Sven Larsson Bd. 4 - Auf zu neuen Horizonten: Roman
Gefangenen stellten sich am Strand auf. Die Verwundeten wurden zu den Ärzten gebracht, die sie kurz untersuchten und auf die Wagen verteilten. Dr. Bader ging zwischen ihnen umher und gab Kommentare zu einzelnen Verletzten.
Kapitän Larsson hatte den Oberst mit in seine Kajüte genommen und ihm ein Glas Wein angeboten. Sie plauderten über den Zusammenstoß der Defence mit den Booten der königstreuen Miliz. Sven erkundigte sich nach den Ereignissen in Baltimore während der vergangenen Jahre.
»Baltimore ist recht gut weggekommen«, berichtete der Oberst. »Natürlich sind immer wieder Spähtrupps der Tories an unserer Küste gelandet. Selbstverständlich gab es anfangs auch Streit zwischen Patrioten und Königstreuen in der Stadt. Aber im Großen und Ganzen hat der Krieg die Stadt verschont, und wir hoffen, dass es jetzt so bleibt bis zum Frieden.«
Sven schilderte dem Obersten kurz seine Erlebnisse und war gerade bei seiner Gefangenschaft vor Yorktown, als der Adjutant des Obersten meldete, dass alle Gefangenen und Verwundeten abtransportiert seien.
»Dann muss ich mich verabschieden, Herr Kapitän, aber ich lade Sie ein, mit mir zu fahren. Ich weiß, dass Sie zur Hafenkommandantur müssen. Mein Wagen steht Ihnen dann auch für die Rückfahrt zur Verfügung.«
Der Empfang auf der Hafenkommandantur war recht frostig. Sven war anderes gewohnt und konnte es sich erst kaum erklären. Erst als der Hafenkommandant im Laufe des Gesprächs fragte, ob Svens Fregatte nicht früher zur Staatsflotte von Maryland gehört habe und an ein Reederkonsortium verkauft worden sei, an dem sich die Reederei Bradwick dann die Mehrheit gesichert habe, ahnte er den Grund.
»Sie sind doch Teilhaber dieser Reederei, nicht wahr, Herr Larsson?«, fragte der Hafenkommandant schließlich ganz direkt.
»Ja, und ich habe eine kontinentale Fregatte kommandiert, ehe ich die Fregatte Defence übernahm.«
»Damit haben Sie sich in Baltimore eine ganze Reihe Feinde gemacht, Kapitän Larsson, denn der Sohn einer sehr bekannten und geschätzten Familie sollte nach Meinung der Bürger dieser Stadt den Posten erhalten.«
»Das habe ich nicht gewusst, Sir, und ich zweifle, ob es meine Entscheidung geändert hätte. Die Reederei und ich hatten sehr schwerwiegende Gründe für dieses Kommando.«
»Nun, ich habe Sie informiert, und Sie laufen ja auch morgen schon wieder aus.« Sven bestätigte und verabschiedete sich sehr kühl.
Ein Mann, der die Kleidung eines Hausdieners trug, betrat eine Hafenkneipe, sah sich kurz um, ging zu einem Mann an der Theke, flüsterte ihm etwas ins Ohr und verließ die Kneipe wieder. Der Mann an der Bar winkte einen Gast zu sich und tuschelte mit ihm. Kurze Zeit später ging der Angesprochene hinaus. Dieser Mann war groß und kräftig.
Er schlenderte scheinbar ziellos die Straße entlang und betrat vor der nächsten Straßenecke einen Hausflur. Im Hof wartete ein vornehm gekleideter Mann, den der Ankömmling sehr unterwürfig begrüßte.
»Hast du etwa zehn kräftige und verschwiegene Kerle zur Hand, Tom?«, fragte der vornehme Herr.
»Aber ja, mein Herr.«
»Dann hol sie heute Nacht zusammen. Du hast sicher die Fregatte gesehen, die heute eingelaufen ist. Wenn nachts eines ihrer Boote die Landgänger zurückholt, sollt ihr das Boot zertrümmern und die Matrosen zusammenschlagen. Sie dürfen aber keinen von euch erwischen. Morgen gibt es dann zwei Golddollar pro Mann.«
Der Schläger nickte beeindruckt. »Wird erledigt, mein Herr.«
Sven wurde durch Geschrei und Getrampel an Deck aus seinem Schlaf gerissen. Ein Melder kam gerannt. »Sir, ein Boot mit heimkehrenden Landgängern wurde am Ufer überfallen. Die Bordwand wurde eingeschlagen, die Männer verprügelt.«
»Ich komme sofort!« Sven warf sich einen Mantel über und ging an Achterdeck. Der Wachhabende informierte ihn, dass einem ihrer Männer ein Auge ausgeschlagen und einem anderen der Arm gebrochen worden war. »Alle anderen haben die üblichen Beulen und Prellungen, Sir.«
Sven überlegte kurz. »Bis alle heimgekehrt sind, sollen zehn unserer Soldaten die Anlegestelle bewachen. Die beiden dienstältesten Landgänger sollen sich morgen um sechs Glasen der Morgenwache (sieben Uhr früh) bei mir melden.«
In seiner Kajüte beauftragte Sven seinen Diener, er möge Sam sofort zu ihm bringen. Maat Samuel Root, ein großer, kräftiger Neger, war seit Jahren enger Vertrauter und Begleiter Svens.
»Hast du gehört, was passiert ist?«, fragte ihn Sven.
Als
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