Sven Larsson Bd. 1 - Rebell unter Segeln
»Er war selten an Deck. Meist bewacht er seine Tasche.«
Adam hob seine Pistole und stieß die Tür auf. Dort stand ein Mann, der mit einer Pistole auf ihn zielte und schoss. Adam spürte einen furchtbaren Schlag gegen seinen Magen. Aber ehe die Wucht ihn umwarf, feuerte er auch seine Pistole ab.
Vor der Kabine wurden Stimmen laut.
»Mr Borg?«, schrien die beiden Matrosen, die das Unterdeck durchstöberten. Sie hielten Muskete und Pistole in den Raum. Dort lag Adam und stöhnte.
»Ich war es nicht!«, schrie der Maat und hob die Hände. »Dort in der Seitenkajüte ist der Schütze!«
Die Matrosen stießen ihn zur Seite und spähten vorsichtig in die andere Kajüte. Dort lag ein Mann mit zerschmettertem Schädel. Sie wandten sich zu Adam.
»Kommen Sie, Mr Borg. Wir bringen Sie an Deck.«
Adam verzog das Gesicht vor Schmerz. Er hustete. Blut rann aus seinem Mund.
»Das hat keinen Sinn mehr. Seht nach, was der Kerl dort verteidigen wollte. Nicht in die Luft sprengen lassen!«, flüsterte er und sank erschöpft zurück.
Ein Matrose sah sich in der Nebenkajüte um. Neben dem toten Mann lag eine große schwarze Ledertasche. Sie war verschlossen. Der Matrose zog sein Messer und schnitt das Leder auf. Vor Schreck ließ er das Messer fallen. Die große Tasche war prall gefüllt mit Goldmünzen. Das war ja ein Schatz!
Er ging zurück. »Mr Borg. Der hatte eine große Tasche voller Gold! Ein Schatz!«
»Zwanzigtausend Golddollar. Der Sold für die Aufstellung und Ausrüstung eines Loyalistenregiments«, kommentierte der Maat trocken.
Adam lächelte zufrieden. »Sagt Mr Larsson, dass ich ihm alles Gute wünsche.« Blut quoll aus seinem Mund. Er sank zurück.
Die Freedom nahm wieder Kurs auf den Kutter, der ein Notsegel gesetzt hatte. Sie legten sich vor den Bug des Kutters. Sven rief durch die Sprechtrompete: »Streicht die Flagge! Legt alle Waffen an Deck nieder!«
Als Antwort schoss ihnen das Buggeschütz des Kutters eine Kugel in den Rumpf.
»Feuer frei!«, kommandierte Sven und hob seine Rifle. Der Kutter musste furchtbar für den sinnlosen Schuss büßen. Die Geschosse fegten über sein Deck und warfen die Matrosen nieder aufs Deck, wo sie sich blutbefleckt und schreiend wälzten.
Endlich zog jemand dort eine weiße Flagge auf. Die britische Flagge war weggeschossen worden.
»Mr Selberg, nehmen Sie bitte zehn Mann, wenn wir noch so viel übrig haben. Seien Sie aber sehr vorsichtig. Auf dem Kutter scheint es einige tollwütige Kerle zu geben.«
Selberg hob die Hand grüßend an den Kopf und rief seine Leute zusammen.
Auf der Freedom segelte nun wirklich nur noch eine Rumpfbesatzung. Sven ließ sich die Schäden melden. Abgeschossene Rahen, zerfetzte Segel, vier Treffer im Rumpf, das alles ließ sich in wenigen Stunden beheben. Aber sie hatten auch zwei Tote und vier Verwundete, davon einer sehr schwer.
Sven blickte zum Kutter, wo Mr Selberg alles unter Kontrolle hatte. Einige Briten arbeiteten unter Aufsicht seiner Matrosen bereits an Reparaturen.
»Mr Selberg!«, rief er durch die Sprechtrompete. »Der Westindiensegler kann Sie schleppen, bis Sie notdürftig repariert haben! Schicken Sie die Maate und die jungen Burschen rüber zu uns!«
Selberg bestätigte und meldete, dass der Kutter acht Tote und zehn Verwundete habe. Die Verwundeten würde er gern zur Freedom schicken, da er sie schlecht versorgen könne.
Der Kutter der Freedom half beim Übersetzen. Ihr Sanitätsmaat nahm sich gleich der Verwundeten an.
Sven ließ Kurs auf die vier Prisen nehmen, die dicht beieinander lagen. Er ließ sich erst zum Westindiensegler übersetzen.
Karl Bauer begrüßte ihn stolz. »Zucker, Melasse und Rum und ein gutes, neues Schiff. Das bringt was, Mr Larsson.«
Sven freute sich. Sie verabredeten, welche Briten auf die Freedom übersetzen sollten.
»Seien Sie extrem vorsichtig mit der britischen Besatzung, Mr Bauer. Untersuchen Sie immer wieder den Raum, in dem sie eingeschlossen sind. Und wenn Ihnen welche an Deck helfen, stellen sie immer Wächter mit Musketen ab!«
»Aye, Mr Larsson. Wir passen auf.«
Sven nahm die Papiere des Westindienseglers und ließ sich zur ersten Brigantine rudern. Der Name »King George« prangte an ihrem Heck.
Ihr Maat empfing ihn als Prisenkommandant und meldete stolz: »Kanonen, Gewehre und jede Menge Pulver und Munition, Mr Larsson. Nun müssen wir die Prisen bloß heimbringen, dann sind wir reich.«
»Bloß!«, lachte Sven. »Das kann harte Arbeit werden.
Weitere Kostenlose Bücher