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Sweet about me

Sweet about me

Titel: Sweet about me Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Sous
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ist Ihnen das Glück ja hold, und Sie gewinnen den ersten Preis!«
    Seine Worte waren zwar an meine Mutter gerichtet, aber er hatte mich jetzt die ganze Zeit angesehen. Er, für den ich bisher nicht vorhanden gewesen war, lächelte mich an, zwinkerte mir darüber hinaus zu, als sei das mit dem ersten Preis längst geritzt. Laut und übertrieben deutlich hatte er gesprochen, als sei es wichtig, dass ich alles ganz genau mitbekäme, dass kein i-Punkt verloren ginge.
    Momm tastete seine karierte Jacke ab, machte ein verzweifeltes Gesicht. Nichts mehr zu rauchen! Er öffnete sein Portemonnaie, bat mich, Zigaretten für ihn zu holen.
    » Peer Export. Musst dich aber nicht beeilen, Junge!«
    Ich sah meine Mutter unschlüssig an.
    » Geh schon«, sagte sie.
    Als ich am nächsten Tag aus der Schule kam, war die Anlage schon geliefert worden. Auspacken durfte ich sie aber noch nicht, denn es war ja erst der fünfte Dezember. Und es gab noch ein weiteres Hindernis: Als Gegenleistung für den Hauptgewinn, den sie angeblich mit glücklicher Hand für mich ergattert hatte, bat meine Mutter mich, Karl-Heinz II . vor jedem Schlafengehen auf die Igelbacken zu küssen.
    » Versprochen?«
    » Auf beide?«, fragte ich erschrocken zurück.
    Meine Mutter war kein Unmensch: » Also gut, eine reicht. Hand drauf!«
    Abends vor dem ersten Kuss saßen wir um den Fernseher herum, wir wollten uns Der goldene Schuss mit Vico Torriani ansehen. Man kriegte aber nicht viel mit von der Show. Mein neuer Vater quatschte dauernd dazwischen, er wollte nicht glauben, dass meine Mutter die Luxusanlage bei einer Verlosung gewonnen hatte. Er traute ihr das Riesenglück einfach nicht zu, fragte, verhörte meine Mutter, quetschte sie aus, zerpflückte ihre unbeholfenen Antworten, bis sie zum Gegenangriff überging, mit Scheidung drohte und weinend aus dem Wohnzimmer lief.
    Dreyling und sein Freund Otten, der später mal das Bauunternehmen seines Vaters erben würde, glaubten mir auch kein Wort, als ich am nächsten Tag in der großen Pause was von Perpetuum Ebner VHS 3, PE 2001 und WIGO -Boxen faselte. Sie nahmen mich in Schwitzkasten und Polizeigriff und stopften mir gelben Schnee in den Mund, bis ich alles widerrief.
    Was die Verlosungsgeschichte betraf, stand ich ganz auf der Seite meiner Mutter. Allerdings hatte ich mir heimlich das Rauchen angewöhnt, zwei bis drei Zigaretten täglich, und dazu brauchte ich einen Aschenbecher. An zwei aufeinanderfolgenden Montagen, wenn Radio & Fernsehen Momm erst mittags um zwölf öffnete, lagen Kippen von Filterzigaretten der Marke Peer Export im Aschenbecher meines zweiten Vaters. Der rauchte nur Männerzigaretten, wie er sie nannte, Eckstein, Overstolz und zur Not auch mal Reval.
    Danach wurde besser aufgepasst. Nur an einem Montag Anfang April ’69 fand ich noch einmal einen Zigarettenrest, der nicht in Karl-Heinz’ Aschenbecher gehörte.
    Der Friedhofswärter fummelte an der komischen Lampe herum, und der Staub meiner Mutter fiel auf die Wiese. Karl-Heinz II . trat vor. Seine Brauen waren immer noch schwarz und dick wie Schmetterlingsraupen. Er rieb sich die Augen, ein paar Zwiebeltränen flossen, dann legte er Blumen nieder und sagte in einem für ihn leisen Ton: » Gisa, Schatz, wir wollten im Sommer doch nach Kroatien!«
    Nach ihm schob sich eine ungefähr Vierzigjährige mit einem langen violetten Schal nach vorne. Sie breitete die Arme aus wie eine Schamanin, die in der Wüste Regen machen will, und rief: » Flieg, Gisela, flieg! Du bist frei! Frei!«
    Das war nicht zu übertreffen, und so machte ich, als ich an der Reihe war, bloß ein trauriges Gesicht und verneigte mich. Ich legte die schon leicht verwelkten Blumen, die mir Frau Hauenstein geistesgegenwärtig zusammen mit der Krawatte überlassen hatte, auf einen kleinen Aschehaufen. Damit, fand ich, hatte ich meiner Mutter genug Ehre erwiesen und wollte mich den anderen Trauergästen anschließen, die schon auf dem Weg zu Kaffee und Kuchen waren. Da spielte etwas in mir verrückt. Ich konnte mich nicht dagegen wehren, mit Tränen in den Augen nach Maya zu rufen.
    Lilo drückte mich an ihren mächtigen Busen und streichelte meine Wangen. Auch sie weinte jetzt. Ihr Gehör, stellte sich allmählich heraus, war nicht mehr das beste. Statt Maya hatte sie Mama verstanden. Sie war gerührt über die späte, aber vermeintlich heftige Zuneigung des verlorenen Sohns. Ich ließ sie in dem falschen Glauben.
    In der belgischen Kneipe sagte mein zweiter Vater, das

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