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Sushi Für Anfaenger

Sushi Für Anfaenger

Titel: Sushi Für Anfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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ihr pochendes Ohr und verdrückte probeweise ein paar Tränen.
    »Was ist los?«
    Sie sprang auf. Es war Jack Devine, der sie mit so etwas wie Besorgnis musterte.
    »Nichts«, murmelte sie.
    »Was ist los?«
    »Die Party heute Abend«, fing sie an aufzuzählen. »Meine Haare müssen gewaschen werden, ich kann für alles Geld der Welt keinen Friseurtermin bekommen, ich kann mir die Haare nicht selbst waschen, weil ich eine Ohrentzündung habe, und keiner will mir beim Waschen helfen.«
    »Wer ist keiner? Bernard? Ist er deswegen in diesem halsbrecherischen Tempo abgehauen? Er hätte mich beinahe umgerannt, als ich aus dem Aufzug kam.«
    »Er muss zur Credit Union.«
    »Das stimmt nicht - da geht er immer freitags hin. Sie müssen ihm wirklich Angst eingejagt haben.«
    Jack lachte herzlich bei dem Gedanken, während Ashling ihn verstimmt betrachtete. Dann legte er seinen Stapel Papiere hin und sagte: »Also gut, kommen Sie mit!«
    »Mit wohin?«
    »In den Waschraum, damit wir Ihnen die Haare waschen.«
    Sie sah ihn erstaunt an.
    »Sie haben zu tun«, sagte sie. Er hatte immer zu tun.
    »Es wird ja nicht lange dauern, das Haarewaschen. Kommen Sie!«
    »Welcher Waschraum?«, fragte sie dann.
    »Die Herr-«, begann er, dann brach er ab. Ihre Blicke trafen sich. Jeder zerrte in eine andere Richtung.
    »Aber -«
    »Nicht die Herrentoilette«, sagte sie, so bestimmt sie konnte.
    »Aber -«
    »Nein.« Schlimm genug, dass Jack Devine ihr die Haare waschen würde, aber dabei auch noch eine Reihe Pissbecken vor Augen zu haben - nein, danke!
    »Also gut«, seufzte er und lenkte ein.
    »Es sieht ganz anders aus als bei uns.« Jack verharrte auf der Schwelle und sah in den harmlosen Waschraum hinein, als wäre er irgendwie bemerkenswert oder gar zum Fürchten.
    »Kommen Sie schon«, sagte sie brüsk und versuchte, ihr Unbehagen nicht zu zeigen. Sie nahm den Gummischlauch mit Brausekopf, den sie als Werbegeschenk von einem Shampoo-Hersteller bekommen hatten, und versuchte ihn an dem Wasserhahn zu befestigen. Aber er schnappte immer wieder zurück wie eine Ziehharmonika.
    »Blödes, nutzloses Zeug.« Sie biss die Zähne zusammen. Konnte dieser Tag noch schlimmer werden?
    »Geben Sie her!« Er beugte sich vor, und sie machte schnell einen Schritt zur Seite. Mit einem einzigen festen Griff hatte er den Schlauch auf den Wasserhahn aufgesetzt.
    »Danke«, murmelte sie.
    »Und jetzt?« Er sah zu, wie sie ihre Hand unter den Strahl hielt und den Wasserhahn so einstellte, bis das Wasser die richtige Temperatur hatte.
    Sie senkte den Kopf nach vorn in das weiße Porzellanbecken. »Erst müssen Sie es nass machen. Und passen Sie auf mein Ohr auf.« Gott, sie hätte gern darauf verzichtet.
    Unsicher nahm er den Schlauch und richtete den Strahl probeweise auf ihren Kopf. Ihr braunes Haar wurde sofort zu einer dunklen, glatten Masse.
    »Sie müssen es ganz nass machen«, rief sie mit vom Waschbecken gedämpfter Stimme.
    »Ich weiß!« Sie merkte, wie er bei ihrem linken, dem guten Ohr anfing, ihr Haar anhob und es systematisch in dicke Strähnen aufteilte, dann zu ihrem Haaransatz vorkam und zurück in ihren Nacken. Es kitzelte, nicht unangenehm.
    Als er sich streckte und über ihren runden Rücken beugte, um überall ranzukommen, war sein Oberschenkel ganz nah an ihrer Seite. So nah, dass sie seine Körperwärme spürte, und im selben Moment wurde ihr bewusst, dass die Tür geschlossen war. Sie waren allein. Ihr brach der Schweiß aus.
    Aber als sie spürte, wie ein Rinnsal auf ihr rechtes Ohr zurann, lenkte die Angst sie von ihren Gedanken ab. »Vorsicht!«
    »Okay!« Jack war enttäuscht. Er fand, für einen Mann, der bisher immer nur sein eigenes Haar gewaschen hatte, stellte er sich recht geschickt an.
    »Entschuldigung«, sagte sie mit erstickter Stimme, »aber wenn Wasser ins Ohr gerät, wird das Trommelfell perforiert. Das ist schon zweimal passiert.«
    »Ach so, ich verstehe.« Er ging jetzt bedächtiger vor und zog mit den Fingern kleine Furchen durch ihr Haar, damit das Wasser von der Gefahrenzone weglief. Zu seiner Überraschung hatten die Wölbungen hinter ihren Ohren etwas, was ihn seltsam berührte. Die kleine Linie glatter Zartheit vor dem Ansatz, wo das Haar spross. Es sah so mitleiderregend, so süß und unerklärlich mutig aus. Und der große, plumpe Wattebausch, der aus ihrem Ohr quoll... Er schluckte.
    »Shampoo«, sagte sie. »Drücken Sie Shampoo aus der Tube und verteilen Sie es -«
    »Ashling, ich weiß, wie man das mit

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