Sushi Für Anfaenger
Tür traf sie wieder den begeisterten jungen Mann. »Sie gehen schon? Einen Moment noch!« Er kritzelte etwas auf ein Blatt Papier, das er ihr gab.
Sie wartete, bis sie draußen war, bevor sie es las: Ein Name - Marcus Valentine -, eine Telefonnummer und die Anweisung: »Bellez moi!«
Den ganzen Abend hatte sie nicht so gelacht.
Der Weg nach Hause dauerte zehn Minuten. Der Regen hatte inzwischen aufgehört. Als sie bei ihrem Haus ankam, lag ein Mann im Eingang und schlief.
Es war derselbe Mann, der vor ein paar Tagen auch da gelegen hatte. Nur dass er jünger war, als sie gedacht hatte. Er war blass und dünn und hatte sich fest in seine schmutzige, orangefarbene Wolldecke gerollt; er sah kaum älter aus als ein Kind.
Sie wühlte in ihrem Rucksack, holte eine Pfundmünze heraus und legte sie neben seinen Kopf. Aber da könnte sie gestohlen werden, dachte sie und schob das Geld unter die Wolldecke. Dann stieg sie über ihn hinweg und schloss auf.
Als sie die Tür hinter sich zuziehen wollte, hörte sie ein »Danke«, so schwach, dass sie nicht genau wusste, ob sie es sich eingebüdet hatte.
Während Ted seinen großen Auftritt in der Funny Farm hatte, schloss Jack Devine die Tür zu seinem Haus in einer düsteren, dem Meer zugewandten Ecke von Ringsend auf.
»Warum hast du mich nicht angerufen?«, wollte Mai wissen. »Nie hast du Zeit für mich.« Sie schob sich an ihm vorbei und ging nach oben. Noch auf der Treppe fing sie an, sich die Hose aufzuknöpfen.
Jack sah auf das Meer hinaus, das fast schwarze Nachtwasser, das so unergründlich war wie seine Augen. Dann schloss er die Tür und folgte ihr nach oben.
Zur gleichen Zeit war Clodagh in einem hübschen edwardianischen Backsteinhaus in Donnybrook dabei, sich den vierten Gin zu Gemüte zu führen und dem Unvermeidlichen ins Gesicht zu sehen. Es war neunundzwanzig Tage her.
7
Ashling wachte am Sonntag um zwölf Uhr auf und fühlte sich ausgeruht und nur leicht verkatert. Sie legte sich aufs Sofa und rauchte mehrere Zigaretten, bis Ein Duke kommt selten allein zu Ende war. Dann ging sie raus, kaufte Brot, Zigaretten und Zeitungen - ein Käseblatt und eine richtige Zeitung, als Gegengewicht zu dem Käseblatt.
Nachdem sie sich mit so vielen aufgebauschten Reportagen über Ehe- und Treuebrüche vollgestopft hatte, dass ihr fast übel wurde, beschloss sie, die Wohnung aufzuräumen. Das Aufräumen bestand darin, dass sie ungefähr zwanzig schmutzige Teller und ebenso viele halbleere Wassergläser vom Schlafzimmer in die Küche trug, eine leere Häagen-Dazs-Packung aufhob, die unter die Couch gerollt war, und die Fenster öffnete. Sie weigerte sich, Staub zu wischen, aber sie versprühte Mr. Sheen im Raum, und allein bei dem Geruch fühlte sie sich tugendhaft. Sie schnüffelte an der Bettwäsche - wunderbar, eine Woche könnte sie das Bett noch lassen.
Dann guckte sie nach, ob das Kostüm, das sie hatte reinigen lassen, auch nicht gestohlen worden war, obwohl es kaum verschwinden konnte. Es hing noch im Schrank, neben einer sauberen Bluse. Morgen war der große Tag. Ein ganz großer Tag. Schließlich trat sie nicht jeden Montag eine neue Stelle an. Das letzte Mal war sogar schon acht Jahre her, und sie war schrecklich nervös. Aber auch voller Vorfreude, sagte sie sich und ignorierte ihren aufgeregten Magen.
Und jetzt? Staubsaugen, entschied sie, denn wenn man es richtig machte, war es eine sehr gute Übung für die Taille. Also holte sie den rosa-lindgrünen Dyson hervor. Sie konnte immer noch nicht glauben, dass sie so viel Geld für ein Haushaltsgerät ausgegeben hatte. Geld, das sie ebenso gut auch in Handtaschen oder Wein hätte anlegen können. Sie konnte nur die Schlussfolgerung daraus ziehen, dass sie endlich erwachsen war. Was ihr komisch vorkam, denn innerlich fühlte sie sich immer noch wie sechzehn und wusste nicht, was sie machen sollte, wenn sie von der Schule abging.
Sie schaltete den Staubsauger ein und schob ihn über den Fußboden, wobei sie sich mit viel Energie in der Taille drehte und streckte. Zum Glück dauerte die Übung nicht lange, wie ihre sehr verkaterte Nachbarin eine Treppe tiefer (Joy) erleichtert feststellte - Ashlings Wohnung war einfach winzig klein.
Aber sie liebte die Wohnung über alles. Als sie ihre Stelle verlor, war ihre größte Angst, dass sie die Ratenzahlungen nicht würde einhalten können. Sie hatte die Wohnung drei Jahre zuvor gekauft, als ihr endlich klar geworden war, dass sie und Phelim niemals gemeinsam ein
Weitere Kostenlose Bücher