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Svantevit: Radiks Geschichte - Historischer Roman (German Edition)

Svantevit: Radiks Geschichte - Historischer Roman (German Edition)

Titel: Svantevit: Radiks Geschichte - Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikolai M. Jakobi
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wanderte es von einem zum anderen.
    "Die Schnitte sind auf natürliche Weise nachgedunkelt", war man sich schließlich einig, "Sie müssen daher bereits vor einiger Zeit aufgebracht worden sein."
    "Wer in diesem Raum kennt sich mit der Schrift lateinischer Buchstaben aus?", fragte schließlich einer der Männer und erhob sich.
    Radik hatte ihn noch nie zuvor gesehen und es war ihm aufgefallen, dass dieser Mann dem bisherigen Verlauf der Gerichtsverhandlung ganz ruhig, fast wie abwesend beigewohnt hatte. Nun, da er seine Stimme und sich selbst erhob, herrschte sofort völlige Ruhe. Radik glaubte, in den Gesichtern der anderen Männer großen Respekt zu erkennen, nur der Priester schien nervös und irgendwie zu lauern.
    Das Messer in der Hand, trat der Mann vor. Sein Haar war grau, trotzdem er noch lange kein Greis war.
    "Ich denke, ich bin der Einzige in diesem Raum, der diese Fähigkeit besitzt. Vom Angeschuldigten einmal abgesehen", meinte er nach einer Weile.
    Dabei hatte er jedem kurz in die Augen geschaut und sein Blick war von bohrender Eindringlichkeit, wie Radik bemerkte. In ihm wuchs sogleich die Gewissheit, dass dieser Mann die Sache zu einem guten Ende bringen würde und dies ließ ihn wieder ruhiger werden.
    "Ihr müsst wissen, dass die lateinische Schrift aus wenigen Zeichen besteht, die man Buchstaben nennt. Aus diesen Buchstaben werden nun alle erdenklichen Wörter zusammengesetzt", erklärte der Mann in bedächtigem Ton, "Daher kann es nicht verwundern, dass bei vielen Worten dieselben Zeichen, also Buchstaben, verwendet werden, so etwa bei Wörtern, die denselben Klang haben."
    "Was soll dieser Vortrag?", fragte der Priester unruhig.
    "Warum so ungeduldig?", entgegnete der Mann, der nicht gewillt schien, sich aus der Ruhe bringen zu lassen, "Es ist dir nicht recht, dass ich von Dingen rede, von denen du nichts verstehst. Wenn aber du deinen Beweis für die Schuld dieses Soldaten darauf stützen möchtest, musst du dir diese Belehrungen wohl gefallen lassen."
    Sein Ton war schärfer geworden und die Augen funkelten angriffslustig. Wer war dieser Mann? Noch nie hatte Radik erlebt, dass jemand so mit einem Priester sprach.
    "Seht her", sagte er, während er ein halbverkohltes Holzscheit aus dem lodernden Feuer zog.
    Damit schrieb er in schnellen Zügen auf dem Tisch das Wort "RADIK", wobei die Funken stoben.
    "Nun vergleicht die Zeichen", forderte er die Männer auf.
    Das Einritzen der Zeichen in den Schaft des Messers war Radik seinerzeit nur schlecht gelungen. Er hatte dies wohl auch mehr aus Langeweile getan und ohne allzu große Sorgfalt. Einzig die beiden ersten Buchstaben waren gut zu erkennen. Das "D" hatte er zunächst als Kleinbuchstabe geritzt und dann korrigierte, auch hatte er sich den Platz schlecht eingeteilt, so dass "I" und "K" arg gequetscht wurden. Die letzten drei Buchstaben waren daher sehr schlecht zu erkennen.
    "Ich beherrsche diese Schrift und ich glaube nicht, dass dort der Name dieses Soldaten steht", sagte der grauhaarige Mann schließlich und Radik sah, wie auch die Übrigen nach und nach zustimmend nickten.
    "Was redest du da? Du versuchst, die anderen zu beeinflussen!", brüllte der Priester, der seine Wut jetzt nicht länger zurückhalten konnte.
    "Ich denke, wir sind uns einig, dass dieser Gegenstand uns hier nicht weiterbringt", sagte der grauhaarige Mann unbeeindruckt und warf das Messer, wie beiläufig, in das Feuer des großen Kamins.
    Der Priester schien das Ganze nicht recht fassen zu können und rang vergeblich nach Worten.
    "Wir haben Zeugen gehört, die nichts aussagen konnten, ein Messer gesehen, dessen Kratzer sich als bedeutungslos herausstellten. Was hast du also noch vorzubringen?"
    "Damit bist du zu weit gegangen, Litog!", brüllte der Priester.
    ´Litog?´, schoss es Radik durch den Kopf, ´Der Vater von Granza?´
    "Du hast dich gegen Svantevit gestellt!", tobte er weiter, "Wir müssen alles in unserer Macht Stehende tun, um herauszufinden, wer die Flucht der Dänen ermöglicht hat! Doch das hast du nun verhindert! So etwas wird nicht ungestraft bleiben!"
    "Große Worte! Ich warne dich", antwortete Litog gelassen, "Es ist hier warm und die Luft ist stickig. Dies wird dir auf die Sinne geschlagen sein."
    Radik wusste, dass Litog eine hohe Position am Fürstenhof in Garz einnahm. Und es war ein offenes Geheimnis, dass es immer wieder zu Spannungen zwischen der Oberschicht und der Priesterschaft kam. Beide neideten sich Macht und Einfluss.
    "Litog hat Recht",

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