Sven Larsson Bd. 2 - Unter der Flagge der Freiheit
Interessenten, die gut zahlen wollen.«
Sven bedankte sich für die gute Nachricht und erwähnte, dass er mit seiner Frau darüber nachgedacht habe, ob sie sich nicht mit 2.000 Dollar an einem Kaperschiff beteiligen sollten.
»Sie sind mir als stiller Teilhaber jederzeit willkommen, Mr Larsson. Sind Sie besonders an einem Kaperschiff interessiert, oder würden sie auch Anteile an einem Frachtschiff erwerben wollen?«
»Bei einem Frachtschiff stehen dem Verlustrisiko aber nur geringe Gewinnaussichten gegenüber, nicht wahr, Mr Bradwick?«
Das wollte Mr Bradwick nicht so bestätigen, vor allem nicht, da man die Schiffe jetzt häufiger im Konvoi segeln und durch die Freedom beschützen lassen wolle.
»Darf ich Bedenken äußern, Mr Bradwick?«, fragte Sven und wartete die Zustimmung Bradwicks kaum ab, ehe er fortfuhr: »Die Freedom ist so auf Schnelligkeit und Wendigkeit gebaut, dass sie als Geleitschiff weit unter ihren Möglichkeiten eingesetzt wäre. Andererseits ist sie mit ihren acht Kanonen auch dafür etwas schwach bewaffnet. Eine Brigantine mit zehn bis vierzehn Kanonen wäre schnell genug und besser bewaffnet für diesen Zweck. Unter den letzten Prisen war eine Brigantine, die man so bewaffnen könnte.«
Mr Bradwick strich sich gedankenvoll über das Kinn. »Warum nehmen wir Ihren Anteil nicht für den Ankauf und die Ausrüstung der Brigantine?«
»Das wäre ganz im Sinne meiner Frau, die das Risiko besser verteilen will. Die Brigantine könnte selbst auch Waren transportieren. Also: Wir sind einverstanden, Sir.«
Mr Bradwick schüttelte zur Bekräftigung Svens Hand. »Wo Sie jetzt stiller Teilhaber in der Reederei sind, will ich Ihnen gleich sagen, dass ich in Erwartung eines britischen Angriffs auf Philadelphia unseren Hauptsitz nach Boston verlegen werde. Heimathäfen für meine Schiffe sind dann Boston und Charleston. Hier bleibt nur ein Statthalter der Firma.«
Sven war betroffen. »Dann rechnen Sie mit der Besetzung dieser Stadt?«
Mr Bradwick nickte, und Sven sagte: »Soll ich meine Familie auch evakuieren?«
»Das kann ich beim besten Willen nicht entscheiden. Sie haben keine Reederei zu führen. Ihr Wohnort liegt ein wenig seitab. Sie sind keine ortsbekannten Patrioten. Andererseits ist das Verhalten von Soldaten aller Seiten nie vorauszusagen. Plündern sie? Morden sie? Ich weiß nicht, was ich tun würde. Auf jeden Fall würde ich geheime Kellerräume oder Speicher anlegen, damit Ihre Angehörigen sich eventuell verstecken können und damit Vorräte gelagert werden.«
»Ich werde darüber nachdenken, Mr Bradwick. Aber jetzt lassen Sie uns bitte erledigen, was ich zur Abrechnung der Prisen und zur Versorgung der Freedom noch tun muss. Sonst komme ich zu spät heim.«
Als er ging, zeigte ihm Mr Bradwick noch, wo die Sloop Enterprise lag. »Das musste ich Mr Smith versprechen.«
Sven sah sich die ehemalige Korvette an. Das war ein schnittiges Schiff. Bestimmt ein guter Segler! Sie war gut gepflegt und schien auch eine starke Mannschaft an Bord zu haben. Er seufzte.
Sabrina war erstaunt, dass Bradwick mit der Reederei umziehen wolle.
»Seine Schiffe segeln nur gegen Englands Interessen. Entweder müsste er die Lieferungen einstellen oder Englands Zölle zahlen. Dann wäre er ruiniert. Aber wenn die Engländer abziehen, kommt er wieder«, erläuterte Sven.
Sabrina schwieg ein Weilchen. »Ich habe auch über die Risiken einer Besetzung nachgedacht. Unsere Nachbarn sind alles recht wohlhabende Leute. Bei ihnen könnte genauso geplündert werden wie bei uns. Einige neigen politisch zum britischen König, andere zur Unabhängigkeit, von noch anderen weiß ich es nicht. Mit allen verstehen wir uns gut und würden uns innerhalb gewisser Grenzen füreinander einsetzen. Von keinem ist mir bekannt, dass er evakuieren will. Alle glauben wohl wie ich, dass ihnen nicht viel passieren würde. Sollten wir Kampfgebiet werden, sieht das natürlich anders aus.«
»Mr Bradwick hat mir geraten, geheime Kellerräume und Speicher für Nahrungsmittel anzulegen. Ich werde zwei Maate von der Freedom holen und das einmal mit ihnen durchsprechen. Aber nun wollen wir über Ingrids und Henrys Hochzeit reden. Mir ist eingefallen, dass ich noch gar nicht weiß, was du anziehst und was ich anziehen soll.«
Und so lenkte die Vorbereitung auf die Familienfeiern beide von den Planungen für eine kriegerische Zukunft ab.
Die Hochzeit von Ingrid und Henry war ein gesellschaftliches Ereignis in Gloucester.
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