Sushi Für Anfaenger
und Alkohol, natürlich - und hoffte nur, dass sie nicht einschlief, bevor sie die Blumen die paar Stufen raufgetragen hatte.
Als Lisa ihre hübsche Rede hielt, fiel ihr Blick auf Jack - oder, wie sie ihn heimlich für sich nannte, »die Sahnehaube auf dem Kuchen dieses Abends«. Er lehnte an der Wand, hatte die Arme verschränkt, und sein leichtes Lächeln strahlte große Wärme und Würdigung aus.
Ihr berauschtes Gefühl verstärkte sich noch. Dies war ihr Abend. Seit er aus New Orleans zurückgekommen war, hatte Hochbetrieb geherrscht, und ihr war kaum Zeit geblieben, mit ihm zu flirten. Aber nach diesem Abend konnten sie sich auf ihren Lorbeeren ausruhen, und ihr Plan sah fest vor, dass er neben ihr ruhen würde.
Sie ließ ein entrücktes Lächeln über die Zuhörer gleiten. Wo zum Teufel war Ashling? Ach, da. Lisa nickte ihr zu - Zeit für die Blumen.
Nach den Reden schaltete das Party-Getriebe einen Gang höher. Calvin sah sich entsetzt um: In New York trank man nicht so viel. Und wohin war Jack entschwunden?
Jack war erschöpft vom Händeschütteln und hatte in einer ruhigen Ecke einen Sessel gefunden, in den er sich sinken ließ. Auf dem Tisch standen ein paar aufgegebene Sushi-Stücke - offenbar hatte sich jemand von ihnen überfordert gefühlt.
Die ihn umgebende Stille wurde plötzlich durchbrochen, als die Schwingtüren in der Nähe aufgestoßen wurden und Ashling, im Takt der Musik, hereingetanzt kam, Zigarette und Glas in der Hand. Sie war eine überraschend gute Tänzerin, ihr ganzer Körper bewegte sich geschmeidig im Rhythmus. Vielleicht lag das daran, dass sie sehr betrunken war, dachte er.
Sie kam auf Jack zu und warf ihre Tasche mit einer betrunkenen Geste auf den Boden, als sie auf ihrem Knie etwas entdeckte.
»Laufmaschen-Alarm!«, verkündete sie. »Geben Sie mir meine Tasche!« Die Zigarette im Mund, die Augen gegen den Rauch zusammengekniffen, holte sie eine Dose Haarspray aus der Tasche und besprühte die Strumpfhose von Schienbein zu Oberschenkel geschickt mit Haarspray.
Jack sah ihr gebannt zu. »Was machen Sie mit dem Haarspray?«
»Das hält die Laufmasche auf.« Sie verzog akrobatisch den Mund, indem sie ihre Zigarette auf der einen Seite hielt und auf der anderen Seite ausatmete und sprach. Er beobachtete sie ehrfürchtig.
Als er zusah, wie sie die Dose wieder in der Handtasche verstaute, hatte er mit einem Mal die feste Gewissheit, dass er ihr sein Leben anvertrauen könnte.
Ein spitzer Schrei ertönte, als wäre ihr plötzlich etwas Großartiges eingefallen, dann tauchte sie wieder in ihre Handtasche ein und beförderte unter einem Lachanfall ein kleines Flakon zutage.
Unaufhörlich lachend, sprühte sie sich von dem Inhalt auf das Handgelenk, streckte es Jack entgegen und sagte: »Hier - ich rieche nach Mist!«
So wie sie sich krümmte, war es offensichtlich, dass sie das urkomisch fand, und er musste auch lachen, obwohl er den Witz nicht verstand.
Sie zeigte ihm die Flasche mit Cashmere Mist. »Kapiert? Das Geschenk des heutigen Abends. Schade, dass es erst am Ende ausgegeben wird, sonst könnten wir jetzt alle rumgehen und zueinander sagen: ›Du riechst nach Mist‹.«
»He«, sagte sie plötzlich, »Sie knabbern an Ihren Fingernägeln.« Sie nahm seine Hand und betrachtete sie.
»Ehhm, ja«, gab er zu.
»Warum?«
»Weiß auch nicht.« Er wollte eine Begründung geben; es fiel ihm aber keine ein.
»Sie machen sich zu viele Sorgen«, sagte sie und streichelte seine nackten, zarten Fingerkuppen.
»He«, sagte sie und sah ihn eindringlich an. »Haben Sie mal eine Zigarette? Jasper French hat meine gestohlen.«
»Ich hätte gedacht, Sie hätten noch eine Ersatzpackung.« Es sollte humorvoll klingen, aber sein Mund fühlte sich betäubt an, als wäre er beim Zahnarzt gewesen.
»Hatte ich auch, aber die hat er auch gestohlen.«
Von der anderen Seite des Saals erhob Lisa ihr Glas zu ihm. In ihrer ganzen Körperhaltung drückte sich eine Einladung aus. Als er nach den Zigaretten kramte, fühlte sich sein Kopf wie Watte an - er konnte nicht klar denken. Lisa war schön. Sie war smart und clever, und er war voller Bewunderung für ihre Vision und ihre Energie. Und da war mehr, er mochte sie tatsächlich gern. Es musste so sein - hatte er sie nicht geküsst? Obwohl er immer noch nicht ganz verstanden hatte, wie es passiert war.
Lisa hatte gewisse Pläne für ihn, aber mit klarer Sicherheit wusste er plötzlich, dass er nicht darauf eingehen wollte. Warum nicht? Lag
Weitere Kostenlose Bücher