Sven Larsson Bd. 4 - Auf zu neuen Horizonten: Roman
Abteilung Seesoldaten an Bord hatten. Das hatte er schätzen gelernt und daher auf seiner Fregatte der Reederei Bradwick von vornherein einen Teil der Besatzung für diese Aufgaben vorgesehen. Für den Einsatz an Land hatten sie dunkelgrüne Uniformen, für Ehrenwachen dagegen blauweiße. Wie bei Seesoldaten üblich, brauchten sie an Bord nicht in die Takelage aufzuentern, dafür wurden sie für den Kampf mit Gewehr und Bajonett geschult.
Die Seesoldaten standen jetzt in zwei Reihen und präsentierten ihre Gewehre, während Pfeifer und Trommler mit ihrer Melodie den Gast begrüßten. Mr Smith ging mit dem Hut in der Hand durch ihre Reihen, bis er am Ende des Spaliers den Kapitän sah. Beide lachten sich an, breiteten die Arme aus und umarmten sich. Sie waren im Verlauf des Krieges Freunde geworden.
»Willkommen an Bord, Mr Smith! Welch eine freudige Überraschung, Sie hier zu sehen!«
»Die Überraschung ist ganz auf meiner Seite, Herr Kapitän. Ich nahm an, Sie kreuzten an der Mündung der Bay. Aber ich habe gute Nachrichten von Ihrer Gattin.«
»Dann lassen Sie uns schnell in meine Kajüte gehen, Mr Smith.«
Martin, Kapitän Larssons Bursche, hielt den starken Kaffee bereit, wie ihn Mr Smith liebte, und auch seine Nusskekse. Mr Smith lachte ihn an und sagte: »Gut siehst du aus, Martin. Mrs Larsson lässt dich grüßen. Ach ja, den Kapitän natürlich auch.«
Martin schüttelte lächelnd den Kopf. »Immer müssen Sie Ihre Späße mit dem Herrn Kapitän machen, Mr Smith. Was sollte wohl ein Fremder dabei denken?«
Mr Smith schaute sich um. »Ich sehe keinen Fremden, Martin. Und nun bring mir meinen Kaffee, sonst verdurste ich.«
Sven zog einen Stuhl herbei. »Nehmen Sie bitte Platz, Mr Smith, und erzählen Sie, wie es meiner Familie geht. Sie wissen, wie schwer es mir fällt, so nahe bei meiner Familie zu sein und sie nicht besuchen zu dürfen.«
Mr Smith nickte. »Ihrer lieben Sabrina geht es genauso, mein Lieber. Aber sie hat ja immerhin drei gesunde und liebe Kinder von Ihnen um sich. Allen geht es gut und alle haben Sehnsucht nach Ihnen. Sie waren in der vorletzten Woche zum Kaffee bei meiner Frau und mir. Ich musste ihnen das Versprechen geben, Sie zum Fest nach Hause zu schicken.«
Der Kapitän war sichtlich überrascht. »Sie sind wirklich ein guter Freund, Mr Smith. Hoffentlich kann ich es Ihnen einmal danken.«
Mr Smith winkte ab und griff nach seiner Tasse. »Lassen Sie uns trinken und dann über die Lage sprechen. Sie haben einen Konvoi, und ich muss zum Gouverneur.« Zu Martin gewandt fügte er hinzu: »Sag noch nichts zu den anderen!«
Martin nickte und ging aus dem Raum.
»Dann können wir uns ja der militärischen Lage widmen«, sagte Mr Smith. »Eine Frage vorab: Wo ist die Brigg Hudson , die ich Ihnen damals zugeordnet habe?«
»Sie wurde von General Washington abgeordnet, um die Buchten und Flussmündungen nach feindlichen Kapern abzusuchen. Vor Norfolk treffen wir uns wieder.«
»Gut! Ich hatte schon Sorge, der erfolgreiche Kapitän hätte vor dem Frieden noch einen Verlust erlitten.«
»Mr Smith, jetzt sprechen auch Sie vom Frieden. Wo bleibt er denn nun?«
Mr Smith schlug die Hände zusammen. »Sie reden ja wie unsere Milchfrau. Dabei müssten Sie doch Verwaltungen und Regierungen kennen. Die verhandeln erst einmal darüber, ob sie wirklich miteinander verhandeln dürfen. In den amerikanisch-französischen Bündnisverträgen steht ja, dass wir beide nur einvernehmlich mit den Briten Frieden schließen dürfen. Nun hat ein Ausschuss unseres Kongresses nach einer Woche Diskussion beschlossen, dass wir aber mit den Briten schon vorher über Friedensbedingungen reden dürfen. Damit fangen wir nun an. Und die Briten wollen eher noch schneller Frieden haben. Im Unterhaus planen sie einen Antrag, der diese Absicht feststellen soll. Im kommenden Jahr wird der Frieden kommen und wir können unseren eigenen Staat gründen.«
»Hoffentlich«, bekräftigte Sven. »Und haben Sie eine Vermutung, was dann aus unserer kontinentalen Flotte werden wird?«
Mr Smith lachte trocken. »Ich weiß gar nicht, wovon Sie reden. Wir haben noch zwei ganze kontinentale Fregatten und zwei Leihfregatten der Franzosen. Sie merken das doch selbst am eigenen Dienst. Haben Sie noch die Freiheiten eines Kaperschiffes und jagen Prisen? Sie helfen doch bei Belagerungen und machen Geleitdienst wie früher mit kontinentalen Fregatten. Eine eigene Flotte müssen wir erst wieder aufbauen, und Sie wissen ja, wie wenig
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