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Svantevit: Radiks Geschichte - Historischer Roman (German Edition)

Svantevit: Radiks Geschichte - Historischer Roman (German Edition)

Titel: Svantevit: Radiks Geschichte - Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikolai M. Jakobi
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Bursche, der angeblich so viel von der Seefahrt verstand, hat bereits bei einem kleinen Unwetter versagt, welches uns auf der Überfahrt ereilte. Ich habe seinen Namen vergessen. Der Kerl war mir von Anfang an nicht geheuer und bald stellte sich heraus, dass er ein bloßes Großmaul war. Nun ist er tot, abgesoffen. Aber was hattest du gesagt? Wer nicht zurückkehrt, hat die Prüfung nicht bestanden und kann kein Mitleid erwarten!"
    Nipud fing an zu lachen.
    "Er ist abgesoffen wie ein Stein!", sagte er belustigt.
    "Wovon redest du bloß?!", fragte Zambor verwundert.
    "Das wüsste ich auch gern", sagte Radik, nachdem er hinter dem Holzstapel hervorgetreten war.
    Nipud schien sich beim Lachen zu verschlucken und fing an zu husten. Er starrte auf Radik, als sei dies ein Geist. Die Ungläubigkeit in seinem Gesicht wich bald der Wut. Wut darüber, sich vor seinem Vater lächerlich gemacht zu haben. Und es war auch klar, wem diese Wut galt. Hass funkelte aus seinen Augen, bevor er sich ohne ein weiteres Wort umdrehte und ging.
     
    Am Abend dachte Radik lange nach. Ihm ging das Gespräch zwischen Zambor und Nipud nicht aus dem Kopf. Relativ unverhohlen hatte Zambor zu erkennen gegeben, dass ihm die Opferung des dänischen Soldaten widerstrebte. Warum nur? Radik musste sich eingestehen, dass er Nipuds Position gut begreifen konnte. Wie könnte man dem Gott Svantevit besser huldigen als durch die Opferung eines starken und geachteten Feindes? War dies nicht eine größere Gabe als all die Schätze aus bloßem Metall, Stoff oder Steinen und erst recht als das Schlachten der Jungtiere, wie es alljährlich vollzogen wurde?
    Andererseits konnte er auch Zambor gut verstehen, der diese Dinge den Priestern überlassen wollte. Ein Krieger empfindet keine Befriedigung, einen wehrlosen, gefangenen Gegner zu töten. Diese Ansicht teilte nicht jeder der Gardisten, dies wusste Radik, aber ihn selbst beeindruckte diese Haltung sehr.
    Und war es nicht letztlich so, dass Nipud mit diesem Schauspiel der Opferung die gänzlich missglückte Kaperfahrt vergessen machen wollte? Er dachte dabei sicher mehr an sich und seinen Ruhm, als an eine Ehrung des Svantevit.
    ´Wie mag Nipud sich wohl gefühlt haben, als er erfahren hat, dass ich nicht mit leeren Händen zurückgekehrt bin´, dachte Radik, ´Wenn er meint, dies durch die Opferung des Dänen überbieten zu können, hat er sich geirrt. Die Sache werde ich zu verhindern wissen.´
     
    Zwei Tage später herrschte am Morgen plötzlich große Aufregung. Die Gefangenen waren in der Nacht geflohen. Wie konnte dies nur geschehen?
    Sofort wurden Reiter ausgeschickt, die die Umgebung absuchten, aber bis zum Mittag hatte man keine Spur von den drei Dänen. Schließlich entdeckte man sie ganz in der Nähe. Sie hatten sich von dem steilen Abhang, welcher die Burg Arkona im Westen begrenzte, in den sicheren Tod gestürzt. Ihre zerschmetterten Leiber lagen auf dem steinigen Uferstreifen und wurden sanft von der Brandung umspült.
     
    "Du weißt, warum du hier bist?", fragte der Priester streng.
    "Nein, eigentlich nicht", antwortete Radik, sich keiner Schuld bewusst.
    Es saß eine Reihe von wichtigen Männern zusammen: Priester, Offiziere der Tempelgarde und Vertreter der Oberschicht. Diese Personen bildeten die Versammlung von Arkona, welche über alle wichtigen Dinge Rat hielt, die die Tempelburg betrafen. 
    Viele von ihnen waren auch dabei gewesen, als vor wenigen Tagen der Priester die Silbermünzen entgegengenommen und man Radik für diesen Erfolg überschwänglich gedankt hatte. Jetzt blickten sie allerdings weniger freundlich, denn sie saßen zu Gericht.
    "Man beschuldigt dich, etwas mit der Flucht der Dänen zu tun zu haben", eröffnete ihm schließlich einer der Priester, der vor ihm stand, während die anderen Männer hinter einer langen Tafel saßen.
    "Wer sagt das?", fragte Radik empört.
    "Dies tut nichts zur Sache. Beantworte nur meine Fragen", sagte der Priester in ernstem Ton, "Wir werden die Wahrheit schon herausfinden!" fügte er hinzu.
    Radik blickte sich gespannt um. War er vielleicht doch zu leichtsinnig gewesen? Ihm war schon klar, wer den Verdacht gegen ihn ausgesprochen hatte, auch wenn er diesen hinterhältigen Feigling hier nirgendwo entdecken konnte. Aber berief man wegen einer bloßen Anschuldigung, für die es keinerlei Beweise gab, eine solche Verhandlung ein?
    "Man hat gesehen, wie du dich wiederholt mit den Gefangenen unterhalten hast. Stimmt das?", fragte Dubislaw, der

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