Sven Larsson Bd. 2 - Unter der Flagge der Freiheit
appelliert an meine patriotische Verantwortung. Ich gelte nun als erfolgreicher Kapitän.«
»Das bist du ja wohl auch!«, bekräftigte Sabrina. »Aber du warst doch mit der Freedom sehr zufrieden. Warum bieten sie dir nun ein neues Schiff an?«
»Die Freedom ist ein Kaperschiff. Die Korvette oder Sloop ist ein Schiff der Kontinentalen Flotte. Als Kapitän eines Kaperschiffs soll ich Prisen erbeuten, aber nicht mit britischen Kriegsschiffen kämpfen.«
»Aber du hast doch gerade den britischen Kutter besiegt«, warf Sabrina ein.
»Ja«, bestätigte Sven. »Doch ich habe ihn nur angegriffen, um die vier Handelsschiffe, die er beschützte, als Prisen zu gewinnen. Hätten wir den Kutter nicht erobert, hätte man mir nie wieder ein Kaperschiff anvertraut. Alle hätten gesagt, dass ich leichtfertig Kriegsschiffe angreife, wo ich doch Prisen machen soll.«
»Aber die Schiffe der Kontinentalen Flotte erobern doch auch Prisen. Ich lese es doch immer wieder in den Gazetten«, wandte Sabrina ein.
Sven nickte und lächelte. »Wer verschmäht schon das Geld, das eine Prise einbringt? Aber wenn die Schiffe der Flotte auf ein gleichwertiges oder gar unterlegenes britisches Kriegsschiff treffen, dann dürfen sie nicht davonsegeln, um das eigene Schiff zu schonen, sondern müssen den Feind bekämpfen. Mitunter suchen sie auch gezielt britische Schiffe, um sie zu vernichten, wenn die zum Beispiel einen unserer Häfen blockieren.«
»Dann hättest du öfter Kämpfe vor dir, Sven. Warum solltest du das tun? Denk an mich und deine Tochter!«
»Mr Smith meint, ich solle an die Unabhängigkeit der Kolonien denken. Es sei meine patriotische Pflicht, in der Flotte zu dienen, und nicht nur dem Gewinn hinterherzujagen. Und wenn unsere Freiheit nun so bedroht wird, wenn unsere engere Heimat in Gefahr ist, muss ich dann nicht dem Ruf der Flotte folgen?«
Sabrina schwieg und blickte vor sich hin. Schließlich antwortete sie:»Sven, niemand kann von mir verlangen, dass ich für den geliebten Mann ein Leben in größerer Gefahr befürworte. Ich sehe ein, dass wir auch für unsere Freiheit Opfer bringen müssen, obwohl ich bei denen, die am lautesten von Freiheit schreien, wenig davon bemerke. Du willst ehrenhaft handeln. Ich werde das respektieren. Aber bitte, denke bei deinen Entscheidungen auch an uns!«
»Du machst es mir nicht leichter, Sabrina. Aber sicher hast du recht, wenn du mir deutlich machst, dass ich allein die Entscheidung treffen und verantworten muss. Ich weiß noch nicht, wie ich mich entscheiden werde. Aber wir müssen uns noch über etwas klar werden. Mein Anteil an den Prisen der letzten Reise beträgt mindestens 5.000 Dollar. Wenn wir Ingrids Anteil am Haus auszahlen, bleiben rund 4.000. Soll ich davon für 3.000 Dollar Anteile an einem Kaperschiff erwerben? Das kann guten Gewinn bringen, denn Herr Bradwick hat sicher an dieser Reise mehr verdient als ich.«
Seine Frau blickte ihn nachdenklich an. »Einfach sind deine Fragen aber nicht, lieber Sven. Wenn der Gewinn groß ist, wird wohl auch das Risiko groß sein.«
Sven nickte. »Einer von vier Kapern geht verloren, einer findet keine Prise, einer bringt durchschnittliche Beute und einer schafft den gro- ßen Gewinn, wie wir diesmal.«
»Ich bin nicht so risikofreudig wie du, Sven. Bitte steck nicht mehr als die Hälfte des Geldes in ein solches Geschäft. Leg die andere Hälfte auf die Bank, wo sie kleinen, aber sicheren Gewinn bringt.«
Sven war einverstanden und wollte noch darüber sprechen, wie sich Sabrina und das Kind besser vor den Kriegswirren schützen sollten, aber Sabrina protestierte. »Sag einmal, können wir nicht über etwas anderes reden oder vielleicht sogar etwas anderes tun? Du bist ein junger Ehemann, der nach langer Abwesenheit wieder bei seiner geliebten Frau ist. Und dann redest du nur über so belastende Entscheidungen? Morgen musst du auch schon wieder für einen halben Tag zur Reederei. Was bleibt denn da für mich?«
Sven nahm sie in die Arme und bewies ihr mit seinen Küssen seine Liebe. »Es ist doch unsere Zukunft. Und wenn man liebt, dann sorgt man sich auch um den anderen.«
»Das musst du mir nicht sagen, Sven. Das habe ich in den letzten Monaten sehr genau erfahren. Ich muss jetzt zu unserer Tochter.«
Sven merkte, wie enttäuscht sie war, und folgte ihr schuldbewusst.
»Ja«, bestätigte Ingrid. »Sven will immer in die Zukunft planen und alles absichern. Unsere Mutter sagte, da komme er nach seinem Vater. Manchmal
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