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Sushi Für Anfaenger

Sushi Für Anfaenger

Titel: Sushi Für Anfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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er war. Seine dreckstarrenden Jeans schlackerten an seinem mageren Körper, sein schmales, koboldhaftes Gesicht war schmutzverkrustet, und an den Fingerknöcheln sprang die Haut auf vor Schmutz.
    »Ich stinke«, gab er betreten zu. »Es tut mir Leid.«
    Etwas brach in ihr auf. Trauer, Wut.
    »Handtücher.« Sie hatte die Kiefer zusammengepresst, als sie ihm den weichen Stapel in die Hand drückte. »Shampoo, Zahnbürste. Hier, die Waschmaschine, Waschpulver. Da drüben Wasserkocher, Tee, Kaffee. Wenn du was Essbares im Kühlschrank findest, bedien dich.«
    Sie gab ihm eine Fünf-Pfund-Note. »Ich muss zur Arbeit, Boo, wir sehen uns später.«
    »Das werde ich dir nie vergessen!« Bevor sie die Tür schloss, sah sie zuletzt Boo mit zitternden Knien in seinen regentriefenden Jeans mit dem duftigen Bündel Handtücher so blendendweiß und watteweich darüber.
    Als Ashling im Büro ankam, sagte Jack Devine: »Jemand möchte Sie sprechen.« Er deutete auf den Mann, der vornübergesackt an ihrem Schreibtisch saß.
    Als Ashling Dylan sah, wusste sie, dass etwas Schreckliches passiert war. Etwas durch und durch Entsetzliches. Seine Züge waren so verändert, dass sie ihn fast nicht erkannt hätte, diesen Mann, den sie seit elf Jahren kannte. Er war kalkweiß; aus seiner Haut, seinem Haar, seinen Augen war alle Farbe gewichen.
    Er richtete seinen benommenen, verwundeten Blick auf sie und sagte laut und deutlich, dass alle es hörten: »Clodagh hat eine Affäre.«
    Die Wahrheit traf Ashling unmittelbar. Sie glaubte ihm. Ein Gedanke schlich sich durch ihr Bewusstsein: Welch schreckliche Dinge tun Menschen denjenigen an, die sie lieben.
    Die Ehre gebot ihr, dass sie nach den Regeln vorging. Auf gar keinen Fall konnte sie zu Dylan sagen: »So was Ähnliches hatte ich mir schon gedacht.« Stattdessen musste sie so tun, als bestünde die Möglichkeit, dass er sich geirrt hatte. Also fragte sie: »Wie kommst du darauf?«
    »Ich habe sie ertappt.«
    »Wann? Wo?«
    »Ich bin heute um zehn von der Arbeit gekommen. Ich habe mir Sorgen um sie gemacht«, sagte er niedergeschlagen.
    Eher war es ein Verdacht. Aber Ashling verstand ihn.
    »Und da habe ich sie im Bett erwischt.« Dylans Stimme wurde plötzlich hoch und schrill, und zum zweiten Mal an dem Morgen wurde Ashling Zeuge, dass ein erwachsener Mann wie ein Kind weinte.
    »Und ich kenne ihn«, sagte Dylan. »Du kennst ihn auch.«
    Ihre Befürchtung wuchs, als ihr die Erkenntnis dämmerte. Ashling wusste, wen Dylan nennen würde.
    »Dieser Scheiß-Komiker.«
    Ich weiß.
    »Dieser Bekannte von dir.«
    Ted!
    »Marcus Arschloch.« Dylan schluckte. »Wie er auch heißt. Valentine oder so. Marcus Valentine.«
    »Nein, du meinst Ted, den kleinen dunklen.«
    »Nein, ich meine deinen schlaksigen Bekannten, Marcus Valentine.«
    Ashlings Albtraum taumelte plötzlich in eine andere Richtung.
    »Das ist nicht mein Bekannter«, kam ihre Stimme aus einer entfernten Ecke, »das ist mein Freund.«
    Die wenigen, die schon in der Redaktion waren - Jack, Mrs. Morley, Bernard -, waren starr vor Entsetzen. Das einzige Geräusch war Dylans Schluchzen.
    »Wahrscheinlich darf man sich nicht wundern«, sagte er mit belegter Stimme. »Es ist ja nicht das erste Mal, dass sie dir einen Freund wegnimmt.«
    Er sah sie lange und fest an und sagte dann: »Ich hätte bei dir bleiben sollen, Ashling. - Ich muss gehen.« Er nahm eine Tragetasche vom Boden.
    »Was hast du da?«, murmelte Ashling.
    »Was zum Anziehen.«
    »Du verlässt sie?«
    »Was denkst du denn?«
    »Und wohin gehst du?«
    »Zu meiner Mutter, fiirs Erste.«
    Reglos sah sie zu, wie er ging.
    Ein Gewicht senkte sich auf ihre Schultern. Ein Arm. Er gehörte Jack Devine. »Kommen Sie in mein Büro.«
    Lisa erwachte und erlebte die schale Leere, die auf ein Hoch folgte. All das Geglitzer des vorherigen Abends war verflogen. Klar, die Zeitschrift war toll. Klar, die Party war ein durchschlagender Erfolg, aber es war nur eine Publikation mit einer Auflage von dreißigtausend in einer hinterwäldlerischen Gegend. Was war daran so fabelhaft?
    Zu ihrem Leeregefühl kam eine noch größere Enttäuschung Jack. Sie war sich sicher gewesen, dass er mit ihr nach Hause kommen würde. Sie fand, dass sie das verdient hatte, als Belohnung für ihre harte Arbeit und dafür, dass alles so gut geklappt hatte.
    Obwohl sie sich nicht getroffen hatten, seit er aus New Orleans zurück war, hatte sie angenommen, dass es zwischen ihnen eine unausgesprochene Vereinbarung gab: Sie

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