Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sushi Für Anfaenger

Sushi Für Anfaenger

Titel: Sushi Für Anfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
Vom Netzwerk:
Garten gesessen?«, fragte Jack.
    Nein. »Ja.«
    »Es ist so friedlich da draußen, man merkt kaum, dass man in der Stadt ist«, sagte er mit einem Nicken nach draußen.
    »Ich weiß.« Das brauchst du mir nicht zu erzählen!
    »Dann wollen wir mal sehen.« Er musterte den Boiler. »Sieht ganz leicht aus, aber man weiß nie.«
    Dann rollte er sich die Ärmel auf, zeigte die Sehnen an seinen schönen Handgelenken und machte sich an die Arbeit. Lisa setzte sich auf einen Stuhl und schlang die Arme um ein Knie. Sie genoss, fast zu sehr, die Anwesenheit eines attraktiven Mannes in ihrer Wohnung. Wie auch immer sich die Situation entwickelte, sie würde nicht über die Anzeigensituation sprechen. Es würde keine Dämpfer geben - dies war die perfekte Gelegenheit für einen Flirt.
    »Erzählen Sie mir von sich«, forderte sie ihn mit selbstbewusster Koketterie auf.
    »Was wollen Sie wissen?« Er klang nicht allzu höflich, während er laut scheppernd mit dem Werkzeug hantierte. Dann drehte er sich um und sagte halb empört: »Lisa, kommen Sie! Mit dieser Frage kann kein Mann was anfangen.«
    »Also, dann erzählen Sie mir, wie Sie mit zweiunddreißig Geschäftsführer eines privaten Fernsehsenders, eines Radiosenders und verschiedener erfolgreicher Zeitschriften werden konnten.« Na gut, sie stellte es etwas glorreicher dar, als es war, aber Schmeichelei war ihr Geschäft.
    »Es ist ein Job«, sagte Jack knapp, als dächte er, sie würde sich über ihn lustig machen. »Da, wo ich vorher war, wurde ich gefeuert, und ich musste Geld verdienen.«
    Gefeuert? Das gefiel ihr gar nicht. »Warum hat man Sie gefeuert?«
    »Ich hatte ein radikales Konzept vorgeschlagen, wonach die Mitarbeiter einen angemessenen Lohn und ein Mitspracherecht bei der Betriebsführung erhalten sollten. Im Gegenzug sollten die Angestellten Zugeständnisse im Bereich der Definitionen der Aufgabenfelder und bei der Überstundenregelung machen, aber die Geschäftsleitung fand, dass das linke Ideen seien, und hat mich an die Luft gesetzt.«
    »Linke Ideen?« Linke waren nicht so lustig, oder? Sie zerrten einen immer auf irgendwelche Protestmärsche und hatten schreckliche Autos. Trabants und Ladas. Falls sie überhaupt ein Auto hatten. Aber Jack hatte einen BMW, oder?
    »Als ich noch jünger und idealistischer war«, sagte er und versetzte der Leitung einen mächtigen Schlag mit der Rohrzange, »hätte man mich wohl als Sozialist bezeichnet.«
    »Aber jetzt nicht mehr, oder?«, fragte Lisa erschrocken.
    »Nein.« Er lachte finster. »Sie klingen ja ganz entsetzt. Das habe ich aufgegeben, als ich merkte, dass die meisten Arbeiter froh und glücklich sind, wenn sie Lotto spielen oder die Aktien privatisierter Betriebe kaufen können, und dass sie sich gern selbst um ihr wirtschaftliches Wohlergehen kümmern.«
    »Ganz richtig. Man muss nur genug arbeiten«, sagte Lisa sanft. Das hatte sie schließlich auch getan. Und sie kam aus der Arbeiterschicht - das heißt, wenn ihr Vater gearbeitet hätte - und es hatte ihr nicht geschadet.
    Jack drehte sich um und lächelte vielsagend. Resigniert und traurig.
    »Und wie sah Ihre berufliche Laufbahn bisher aus?«, fragte Lisa.
    Jack wandte sich wieder dem Boiler zu und zählte ohne erkennbare Begeisterung auf: »Erst College und ein M.A. in Kommunikationswissenschaften, dann der für Iren obligatorische Auslandsaufenthalt. Zwei Jahre in einer Mediengruppe in New York, vier Jahre bei einer Kabelfernsehanstalt in San Francisco.
    Kam gerade rechtzeitig für das Wirtschaftswunder nach Irland zurück, hatte einen Job bei einer Zeitung, wurde gefeuert, wie schon gesagt. Und vor zwei Jahren hat Calvin Carter mir den Job hier gegeben.«
    »Und was machen Sie in Ihrer Freizeit?« Lisa erfreute sich an dem Anblick von Jacks Hemd, das sich über seinen Rückenmuskeln spannte, während er arbeitete.
    »Zum Beispiel«, sagte sie mit einem schelmischen Lächeln, das er leider nicht sehen konnte, »spielen Sie Golf?«
    »Das ist das letzte Mal, dass ich Ihren Boiler repariere«, murmelte er.
    »Ich dachte mir, dass Sie nicht der Typ für Golf sind«, kicherte sie. »Also, was machen Sie?«
    »Lisa, stellen Sie mir nicht solche Fragen. Jetzt weiß ich‘s«, sagte er und lächelte ihr über die Schulter flüchtig zu, »ich repariere Boiler. Ich klingele unangekündigt bei irgendwelchen Leuten und bestehe darauf, ihren Boiler zu reparieren. Manchmal sogar, wenn er gar nicht kaputt ist.«
    Er sprach nicht weiter und konzentrierte sich

Weitere Kostenlose Bücher