Sven Larsson Bd. 4 - Auf zu neuen Horizonten: Roman
Schiffsarzt sich unserer vielen Verwundeten annimmt. Bitte lassen Sie Menschlichkeit walten!«
Sven sah ihn groß an. »Das ist doch selbstverständlich, Herr Major. Unser Arzt ist ganz sicher schon bei seiner Arbeit. Aber warum haben Sie in dieser aussichtslosen Situation das Feuer eröffnen lassen? Viele Menschen könnten noch leben.«
»Ich habe keinen Befehl gegeben, Herr Kapitän. Die Soldaten haben von selbst geschossen. Sie sind jung und unerfahren und waren überrascht und ängstlich. Mich bestürzt dieses Gemetzel ebenso wie Sie.«
Sven sah ihn nachdenklich an. »Das tut mir leid, Herr Major. Der Krieg bringt uns immer wieder in sinnlose Situationen. Lassen Sie uns ein Glas auf den baldigen Frieden trinken, und dann besprechen wir die nächsten Maßnahmen.«
Die Gefangenen gaben alle Waffen ab und räumten die vorderen Ruderbänke für die Verwundeten. Boot an Boot legte sich längsseits der Defence in einem gewissen Abstand, sodass die Kanonen der Defence die Boote noch treffen konnten, wenn ihre Rohre geneigt wurden.
Die amerikanischen Sanitäter stiegen von Boot zu Boot, verbanden die leichter Verwundeten und legten die schwer Verwundeten auf die vorderen Bänke. Dr. Bader operierte sie dann oder ließ sie in sein Schiffslazarett schaffen, wenn er die dort vorhandenen Hilfsmittel benötigte. Er würde wohl die ganze Nacht operieren müssen. Der Koch hielt Kaffee warm und der Bootsmann sorgte für Leuchten.
Sven hatte dem Major erklärt, dass die Offiziere an Bord der Defence bleiben müssten. Die Toten könnten in einem gemeinsamen Gottesdienst am frühen Morgen dem Meer übergeben werden. Die Defence werde dann die Boote nach Baltimore geleiten und den örtlichen Milizen übergeben. Wer von den Offizieren sich um die Schwerverletzten kümmern wolle, könne sich beim Schiffsarzt melden.
»Ich habe Erfahrung als Sanitäter, Sir. Wo finde ich den Schiffsarzt?«, meldete sich ein junger Leutnant eifrig.
Sven blickte ihn freundlich an. »Bitte teilen Sie Ihren Wunsch dem Korporal der Seesoldaten mit. Der gibt ihn weiter.« Ein anderer Brite schloss sich dem Wunsch an.
Dr. Bader konnte im Morgengrauen nicht mehr aus eigener Kraft an Bord der Defence klettern, so ausgelaugt war er. Drei der gefangenen Soldaten halfen ihm hoch. Ihre Kameraden klatschten und schließlich klatschten alle Gefangenen. Dr. Bader verstand erst nicht, was da los war. Aber als Leutnant Waller ihn darauf hinwies, trat er zurück an die Reling, verneigte sich und winkte.
Kapitän Larsson betrat gerade das Deck und schaute sich erstaunt um. Dann begriff er und ging auf Dr. Bader zu. »Herzlichen Dank, Doktor. Sie machen wieder gut, was wir Soldaten immer zerstören.«
Dr. Bader nickte und taumelte an ihm vorbei. Ein Sanitäter führte ihn den Niedergang hinunter.
Sven winkte Leutnant Waller heran und sagte: »Bitte veranlassen Sie, dass wir mit langsamer Fahrt Kurs auf Baltimore nehmen. Die Boote sollen uns in Dreierreihen folgen.«
»Aye, aye. Sir«, bestätigte Waller und griff zur Sprechtrompete.
Als Baltimore in Sicht kam, schickte Sven Leutnant Potter mit einem Boot voraus. Er sollte veranlassen, dass Vorbereitungen getroffen wurden, um die Verwundeten zu versorgen und die Gefangenen abzutransportieren.
Der britische Major bedankte sich sehr herzlich und umarmte Dr. Bader mit Tränen in den Augen.
Der Garnisonskommandant wartete persönlich mit zwei Zügen seiner Soldaten am Strand. Er begrüßte Sven freundlich. »Gratulation zu Ihrem Erfolg, Kapitän! Sie haben uns ganz schön unter Druck gesetzt. So viele Gefangene wollen erst einmal versorgt sein. Aber meine Soldaten bauen schon die Zelte auf, und alle unsere Köche rühren die Suppe. Das Hospital ist alarmiert, und fünf Ärzte warten mit mir und haben Transportwagen dabei.«
Svens Blick schweifte über die Soldaten zu den Ärzten in weißen Kitteln, neben denen Männer mit Tragen warteten. »Vielen Dank, Herr Oberst. Ich bewundere Ihre überlegten Vorbereitungen. Wie ich sehe, wartet auch schon der Konvoi auf uns, den wir geleiten sollen.« Und er zeigte mit der Hand auf ein knappes Dutzend Briggs und Barken.
»Da müssen Sie noch etwas warten, Herr Kapitän. Die meisten Matrosen sind noch in den Gefängnissen, nachdem sie in den letzten Nächten im Suff Spelunken und Bordelle zertrümmert haben.«
»Ich fürchte, für solche Tätigkeit bringe ich neue Anwärter mit, Herr Oberst.«
Beide lachten und schüttelten sich die Hände.
Die Boote landeten. Die
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