Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sushi Für Anfaenger

Sushi Für Anfaenger

Titel: Sushi Für Anfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
Vom Netzwerk:
von Colleen , viel zu schnell heran.
    Ashling erwachte mit einem stechenden Schmerz im Ohr. Es war, als würde mit einer Hutnadel immer wieder hineingestochen - ein ihr sehr vertrauter Schmerz. Sie hätte es wissen können. Sie konnte sich darauf verlassen, dass sich ihr Montagsohr zu den ungelegensten Zeitpunkten melden würde - am ersten Prüfungstag ihrer Schulabschlussprüfung, am ersten Tag bei einer neuen Arbeit. Wenn es heute nicht aufgemuckt hätte - »dem wichtigsten Tag in ihrem Arbeitsleben bisher«, wie Lisa behauptete -, wäre sie fast enttäuscht gewesen.
    Fast, aber nicht ganz, dachte Ashling grimmig, als sie vier Paracetamol schluckte und sich einen Wattebausch ins Ohr stopfte. Denn es brachte alles durcheinander: Sie konnte sich nicht selbst die Haare waschen, falls sie Wasser ins Ohr bekam; sie musste vor der Arbeit zum Arzt gehen und sie musste einen Friseurtermin in ihre Mittagspause quetschen, die sie eigentlich gar nicht machen wollte.
    Erst fiel sie vor der Sprechstundenhilfe von Dr. McDevitt praktisch auf die Knie, damit sie ihr einen frühen Termin gab, dann flehte sie den Doktor an, dass er ihr ein schnell wirkendes Schmerzmittel gab. »Die Antibiotika brauchen immer zwei Tage, bis sie eine Wirkung haben, und ich kann vor Schmerzen nicht klar denken.«
    »Sie sollten nichts denken müssen«, schimpfte er mit ihr. »Sie sollten zu Hause sein, im Bett.«
    Das war ja was! Als sie ihr Rezept in Empfang genommen hatte, musste sie ins Kino zu einer Pressevorführung, wo jeder, mit dem sie sprach, auf ihre fettigen Haare guckte. Der Film dauerte drei endlose Stunden, in denen sie ungeduldig zappelte und daran dachte, wie viel sie in der Zeit in der Redaktion hätte schaffen können. Und früher hatte sie immer gedacht, die Arbeit bei einer Zeitschrift sei glamourös!
    Als der Nachspann anfing, riss sie dem PR-Manager die Pressemappe aus der Hand und machte sich im Laufschritt auf den Weg in die Redaktion. Nach rekordverdächtigen zehn Minuten stieß sie die Tür zu dem menschenleeren Büro auf, wo sie über Partyschuhe auf dem Boden stolperte und sich in Partykleidern verhedderte, die auf Bügeln von Türen und Aktenschränken hingen. Lisas Telefon klingelte, aber als Ashling abnahm, hatte der Anrufer aufgelegt. Sie hängte sich an ihr eigenes Telefon und musste sehr schnell feststellen, dass sie keine Chance hatte, einen Donnerstagmittag-Termin beim Friseur zu bekommen. Auch nicht, als sie die Salons anrief, die Colleen verpflichtet waren.
    Bei dem Ersten erhielt sie die Antwort: »Ein Notfall? Das wissen wir schon. Lisa ist gerade bei uns.«
    Damit war das erledigt. Lisa würde sich eine Gratis-De-Luxe-Behandlung geben lassen und die ihnen zustehende Quote ganz aufbrauchen. Als sie bei verschiedenen anderen Friseursalons anrief, stellte sie fest, dass Mercedes, Trix, Dervla und sogar Mrs. Morley und das Honeymonster Shauna sich mit dem Namen Colleen Termine ergattert hatten.
    Also wirklich! Ich bin wohl der letzte Trottel hier!
    Aber sie hatte keine Zeit, sich zu ärgern - sie war im Begriff, in Panik auszubrechen. Ihr Haar war einfach ranzig . Sie würde es in der Redaktion waschen müssen. Zum Glück gab es im Büro massenweise Haarpflegemittel. Aber sie brauchte Hilfe, und buchstäblich der Einzige im Büro war Bernard, zu Ehren des Anlasses in seinen besten Pullunder mit Rautenmuster gekleidet.
    »Bernard, würdest du bitte mein freundlicher Helfer sein und mir beim Haarewaschen assistieren?«
    Er sah sie entgeistert an.
    »Ich habe eine Ohrentzündung«, erklärte sie geduldig, »und jemand muss mir helfen, damit ich kein Wasser ins Ohr bekomme.«
    Er wand sich unbehaglich. »Kann nicht eines der Mädels dir helfen?«
    »Sie dich doch um - es ist niemand da. Und in weniger als einer Stunde soll ich Niamh Cusack interviewen. Es muss jetzt geschehen.«
    »Und danach?«
    »Muss ich sofort ins Hotel und beim Aufbauen helfen. Bitte, Bernard!«
    »Ah, nein«, sagte er sich windend. »Das kann ich nicht, das wäre nicht richtig.«
    Verdammt! Ein Tag in der Hölle könnte nicht schlimmer sein!
    Aber was konnte man schon erwarten? Bernard war fünfundvierzig und lebte immer noch bei seiner Mutter.
    »Außerdem muss ich zur Credit Union«, log er und floh.
    Ashling ließ sich auf ihren Stuhl sinken; sie war den Tränen nah. Ihr Ohr tat weh, sie war erschöpft, sie müsste mit ungewaschenen, angeklatschten Haaren zu der Party gehen, und alle anderen würden fantastisch aussehen. Sie hielt eine Hand an

Weitere Kostenlose Bücher