabend, zum Beispiel.« Ashling grinste. »Du hast Ted heute noch nicht gesehen, oder?«
»Noch nicht. Wahrscheinlich hat er gestern Abend das große Los gezogen und weigert sich jetzt, das arme Ding zu verlassen.«
»Er war wirklich erstaunlich gut in Form. Und, erzählst du mir freiwillig, wie es mit dem Halb-Mann-halb-Dachs-Typen gelaufen ist, oder muss ich dich erst in die Zange nehmen?«
Joys Miene hellte sich sofort auf. »Er war heute Nacht bei mir. Wir haben zwar nicht miteinander geschlafen, aber ich habe ihm einen geblasen, und er hat gesagt, er würde mich anrufen. Mal sehen, ob er es tut.«
»Eine Schwalbe macht noch keine Beziehung«, warnte Ashling sie mit der Weisheit der Erfahrung.
»Wem sagst du das? Gib mir mal -« Joy beugte sich zu den Tarot-Karten vor. »Mal sehen, was sie sagen. Die Herrscherin? Was heißt das?«
»Fruchtbarkeit. Pass auf, dass du schön deine Pille nimmst.«
»Himmel! Und wie ist es dir gestern ergangen? Hast du jemand Nettes kennen gelernt?«
»Nein.«
»Du musst dich mehr anstrengen! Du bist einunddreißig - die guten Männer sind bald alle vergeben.«
Ich brauche gar keine Mutter, dachte Ashling. Nicht, solange ich Joy habe.
»Und du bist achtundzwanzig«, gab Ashling zurück.
»Ja, und ich schlafe mit Dutzenden von Männern.« In sanfterem Ton fragte sie dann: »Fühlst du dich nicht manchmal einsam?«
»Ich habe gerade eine fünf Jahre lange Beziehung hinter mir. Das dauert eine Weile, bis man das überwunden hat.«
Phelim war nicht grausam gewesen, aber seine Unfähigkeit, sich zu ihr zu bekennen, hatte die Wirkung, dass Ashling mit Liebesdingen nichts zu tun haben wollte. Seit ihrer Trennung blies die Einsamkeit wie ein kalter Wind durch ihr Leben, aber sie konnte sich unmöglich mit einem neuen Mann einlassen. Allerdings hatte es auch nicht allzu viele Angebote gegeben.
»Es ist jetzt fast ein Jahr her - du hast Phelim längst überwunden. Ein neuer Job, ein neuer Anfang. Irgendwo habe ich gelesen, dass hundertfünfzig Prozent aller Menschen ihren Partner bei der Arbeit kennen lernen. Hast du bei deinem Vorstellungsgespräch irgendwelche sexy aussehenden Männer gesehen?«
Ashling dachte sofort an Jack Devine. Einer, der einem das Leben schwer machte. Der einem den letzten Nerv raubte.
»Nein.«
»Nimm eine Karte«, forderte Joy sie auf.
Ashling hob ab und hielt die Karte hoch.
»Die Acht der Schwerter. Was bedeutet das?«, fragte Joy.
»Veränderung«, sagte Ashling zögernd. »Aufruhr.«
»Gut, das ist auch längst fällig. Also, ich sollte mich auf den Weg machen. Ich reibe mal den Glück bringenden Buddha, damit ich im Bus nicht kotze. Oder besser noch«, fiel ihr da ein, »vergiss den Buddha. Kannst du mir Geld für ein Taxi leihen?«
Ashling gab Joy eine Zehn-Pfund-Note und zwei Plastiktüten mit Müll, in denen es verdächtig klirrte. »Kannst du die für mich in den Müllschlucker werfen? Danke.«
Eine Viertelmeile entfernt in Malone‘s Aparthotel dehnte sich der Sonntag unendlich lang vor Lisa aus. Sie hatte die irischen Sonntagszeitungen gelesen - also, zumindest die Klatschspalten. Und die waren das Letzte! Sie bestanden hauptsächlich aus Fotos von dickbäuchigen Politikern mit geplatzten Äderchen im Gesicht, die gute Laune und Geldgeschenke verbreiteten. Also, in ihrer Zeitschrift würden die bestimmt keinen Platz eingeräumt bekommen.
Sie zündete sich eine neue Zigarette an und schlich missgelaunt im Zimmer herum. Was machten die Menschen, wenn sie nicht arbeiteten? Sie besuchten ihre Freunde, sie gingen in den Pub oder ins Fitness-Studio oder einkaufen, sie renovierten die Wohnung oder trafen sich mit ihren Liebsten. So viel hatte sie behalten.
Sie hätte gern mit jemandem gesprochen und überlegte, ob sie Fifi anrufen sollte, mit der sie fast so etwas wie Freundschaft verband. Vor vielen Jahren waren sie bei Sweet Sixteen Volontärinnen gewesen. Als Lisa bei Girl in das Unterhaltungsressort wechselte, verschaffte sie Fifi die Stelle der Kosmetik-Redaktionsassistentin. Als Fifi die Leitung des Unterhaltungsressorts bei Chic übernahm, informierte sie Lisa rechtzeitig über die freie Textchef-Stelle. Als Lisa ging und stellvertretende Chefredakteurin bei Femme wurde, übernahm Fifi ihre Stelle bei Chic . Zehn Monate nachdem Lisa Chefredakteurin bei Femme wurde, übernahm Fifi den gleichen Posten bei Chic.
Fifi gegenüber konnte Lisa ihre ganzen Klagen loswerden während alle anderen grün vor Neid waren, wusste
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