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Sven Larsson Bd. 2 - Unter der Flagge der Freiheit

Sven Larsson Bd. 2 - Unter der Flagge der Freiheit

Titel: Sven Larsson Bd. 2 - Unter der Flagge der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Adam
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nicht so an«, wies ihn der Geschützführer zurecht, »sonst bist du schneller über Bord, als du denkst. Aber in einem hat der Siggirecht: Strengt euch an, Männer, sonst wird es verdammt ungemütlich.«
    Und sie strengten sich an. Die Scheibe überstand den Vorbeilauf der Steuerbordseite nicht, so oft wurde sie getroffen. Der Kutter reparierte sie, und die Backbordseite traf keinen Schuss schlechter.
    »Na also!«, brummte Sven und rief laut: »Wenn das alles noch schneller geht, dann haben wir beim nächsten Gegner eine Chance. Kanone zwei Steuerbordseite kriegt die Prämie. Auf die Strafe verzichten wir, weil ihr euch beim zweiten Durchlauf Mühe gegeben habt. Lassen Sie wegtreten, Mr Bauer.«
    Am Abend saß die Freiwache nach dem Essen müde auf ihren Bänken. Wenn ein Gespräch aufkam, drehte es sich meist um die Frage, was das wohl für eine Prise sei, nach der man jagte.
    »Det muss een spanischet Schatzschiff sinn«, meinte einer.
    »Mann, du bist so dämlich, dich beißt kein Hai. Die Spanier schicken schon lange keine Schatzschiffe mehr, und wir würden keins angreifen, weil uns Spanien gegen die Briten unterstützt.«
    Ja, was es denn sonst sei, murrten die anderen. Sie fragten einen Steuermannsmaat.
    »Das weiß keiner, auch nicht der Käptn. Er weiß nur, dass die britische Brigantine den Frachter dort abholen und geleiten soll. Aber wenn ein Schiff ein Einzelgeleit erhält, muss es etwas Wertvolles transportieren. Kann natürlich auch sein, dass sie alle alten Gemälde aus den Londoner Museen nach Florida bringen. Die sollen ja auch wertvoll sein.« Und er lachte laut über seinen Witz.
    Die anderen fanden das gar nicht lustig, und ein entlassener Sklave fragte, was denn Gemälde seien.
     
     
    Sven fühlte sich müde, als er im frühen Morgengrauen an Deck stand und bei Klarschiff die Dämmerung erwartete. In der Nacht hatte er mit Mr Adams und den drei Midshipmen die Monddistanz und die Winkel zu einem anderen Stern gemessen und in Fergusons Tafeln ihren Längengrad bestimmt. Nur so konnte er ihren Standort genau ermitteln.
    In Erinnerung daran sagte er zu Leutnant Bauer, der schweigend neben ihm stand: »Mr Adams kann die Navigation nach Sternen gut erklären. Die Midshipmen haben alles richtig gemacht.«
    »Und wir sind näher an unserem Zielort, als Sie gedacht hatten, Sir«, stellte Bauer fest.
    »Wie kommen Sie darauf?«, fragte Sven.
    »Wie Sie stehen, wie Sie den Mund bewegen und wie Sie reden: Alles deutet auf Zufriedenheit hin. Da der gestrige Kanonendrill noch kein so riesiger Erfolg war und da Sie auf die Astronavigation zu sprechen kommen, liegt es nahe, dass wir einen guten Standort erreicht haben.«
    Sven lachte. »Stimmt! Ich muss mich vorsehen bei Ihnen, sonst kann ich kein Geheimnis mehr wahren.« Und er wunderte sich wieder einmal, wie sehr sich Karl Bauer entwickelt hatte, seit er ihn kannte. Damals war er ein tüchtiger, freundlicher Matrose, aber kaum gebildet und so gut wie gar nicht intellektuell geschult. Und wie hatte er das alles aufgeholt, jede Gelegenheit genutzt, um zu lernen, und nun war er ein kluger und kompetenter Offizier.
    Und Jonas Barker, nur zwei oder drei Jahre älter als Karl? Er war so beschränkt wie eh und je. Er beherrschte die Handgriffe, die er für seine Tätigkeit brauchte. Er tat korrekt, was man ihm sagte, sofern es gewohnte Tätigkeiten waren. Aber alles andere existierte nicht in seinem beschränkten Geist.
    Essen, Trinken, seine Wache schieben, in jedem Hafen den Weg ins nächste Bordell finden und mit der Hure, die er schon kannte, sein Geld verrammeln, das war sein Leben. Aber als Sven ihm im Beisein der Midshipmen vor wenigen Tagen sagte: »Nun klär die jungen Herren mal auf, wie viele Breitengrade es gibt.« Da antwortete er ohne Scheu: »Weiß ich nicht, Sir. Ich bin kein Studierter.« Ob der Jonas überhaupt verstanden hatte, dass sie jetzt gegen den britischen König revoltierten?
     
     
    Die Ausgucke riefen, dass kein Schiff in Sicht war, nachdem die Dämmerung sich gehoben hatte.
    »Darf ich wegtreten lassen, Sir?«, fragte Leutnant Bauer.
    »Natürlich«, bestätigte Sven. »Frühstücken Sie doch mit mir, Mr Bauer.«
    »Gern, Sir«, antwortete der und dachte sich, dass Sven noch was auf dem Herzen hatte.
    In der Tat! Sie hatten die erste Tasse Kaffee getrunken, ihr erstes Ei mit Schinken und Toast gegessen, da begann Sven: »Als wir heute Nacht an Deck standen mit den Midshipmen, da musste ich an Walter Berg denken. Ich sah ihn

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