Sven Larsson Bd. 1 - Rebell unter Segeln
um. »Denen macht es wohl nicht viel aus, dass die Briten Philadelphia bedrohen und dass der Kongress nach Baltimore verlegt wird.«
Sven hatten diese Nachrichten, die ihnen der Zollbeamte bei Hog Island überbracht hatte, ziemlich geschockt.
Karl Bauer meinte: »Vielleicht hat der Zöllner übertrieben, Sir. Die Schiffe liegen hier doch auch so zahlreich wie immer.«
Sven zuckte mit den Schultern. »Ich gehe jetzt zu Mr Bradwick. Er wird überrascht sein.«
Aber Mr Bradwick und Mr Smith erwarteten ihn schon an der Tür.
»Herzlichen Glückwunsch zur Geburt einer gesunden und hübschen Tochter, zur glücklichen Heimkehr und zu den vielen Prisen!«, riefen beide.
»Wie geht es meiner Frau?«, fragte Sven überrascht.
»Mutter und Tochter sind wohlauf. Die Tochter wurde vor einer Woche geboren, am 10. Dezember. Als ich gestern Ihre Gattin besuchte, brauchte sie nicht mehr im Bett zu liegen, sondern ging im Zimmer umher. Und Ihre Schwester trug strahlend die Nichte. Die schlief allerdings und sprach nicht mit mir«, lachte Mr Bradwick.
»Das ist eine wunderbare Nachricht!« Sven strahlte und schüttelte beiden die Hand.
»Und Sie bringen uns auch wunderbare Botschaften«, erwiderte Mr Bradwick und zeigte auf die Schiffspapiere.
Sven gab einen kurzen Überblick über die Eroberung der Prisen, ihre Ladung und das Geld an Bord.
Beide Herren starrten ihn fassungslos an. »Sie bringen ja einen Schatz, Mr Larsson!« Bradwick stotterte fast.
»Der mit Adam Borgs Tod leider teuer erkauft wurde«, ergänzte Sven.
Mr Bradwick wurde ernst. »Ein guter Mann! Das tut mir leid.«
»Aber die Beute muss sofort in Sicherheit gebracht werden. Unsere Milizen brauchen die Waffen und Munition wie das liebe Brot«, fügte Mr Smith hinzu.
»Dann stimmt es also, dass Philadelphia bedroht und der Kongress schon nach Baltimore geflohen ist«, warf Sven ein.
Mr Smith wehrte ab. Der Kongress sei nicht geflohen, aber er könne doch auch nicht in Reichweite feindlicher Waffen Beschlüsse fassen. Ja, die Lage sei ernst. General Arnold habe auf dem Lake Champlain vor wenigen Wochen eine herbe Niederlage erlitten. Der Weg für die britische Armee den Hudson abwärts sei frei. General Howe stehe an den Grenzen Pennsylvanias. Ein Angriff auf Philadelphia sei nicht mehr auszuschließen. Man müsse jetzt alle Kräfte der Patrioten mobilisieren.
»Dabei hatte ich auch an Sie gedacht, Mr Larsson«, fuhr Mr Smith fort. »Wir haben die Sloop Enterprise mit sechzehn Kanonen überholt. Das Marinekomitee wäre einverstanden, dass ich sie Ihnen als Kommandant anbiete, aber da Sie nun der erfolgreichste Kaperkapitän weit und breit, ja auch reich sind, da Sie Vater wurden, werde ich wohl nicht auf Ihre Zustimmung hoffen können.«
Mr Bradwick schaltete sich sichtlich ärgerlich ein.
»Mr Larsson, bitte antworten Sie nicht. So kann man Sie nicht überfallen, da Sie kaum zur Tür herein sind. Gehen Sie zu Ihrer Familie, freuen Sie sich mit ihr, und erholen Sie sich. Und überlegen Sie in Ruhe. Wir werden Ihre Entscheidung akzeptieren, wie sie auch ausfällt. Und dort kommt auch noch jemand mit guten Nachrichten.«
Und Mr Bradwick zeigte auf Svens Schwester Ingrid, die die Treppen heraufstürmte. Ohne sich um einen der anderen zu kümmern, umarmte sie ihren Bruder.
»O Sven! Joshua hat mir erzählt, dass du gesund daheim bist. Sabrina und deiner Tochter geht es gut. Nun kannst du auch meine Hochzeit mitfeiern. Ich freue mich so.«
Mr Bradwick zog Mr Smith in den Vorraum. »Das ist ein Tag der guten Nachrichten, nicht wahr. Das Hochzeitsgeschenk wird er ja nun wohl zahlen können.«
Aber Mr Smith kartete griesgrämig nach. »Und Kommandant wird er trotzdem!«
Glossar
Abfallen: Vom Wind wegdrehen, sodass er mehr von achtern einfällt
Achterdeck: Hinterer Teil des Decks, auf größeren Schiffen erhöhter Aufbau. Dem Kapitän und den kommissionierten Offizieren vorbehalten
achtern: achterlich,
achteraus: hinten, von hinten, nach hinten. ›Achter‹ (engl. after) deutet in verschiedenen Zusammensetzungen auf Schiffsteile hinter dem Großmast hin, z. B. Achterschiff
am Wind segeln : Der Wind kommt mehr vorn als von der Seite. Das Schiff segelt in spitzem Winkel zum Wind
Ankerspill: siehe ›Gangspill‹
anluven: Gegenteil von abfallen. Zum Wind hindrehen, sodass er mehr von vorn einfällt
aufgeien: Aufholen eines Rahsegels an die Rah mit Hilfe der Geitaue
aufschießen: Zusammenlegen von Leinen oder Tauen in Form eines Kreises oder einer
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