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SWEET & SEXY: Hände auf meiner Haut

SWEET & SEXY: Hände auf meiner Haut

Titel: SWEET & SEXY: Hände auf meiner Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katinka Dietz
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dass die Betreiber teilweise mit Gewerblichen arbeiteten; die Mädchen und ihre Luden kamen meist aus Osteuropa. Die Veranstalter verlangten saftigen Eintritt und zweigten ihren Umsatz am Finanzamt vorbei in die eigenen Hosen.
    Sie berlinerte die für mich äußerst wertvollen Informationen in einem Affenzahn herunter, dennoch gab ich dem Impuls, mein Notizbuch herauszuholen, nicht nach. Wäre mir irgendwie peinlich gewesen. Gut, dass Ralph dabei war, der konnte sich gefälligst auch was merken.
    Die meisten Zusammenkünfte seien als Privatpartys getarnt und würden auf die Schnelle improvisiert, fuhr Luna fort. „Unsanierte, abjefuckte Altbauten, mit kaum wat ausjestattet. Sind ruckizucki wieder jeräumt, falls die Bullen Lunte riechen.“
    Sie stand schon wieder auf.
    „Kiek dir mal auf der Oranienburger um.“ Sie nannte mir einen Club, den ich vom Hörensagen kannte und flitzte zurück zur Theke, wo bereits ein Tablett mit vollen Gläsern auf sie wartete.
    Ich entspannte mich. Die Frau war unbezahlbar.
    53 Minuten später robbte Ralph sich an mich heran und raunte mir betrunken ins Ohr: „Ich muss jetzt mal sagen ... ich finde gar nicht, dass du wie eine Buchhalterin gekleidet bist ...“
    Na, schönen Dank auch.
    „Buchhändlerin war das Wort“, unterbrach ich ihn und bog meinen Kopf nach hinten wie eine Kobra in Alarmbereitschaft. Ralph schien entschlossen zum Angriff.
    „Du hast 'ne Menge schicker Sneakers, stimmt's?“
    Er machte sich zum Kuss bereit.
    Ich schob ihn auf Armlänge von mir weg, gab ihm eine Kopfnuss und sagte: „Zeit zu gehen. Verbindlichen Dank für deine Hilfe.“
    Ein paar Grundsätze braucht der Mensch. Einer meiner wichtigsten lautet: Don't screw the crew.
    ***
    Ich muss näher ran.
    In meinem bis zum Bauchnabel dekolletierten Top baumelt ein Amulett mit einer fünfmarkstückgroßen Kameralinse. Ich habe mir bei Beate Uhse Overkneestiefel gekauft und in der Karnevalsabteilung von Galeria Kaufhof eine schwarze Perücke. Ich bin auf der Flucht vor einem Womanizer, der mich so intensiv geküsst hat, dass mir die Knie schlottern und zermalme vor Nervosität gleich mein Gin-Tonic-Glas. Ich brauche unbedingt mehr solcher Küsse in meinem Leben. Aber Kuss ist Kuss, und Dienst ist Dienst. Und das heißt, ich muss ein paar gute Aufnahmen von dieser Orgie bekommen.
    Fünf entdeckt mich in der Tür und so, wie die mich ansieht, hätte sie nichts dagegen, wenn ich bei dem Gangbang hier mitmachte.
    ***
    Wie ich reingekommen bin? Nahm man den hinteren Ausgang des brechend vollen Clubs in der Oranienburger Straße, kam man in einen Hinterhof mit stinkenden Mülltonnen und bröckelndem Mauerwerk im gewohnten Ost-Charme. Drei Schränke blockierten den Weg zum Eingang des Rückgebäudes. Ich stakste so entschlossen auf sie zu, wie ich konnte. Ich bin nicht so der Highheels-Typ. Ich wurde kaum beachtet und sofort durchgenickt. Die brauchten augenscheinlich Frauenmaterial. Einer der drei war zugekokst und grabschte mir im Vorbeigehen an den Hintern, aber ich war drinnen.
    Ich betrat das schummerige Foyer und steuerte ohne Umwege die Bar an. Ich bestellte zwei Gin Tonic, die Dreiviertel meines Volontärsgehalts kosteten, und kippte einen sofort auf ex. „Das geht schön auf Spesen, Alter“, murmelte ich, prostete dem imaginären Bassiwitz zu und nahm den zweiten Drink mit aufs Klo. Ich trinke, wenn ich nervös bin. Und ich vertrage eine Menge von den Lockermachern.
    Ich hatte eine Weile in dem Club im Vorderhaus verbracht, weil ich alles andere als locker war, und mittlerweile war es nach zwei Uhr morgens. Mein Einsatz hatte sich zu einer Sonntagmorgenschicht ausgeweitet. Die Nutten auf der Straße würde ich später befragen.
    Wegen der Perücke und den hohen Stiefeln war meine Betriebstemperatur deutlich erhöht. Mein Smoky-Eyes-Make-up bedurfte dringend einer Auffrischung.
    Ich eierte auf die Toilette, restaurierte mich und schaltete die Kamera auf der Rückseite des Amuletts ein, wie Bassewitz es mir gezeigt hatte.
    Wieder draußen, traute ich mich, den Blick etwas gründlicher schweifen zu lassen. Mindestens 80 Prozent Typen. Man konnte den Laden nicht gerade als edel bezeichnen, aber er war auch nicht so runtergekommen, wie das Gebäude von außen vermuten ließ. Auf den labyrinthartigen, spärlich beleuchteten Gängen bekam man Stoff in allen Farben angeboten. Nicht mehr mein Ding.
    Ich atmete tief ein und betrat das erste, puffrot ausgeleuchteten Zimmer. Dort taten zwei Typen, von denen einer

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