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Sushi Für Anfaenger

Sushi Für Anfaenger

Titel: Sushi Für Anfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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selbst!« Sie machte eine beschwipste Drehung.
    Bei einer anderen Frau würde ein schwingender Pagenkopf geschmeidig und katzenhaft wirken, aber an ihr sah er ergreifend normal aus, was in ihm ein Gefühl der Rührung auslöste.
    »Und das Ohr?«
    »Welches Ohr?«, fragte Ashling fröhlich und hob ihren Champagner-Cocktail. »Zum Wohl! Keine Schmerzen. Wenn Sie jetzt bitte weitergehen könnten?«
    Lisa nahm den ganzen Abend Glückwünsche entgegen. Die Party war ein Triumph: Alle waren gekommen. Eine gründliche Suche hatte nur sechshundertvierzehn Macher und Mächtige in Irland zutage befördert, aber es machte den Eindruck, als sei jeder Einzelne von ihnen erschienen. Lob und Wohlwollen wurde in Wogen des Hochgefühls überall im Saal zum Ausdruck gebracht.
    Und obwohl es bis zur Drucklegung an Katastrophen nicht gemangelt hatte, war Colleen ein durchschlagender Erfolg. Ihr Am-Puls-der-Zeit-Gefühl sprang einem praktisch von jeder Seite entgegen. Um fünf Minuten vor zwölf war es Lisa sogar gelungen, einen Berühmtheiten-Brief unter Dach und Fach zu kriegen. Laddz, die neue Boy-Group, hatte gerade ihren Durchbruch gehabt, und der Lead-Singer, Shane Dockery, der nervöse junge Mann, den Lisa vor Monaten bei der Morocco-Präsentation kennen gelernt hatte, war inzwischen zu einem anerkannten Mädchenschwarm mutiert, dem die Teenager an der Fassade hoch ins Haus stiegen wie kleine Äffchen.
    Shane erinnerte sich an Lisa. Wie konnte er den einzigen Menschen vergessen, der in den Monaten der Ungewissheit freundlich zu ihm gewesen war? Wenn er bloß die Trauben von Mädchen aus seiner Schreibtischschublade verscheuchen könnte, würde er gern einen Brief verfasssen. Und alle waren sich einig, dass sein Beitrag eine einnehmende Frische hatte, die erprobte alte Rocker nicht aufgebracht hätten.
    Lisa konnte nicht aufhören zu lächeln, ein Lächeln von Ohr zu Ohr. Wer hätte vor vier Monaten gedacht, dass sie erfolgreich sein würde? Und dass sie so glücklich darüber sein würde?
    Sogar die Frage der Anzeigen war geklärt - den Ausschlag hatten die Frieda-Kiely-Obdachlosen-Bilder gegeben. Die Pressebüros aller größeren Modehersteller hatten erkannt, dass Colleen kein provinzielles Käseblatt war, sondern eine Macht, mit der man rechnen musste. Nicht nur hatten sie große, teure Anzeigen geschaltet, sondern sie hatten auch angefragt, ob ihre Kollektionen in kommenden Heften berücksichtigt werden könnten.
    »He, Lisa!« Lisa drehte sich um und sah Kathy, ihre Nachbarin, die ein Tablett mit Sushi trug.
    »Oh, hallo, Kathy!«
    »Schönen Dank, dass Sie mir diesen Job verschafft haben.«
    »Gern geschehen.«
    »Das Problem ist nur - die Leute fragen mich ständig, wo denn die Cocktail-Würstchen sind.«
    Lisa musste tatsächlich lachen. »Dann haben sie hier nichts zu suchen.«
    »Ich habe von dem Sushi-Zeug selbst probiert, und wissen Sie was? So übel ist das gar nicht.«
    Marcus Valentine, der schon arg mitgenommen aussah, schlich vorbei, und Lisa schenkte ihm automatisch ein blendendes Lächeln. Jasper French, noch ärger alkoholisiert, stolperte hinterher. Und hier war Calvin Carter, der speziell aus New York eingeflogen worden war.
    Calvin schüttelte allen die Hände und redete sie beim Vornamen an.
    »Grandios, Lisa«, sagte er und betrachtete die gut aussehenden Gäste. »Absolut grandios. Also dann, Lisa, lassen Sie uns Reden schwingen!«
    Er sprang auf die kleine Bühne und begann mit einem irischen Satz, den Ashling für ihn in Lautschrift aufgeschrieben hatte.
    »Kade Miela Foll-che«, rief er aus, was, dem aufbrausenden Gelächter nach zu urteilen, gut ankam. Aber natürlich hatte Calvin immer Mühe gehabt zu unterscheiden zwischen Leuten, die über ihn lachten, und Leuten, die mit ihm lachten.
    Dann hielt er eine Rede über Dublin, über Zeitschriften und darüber, wie fabelhaft Colleen war.
    »Und die Frau, die das alles möglich gemacht hat...« - er streckte den Arm aus und deutete auf Lisa - »meine Damen und Herren, hier ist die Chefredakteurin aller Chefredakteurinnen, Lisa Edwards!«
    Als feuchtfröhlicher Applaus durch den Saal brandete, stieg Lisa auf die Bühne.
    »Du musst klatschen«, zischte Ashling Mercedes zu. »Sonst wirst du gefeuert.«
    Mercedes lachte dunkel und hielt die Arme verschränkt. Ashling sah sie besorgt an, konnte sich aber nicht damit aufhalten. Ihr oblag es, die Blumen zu überreichen. Sie war außerdem ziemlich beschwipst - eine Mischung aus Erschöpfung, Schmerztabletten

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