System Neustart
Irgendetwas lockte sie an, doch sie wusste nicht, was. Aber es war offensichtlich, dass das Geheimnis, hinter dem Bigend her war, schon fast keines mehr gewesen war, als er ihr den Auftrag erteilt hatte. Die Hounds waren nicht mehr ganz so exklusiv. Er kam zu spät. Was hatte das zu bedeuten? Ließ ihn sein Geschäftssinn im Stich? Hatte er sich zu sehr auf sein Projekt mit Chombo konzentriert? Hatte Sleight irgendwie den Informationsfluss umgelenkt?
Clammys kleiner grauer Wagen hielt vor ihnen. Am Steuer saß ein junger Mann, der Clammy zum Verwechseln ähnlich sah und von ihm gar nicht erst vorgestellt wurde. Er stieg aus, gab Clammy die Schlüssel, nickte und ging davon. »Wer war denn das?«, fragte Hollis.
»Ein Assistent«, sagte Clammy geistesabwesend und öffnete die Tür auf der Beifahrerseite. In der Hand hielt er eine unbedruckte Einkaufstüte von der Größe eines kleinen Reisekoffers. »Halt das bitte mal!«
»Was hast du bekommen?«
»Zwei Schwarze, zwei Chinos, zwei Hemden und dieselbe Jacke wie du.«
»Und etwas für Sie«, sagte Meredith zu Hollis. »Das liegt obendrauf«, sagte Clammy ungeduldig. »Steig schon ein!«
Hollis duckte sich, rutschte auf die Rückbank und nahm Clammys Tüte entgegen. Sie roch stark nach Indigo.
Clammy und Meredith stiegen ein, schlossen die Tüten. »Das ist das Erste, was sie jemals gemacht hat«, sagte Meredith mit einem Blick nach hinten. »Bevor sie mit den Hounds angefangen hat.«
Hollis zog etwas hervor, das in ungebleichtes Papier eingeschlagen war. Dunkler, glatter, schwerer Jersey. »Was ist das?«
»Das müssen Sie selbst herausfinden. Eine Röhre ohne Nähte. Ich habe gesehen, wie sie es als Stola getragen hat, als Abendkleid beliebiger Länge, und auf unterschiedliche Art als Rock. Der Stoff ist umwerfend. Aus einer uralten Fabrik in Frankreich.«
»Bitte richten Sie ihr meinen Dank aus. Und danke Ihnen. Ihnen beiden.«
»Ich bin vollauf bedient«, sagte Clammy und bog in die Oxford Street. »Pass nur auf, dass du meine Sachen nicht zerknautschst!«
Im Fahrstuhl stand, sehr aufrecht in der Mitte des Käfigs, ein älterer, seltsam gedrungener Mann unbestimmt asiatischer Abstammung, das spärliche graue Haar ordentlich nach hinten gekämmt, in der Hand eine Schottenmütze mit Bommel. Als sie die Käfigtür aufwuchtete, bedankte er sich mit sprödem britischem Akzent und wünschte ihr einen guten Abend. Dann drehte er sich auf dem Absatz um, marschierte an ihr vorbei und nahm Kurs auf den Ausgang des Cabinet, wobei er sich die Mütze auf den Kopf setzte.
Robert hielt ihm die Tür auf.
Das Frettchen kauerte in seiner Vitrine.
Sie fuhr wieder hinauf, und als sie vor der Tür zu Nr. 4 stand, fiel ihr ein, dass sie ihren Schlüssel nicht mitgenommen hatte. Sie klopfte leise. »Ich bin's. «
»Moment«, hörte sie Garreth sagen.
Sie hörte die Kette klirren. Dann öffnete er die Tür, wobei er sich auf den vierbeinigen Stock stützte, unter dem Arm etwas, das sie für die schwarze Hülle einer LP hielt.
»Was ist das?«, fragte sie.
»Das hässlichste T-Shirt der Welt«, erwiderte er und küsste sie.
»Da werden die Bollards aber enttäuscht sein«, sagte sie und schloss die Tür hinter sich. »Ich dachte immer, mein Schlafshirt hätte diesen Titel verdient.«
»So hässlich, dass digitale Kameras vergessen, dass sie es gesehen haben.«
»Sollen wir einen Blick darauf werfen?«
»Noch nicht.« Er zeigte ihr das schwarze Quadrat, bei dem es sich, wie sie jetzt sah, um eine Plastikhülle handelte, die an den Rändern verschweißt war. »Wir könnten es mit unserer DNS kontaminieren.«
»Nein, danke. Kommt nicht infrage!«
»Ein einziges Haar würde genügen. Mit derartigem Material muss man äußerst vorsichtig umgehen, schließlich sind die Kriminaltechniker heutzutage zu fast allem in der Lage. Damit möchtest du wirklich nicht in Verbindung gebracht werden. Genau genommen handelt es sich um etwas Einzigartiges auf diesem Gebiet.«
»Pep wird es tragen?«
»Und es mit katalanischer DNS kontaminieren, ohne Zweifel.« Er grinste. »Aber dann werden wir es in einen Beutel tun, versiegeln, und den Beutel verbrennen. Und wir werden es vorher nicht fotografieren, so hässlich es auch ist.«
»Wenn eine Kamera es nicht sehen kann, wie können wir es dann fotografieren?«
»Kameras können es schon sehen. Auch die Überwachungskameras. Sie vergessen nur, was sie gesehen haben.« »Warum?«
»Weil ihnen ihre innere Struktur sagt, dass sie es
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