Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Svantevit: Radiks Geschichte - Historischer Roman (German Edition)

Svantevit: Radiks Geschichte - Historischer Roman (German Edition)

Titel: Svantevit: Radiks Geschichte - Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikolai M. Jakobi
Vom Netzwerk:
und fest zu wie er konnte. Er merkte sofort, dass es ein menschlicher Schopf war, den er da gepackt hatte und er zog mit vorsichtiger Gleichmäßigkeit aber doch so fest seine Kräfte es zuließen, bis er ihn über Wasser hatte.
    Dann fasste er erst unter das Kinn und schließlich unter die Schultern, um den ganzen Körper aus der eisigen Nässe zu befördern, immer in Gefahr, selbst über das durch aufspritzendes Wasser inzwischen spiegelglatte Eis hineinzurutschen. Da er ihn mangels Kraft nicht einfach herausheben konnte, hatte er sich inzwischen in eine etwas komplizierte Situation manövriert. Er lag auf dem Rücken, mit den Füßen im Wasser, und hatte sich den Jungen, den er als den vorhin Gesehenen erkannte, bis auf die Brust gezogen.
    Weiter kam er jetzt allerdings nicht und als er den Griff lockerte, merkte er, dass der leblose Körper zurückzurutschen begann, so als ob noch irgendetwas an ihm hing. Er hob den Kopf so weit es die Umstände erlaubten und als er die Ursache entdeckte, glaubte er auch zu wissen, was hier vorgefallen war, und er fluchte leise vor sich hin.
    Es waren sicherlich mehrere Jungen gewesen, die hier am Eisloch versucht hatten, Robben anzulocken und zu fangen. Es war ihnen wohl auch irgendwie gelungen, ein Tier zu harpunieren, doch einer der Jungen, wahrscheinlich der, der die Leine hielt, war ins Wasser gefallen und als er nicht mehr auftauchte, waren die anderen panisch schreiend davongelaufen. Was sie nicht mehr sehen konnten, aber dafür er, der ja dann ganz in der Nähe stand, war, dass der Junge es schaffte, wieder auf das Eis zu kommen. Was dann geschah konnte er sich nur so erklären, dass der Bengel das waidwunde oder tote Tier auf dem Grund unter sich vermutete und seinen Freunden damit imponieren wollte, dass er seiner trotz allem noch habhaft wurde. Das war ja jene Art von selbstzerstörerischem, rücksichtslosem Stolz, wie ihn nur die Jugend kennt und der einen entweder zu großem Ruhm oder zu einem frühen Tod verhalf.
    Die Robbe hielt er also irgendwie immer noch in seinen Händen. Sie hing zwar noch halb im Wasser, aber der Alte hatte, als er aufschaute, kurz das nasse, glänzende Fell gesehen. So stolz der Junge auch war, er würde es sicherlich verschmerzen, seiner Beute verlustig zu gehen, wenn er dafür am Leben blieb, dachte der Alte und begann, mit seinem freien rechten Bein zu versuchen, das Tier wieder ins Wasser zu drücken. Es gab auch nach und rutschte etwas, aber dann stockte es wieder und nichts ging mehr.
    Der Junge hielt das Tier anscheinend so fest in seinen Armen, vielleicht hatte er es mit einem Seil an sich befestigt, ging ihm durch den Kopf, und so musste er versuchen, unter ihm herauszukommen, ohne dass er zurück ins Wasser glitt und ihn mit den Händen von seiner Last befreien. Irgendwie schaffte er es, unter ihm hervorzukriechen und als der Körper sich zu bewegen begann, kniete er sich einfach schnell links und rechts auf die Schultern und ließ sich vorsichtig nach vorne zum Eisloch gleiten. Als er dann unter sich guckte, um zu sehen, wie er den Körper des Jungen am besten von seiner Last befreien konnte, schaute er in das pausbackige Gesicht eines kleinen Mädchens.
     
    Als Radik die Augen öffnete sah er den weiten blauen Himmel. Er hatte keine Schmerzen, keine Ängste, verspürte nur eine große Erschöpfung und Müdigkeit. Der Atem entwich seinem Mund gleichmäßig als weißer Nebel. Ohne, dass er klare Erinnerungen hatte, bemächtigte sich seiner die Sorge um seine Schwester. Langsam stütze er sich hoch und bemerkte zu seinem Erstaunen, dass er sich auf einem Pferdeschlitten befand und mit einem Fell zugedeckt war. Zu seinen Füßen saß eine kleine, dürre Gestalt, die ihm den Rücken zuwandte und offensichtlich die Zügel führte. Er drehte sich nach links und sah seine Schwester, dick in Felle gepackt. Nur das Gesicht guckte heraus. Ihre Augen waren geschlossen. Auf ihrer Nasenspitze saß eine dicke Schneeflocke.
    ´Nun hast du endlich deine Schneeflocke gefangen´, dachte Radik, der keine Kraft hatte, sich zu wundern, wo dieses Eiskristall bei dem klaren Himmel wohl herstammte.
    Als er weißen Dampf aus Rusawas Mund entweichen sah und so ihre regelmäßigen Atemzüge wahrnahm, legte er sich beruhigt und erschöpft zurück.
    "Keine Angst Jungchen, wir sind bald da", vernahm er eine Stimme und blickte noch mal auf.
    Ein alter Mann mit kurzem weißem Bart schaute ihn ruhig an und lächelte. Radik spürte sofort ein großes Vertrauen

Weitere Kostenlose Bücher