Sushi Für Anfaenger
es daran, dass Lisa verheiratet war? Weil sie zusammen arbeiteten? Weil er Mai nicht überwunden hatte? Oder lag es daran, dass er Dee noch nicht überwunden hatte? Aber es war keiner dieser Gründe.
Es hatte mit Ashling zu tun. Der Frau, die auch als Little Miss Fix-it bekannt war.
Was um alles in der Welt passierte hier mit ihm? War es der Jetlag, fragte er sich beklommen. Aber er war seit zwölf Tagen zurück; Jetlag konnte es nicht sein.
Dann blieb ihm eigentlich nur noch eine andere Schlussfolgerung. Eine einzige, unvermeidliche Schlussfolgerung.
Er stand kurz vor einem Nervenzusammenbruch.
53
Als Ashling aufwachte, hatte sie ein Gefühl, als wäre ein Lastwagen über sie hinweggedonnert. In ihrem Ohr pochte es, alle Knochen taten ihr weh, aber was machte das schon? Die Party war nicht nur ein großer Erfolg gewesen, sondern hatte auch Spaß gemacht.
Einen Moment lang wusste sie nicht, ob sie allein im Bett war, aber dann fiel ihr ein, dass sie irgendwann im Laufe des Abends Marcus aus den Augen verloren hatte und ohne ihn nach Hause gekommen war. Kein Problem. Jetzt, da die Zeitschrift groß war und laufen konnte, würde das Leben in normale Bahnen zurückkehren.
Sie schleppte ihren mitgenommenen Körper aus dem Bett zum Sofa, wo sie rauchte und sich das Morgenprogramm im Fernsehen ansah. Ihr Gehirn fühlte sich lädiert an. Sie war entsetzlich spät dran fürs Büro, aber der allgemeine Konsens war, dass heute jeder dann kann, wenn es ihm passte. Schließlich wusch sie sich und zog sich langsam an, und als sie auf die Straße trat, war es elf Uhr. Es regnete. Schmutzig-dunkle Septemberwolken hingen über der Stadt, das Licht war grün-grau.
Ein paar Schritte vor Ashlings Haustür saß Boo auf dem nassen Bürgersteig. Er kauerte am Boden, das nasse Haar war ihm wie an den Kopf gekleistert, und kleine Rinnsale rannen an seinem Gesicht herunter. Als Ashling näher kam, merkte sie, dass es nicht der Regen war, der sein Gesicht nass machte. Er weinte.
»Boo, was hast du? Ist was passiert?«
Er sah zu ihr hinauf, dann öffnete sich sein Mund weit und ein lautloser Schluchzer drängte sich heraus.
»Sieh mich an!« Er legte eine Hand über die Augen und deutete mit der anderen auf sich, in seinen nassen, schmutzigen Sachen, dem Regen ausgesetzt.
»Es ist so demütigend«, sagte er mit einem Beben.
Ashling erstarrte. Boo war normalerweise so fröhlich.
»Ich habe Hunger, ich friere, ich bin nass, ich bin schmutzig, ich bin missmutig, ich bin einsam und ich habe Angst!« Sein Gesicht war vom Weinen verzerrt. »Ich will nicht mehr von der Polizei angemacht werden, ich will nicht mehr, dass Betrunkene auf mich draufpissen, ich will nicht wie das letzte Stück Dreck behandelt werden. Jetzt lassen sie mich nicht mal mehr in das Cafe gegenüber, um einen Becher Tee zu kaufen. Dabei ist es ein Takeawayl«
Ashling hatte nicht gedacht, dass es Boo Freude machte, obdachlos zu sein, aber sie hatte nicht gewusst, dass er es so sehr hasste.
»Ich werde dauernd beschimpft. Die Leute nennen mich ein faules Schwein und sagen, ich soll mir Arbeit suchen. Ich würde gerne arbeiten. Ich hasse es zu betteln - es ist so erniedrigend.«
»Ist irgendwas passiert?«, fragte Ashling. »Das dies ausgelöst hat?«
»Nein«, sagte er mit belegter Stimme. »Ich habe einfach einen schlechten Tag.«
Während Ashling überlegte, was zu tun sei, tropfte der Regen von ihrem Schirm auf ihr Jackett und machte es kalt und nass. Sie war frustriert. Aber sie war nicht für Boo verantwortlich. Sie zahlte ihre Steuern; der Staat sollte sich um Menschen wie ihn kümmern.
Wenn sie ihm Unterschlupf im Eingang ihres Wohnblocks gewährte? Aber das ging nicht: Sie hatte das einmal, bei einem heftigen Gewitter, gemacht, und die anderen Bewohner hatten sich beschwert. Sollte sie ihn in ihre Wohnung lassen? Ja, das sollte sie tun, aber so sehr sie ihn auch mochte, sie zögerte dennoch. Aber er war so unglücklich ...
Sie traf ihre Entscheidung. »Komm zu mir hoch! Da kannst du duschen und etwas essen. Und deine Sachen kannst du in die Waschmaschine stecken.«
Sie hoffte, er würde ablehnen, so dass sie mit reinem Gewissen ihrer Wege gehen konnte, aber er sah sie mit hilfloser Dankbarkeit an. »Danke«, schluckte er und fing wieder an zu weinen.
»Ich lasse es nicht zur Gewohnheit werden«, versprach er, als sie mit ihm die Treppe hinaufging.
Als sie ihn in ihrer einigermaßen sauberen Wohnung betrachtete, wurde ihr erst bewusst, wie schmutzig
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