Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sven Larsson Bd. 2 - Unter der Flagge der Freiheit

Sven Larsson Bd. 2 - Unter der Flagge der Freiheit

Titel: Sven Larsson Bd. 2 - Unter der Flagge der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Adam
Vom Netzwerk:
verlieren, mein Liebster, sonst wird die Nacht zu kurz. Komm!«
    In dieser Nacht empfing sie seinen Sohn. Sie gab ihm nur einen leichten Kuss, als er das Bett verließ. Sie saß am Fenster und schaute auf den dunklen Fluss. Kurz nach fünf Uhr glitten die Navigationsleuchten eines Schiffes vorbei. Eine Laterne an Bord wurde dreimal in ihre Richtung geschwenkt. Da wusste sie, ihr Sven fuhr hinaus auf das weite Meer.
    Nun weinte sie, bis Lilians Krähen den neuen Tag verkündete und sie zu neuen Pflichten rief.

Vor Amerikas Küsten
(März bis Mai 1777)
    Die Enterprise stampfte mit Sturmbesegelung in den langsam erwachenden Morgen hinein. Die zweite Nacht auf See lag hinter ihnen. Für die Neulinge war das noch nicht genug Zeit, den Magen an dieses furchtbare Heben und Senken zu gewöhnen. Immer wieder hatten sie das entsetzliche Gefühl, als ob der Magen durch die Speiseröhre nach oben dränge. Dann taumelten sie zu einem Kübel oder an die Reling. Und meist schrie sie irgendein Rohling an, sie sollten doch woandershin kotzen, oder sie sollten alles mit den Händen aufwischen.
    »Mein Gott, mein Gott! Wäre ich doch auf der Plantage geblieben. All die Schufterei, die Hitze, die Peitschen der Aufseher, das war nicht so schlimm wie dieser Sturm«, jammerte einer der freigelassenen Sklaven.
    Bootsmann Joshua Petrus hatte den letzten Satz gehört. »Was redest du da für einen Unsinn? Das ist doch kein Sturm, nur ein starker Wind. Nimm dich zusammen, sonst denken die Weißen, alle Neger wären Jammerlappen.«
    »Ja, ja, Massa, Sir«, stammelte der Neuling und schlug schon wieder die Hand vor den Mund und rannte zum Kübel.
     
     
     
    Sie waren an der Mündung des Delaware gut an den Wachschiffen der Briten vorbeigekommen. Sven und Karl hatten sich zugeblinzelt, wenn sie die Signale der Fischer sahen, die ihnen immer anzeigten, ob ein britisches Schiff in der Nähe war und in welche Richtung es segelte. Irgendwie gab es ein Gefühl der Zusammengehörigkeit.
    »In der Themsemündung würden die Fischer ihre Schiffe auch vor uns warnen. Da mögen sie sonst noch so viel über die Regierung schimpfen«, bemerkte Sven.
    Karl nickte. »Irgendwie ist das Gemeinsamkeitsgefühl bei uns noch stärker geworden im letzten Jahr. Wir in Amerika gehören ja noch nicht lange zusammen. Ich hab mich ja mit einem aus Georgia kaum verständigen können.«
    »Dafür können Sie sich mit den hessischen Söldnern gut verständigen, Mr Bauer«, scherzte Sven und spielte darauf an, dass Karl in einer deutschen Sprachinsel bei Germantown aufgewachsen war.
    Karl hob abwehrend die Hand. »Mit denen möchte ich nichts zu tun haben. Und bei den Gefangenen in Philadelphia habe ich kaum geglaubt, dass das eine deutsche Sprache ist. So ein Kauderwelsch reden die.«
    Sven lachte. »Warum soll es bei denen anders sein. Bei uns versteht doch einer aus Boston den aus Georgia auch kaum.«
     
     
    Die Schiffsglocke schlug acht Glasen. Aus den Niedergängen strömte die Ablösung an Deck. Mr Pendleton, der Zweite Leutnant, meldete sich, um die Wache von Karl Bauer zu übernehmen. Sven hörte zu, wie sie über Barometerstand und Wind sprachen, und sagte dann zu Mr Pendleton: »Ich werde Sie jetzt allein lassen und etwas frühstücken. Um zwei Glasen der Vormittagswache können wir dann mit dem Kanonendrill beginnen.«
    Mr Pendleton blickte ihn überrascht an. »Sir, da müssen wir aber damit rechnen, dass es Knochenbrüche gibt.«
    »Wir sind kein Sanatorium, Mr Pendleton. Je schneller die Männer merken, dass es immer um alles geht, umso besser«, antworte Sven recht kurz.
    Kaum waren die Offiziere außer Hörweite, flüsterte der eine Rudergänger zum anderen: »Der Alte zieht hier aber die harte Tour ab.«
    »Du kennst ihn doch. Er macht es nicht aus Spaß. Wenn die Kerle nicht lernen, dass sie immer alles geben müssen, dann werden wir keinen Erfolg haben. Und wir haben ein paar ziemliche Großmäuler unter den Neuen.«
    Die Enterprise hatte auch Midshipmen an Bord. Vier junge Burschen waren an Bord gekommen. Die meisten kamen durch Empfehlung von Mitgliedern des Marine-Komitees. Billy, der nun nicht mehr als Pulverjunge, sondern als Leichtmatrose eingestuft war, hatte sich über die Küken amüsiert. Joshua hatte lächelnd den Kopf geschüttelt. Vor zwei Jahren war Billy auch ein kleines verheultes Küken gewesen. Jeder verdiente eine Chance.
    Billy war im Augenblick bei Rocky, dem Schäferhund. Er war in Svens Kajüte mit einem breiten Leibgurt

Weitere Kostenlose Bücher