Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sven Larsson Bd. 2 - Unter der Flagge der Freiheit

Sven Larsson Bd. 2 - Unter der Flagge der Freiheit

Titel: Sven Larsson Bd. 2 - Unter der Flagge der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Adam
Vom Netzwerk:
dämlichen Stelzen stolpert? Wenn unser Kapitän ein Leuteschinder wär, dann hätte mancher von euch jetzt schon einen blutigen Rücken. Und jetzt haltet euer Maul, ruht euch etwas aus und strengt euch am Nachmittag mehr an.«
    Joshua Petrus, der Bootmann, ging durch das Unterdeck und hörte den einen oder anderen Satz. Er griente in sich hinein. Sie würden es auch lernen, wenn ihnen die Briten nur die Zeit dazu ließen.
     
    Sven war in das Schiffslazarett gegangen. Der Sanitätsmaat meldete, dass der Schiffsarzt in der Messe sei.
    »Dann holen Sie ihn bitte!«
    Sven schaute sich um. Der Mann mit dem abgerissenen Arm war bewusstlos, aber seine linke Schulter war sauber verbunden. Die anderen hatten feste Bandagen um Arm oder Bein. Sie setzten sich auf in ihren Liegen, als er zu ihnen schaute.
    »Habt ihr Schmerzen?«
    Sie schauten ihn etwas schläfrig an, und einer sagte nach einer Pause: »Der Schiffsarzt hat uns Betäubungsmittel gegeben, Sir.«
    Da trat er auch schon durch die Tür. »Zur Stelle, Sir.«
    »Ich hoffe, ich habe Sie nicht beim Essen unterbrochen, Mr Bolder. Aber ich wollte wissen, wie es den Verletzten geht.«
    »Ich war mit dem Essen fertig, Sir. Die Brüche werden alle glatt heilen, aber der Mann mit dem abgerissenen Arm kann höchstens noch in der Kombüse Dienst tun.«
    »Wird es sonst glatt heilen?«
    »Ich bin sehr zuversichtlich, Sir. Die Wunde war überhaupt nicht verunreinigt. Und er ist gesund und kräftig.«
    »Dann finden wir schon etwas für ihn. Von unseren Leuten schicken wir niemanden auf die Straße. Wenn Sie etwas brauchen, Mr Bolder, sagen Sie es mir.« Er nickte und verschwand.
     
     
    Wind und Wellen hatten sich während der Mittagszeit etwas beruhigt. Die erfahrenen Seeleute mussten an Groß- und Bramsegeln üben. Die Neulinge kriegten die Brassen in die Hand gedrückt und mussten die Rahen auf Befehl schwenken. Als der Wind nach einer Stunde weiter nachgelassen hatte, befahl Sven, dass jeder Neuling mit einem Maat oder einem erfahrenen Seemann die Unterwanten aufentern und auf die Fußpferde der unteren Rahen steigen müsse.
    Sie standen an den unteren Wanten jedes Mastes an Backbord und an Steuerbord. Ein erfahrener Maat machte es noch einmal vor. »Immer eine Hand fest um die Wanten krallen und einen Fuß fest auf die Webeleinen. Nie beide Hände loslassen oder beide Füße in der Lufthaben. So entert ihr auf, Hand um Hand, Fuß um Fuß. Einer von uns ist immer dicht hinter euch. Los!«
    Sven hatte vorsorglich ein Boot zum Aussetzen vorbereiten lassen. Wenn sich einer besonders dumm anstellte, konnte er über Bord fallen. Dann musste alles schnell gehen.
    Aber der Nachmittag verlief unspektakulär. Sicher, Handflächen rieben sich an den harten Seilen blutig, Fußsohlen scheuerten sich durch, aber das war normal. Normal war auch, dass die Anfänger nach dem Dienst nur noch ruhen wollten. Aber die Maate trieben sie zum Essen und achteten darauf, dass sie ihre Wunden mit Salbe einrieben.
    Als Sven in seiner Kajüte mit Karl Bauer allein war, sagte er zu ihm: »Der erste richtige Tag auf See wird den Neulingen wenig geschmeckt haben.«
    »Was sollen wir tun, Sven? Je schneller sie sich dran gewöhnen, desto besser. Wir sind nicht auf der guten alten Victoria , als Adam dir drei Tage lang alles erklären konnte.«
    Wenn sie allein waren, duzten sich die alten Freunde. Sie hatten sich auf dem Frachtsegler Victoria kennen gelernt, als der gefallene Adam Borg den Neuling Sven Larsson drei Tage außerhalb des Dienstes in die Seemannschaft einwies.
    Das war sieben Jahre her. Beide hatten seitdem viel erlebt und sich sehr verändert. Jeder füllte seinen Posten kompetent aus. Aus ihrer alten verschworenen Vierergruppe mit Adam Borg und Joshua Petrus war Adam auf der letzten Reise von ihnen gegangen. Sie dachten oft an ihn und hielten weiter zusammen, auch wenn das andere kaum merkten. In Gegenwart anderer verkehrten sie streng dienstlich miteinander. Zwischen Kapitän, Erstem Leutnant und Bootsmann hatten auf einem guten Schiff eben Distanzen eingehalten zu werden. Freunde waren sie auch, wenn sie »Sie« und »Sir« sagten. Sie brauchten sich nur in die Augen zu schauen.
     
     
    Am nächsten Morgen war alles anders. Die See war ruhig, fast glatt. Die Sonne schien und wärmte angenehm. Der Wind kam stetig von Steuerbord achtern. Billy führte Rocky an Deck. Der Hund entleertesich an der Sandschütte, die für ihn in der Kuhl lag. Er schnupperte neugierig umher und schien sich

Weitere Kostenlose Bücher