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System Neustart

System Neustart

Titel: System Neustart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson
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vergessen sollen und jeden, der es trägt. Sie vergessen die Person, die das hässliche T-Shirt trägt. Vergessen den Kopf darauf, die Beine darunter, Füße, Arme, Hände. Es zwingt sie dazu, alles zu tilgen. Wenn die Kamera etwas sieht, das dieses Siegel trägt, löscht sie es aus ihrem Speicher. Allerdings nur, wenn das entsprechende Bild angefordert wird. Wenn jemand den 7. Juni anklickt und dann Kamera 53, wird das abgerufen, was sie gesehen hat. Beim Abrufen werden das Siegel und die Person, die es trägt, nicht wiedergegeben. Aufgrund der inneren Struktur. Und der Absprachen unter Angehörigen der ehrenwerten Gesellschaft.«
    »So etwas haben die tatsächlich entwickelt?«
    »Wollte ich diese Frage beantworten, müssten wir erst klären, wer mit ›die‹ gemeint ist, und da würden wir uns auf sehr schwieriges Terrain begeben. Ich glaube, dass es so gut wie unmöglich ist zu sagen, wer das macht. Aber gemacht wird es. Das steckt alles noch in den Kinderschuhen, was nicht heißt, dass es nicht funktioniert. Die Kamerakultur hier ist ziemlich weit gediehen. Allerdings ist das nichts im Vergleich mit Dubai. Ich bekomme immer noch Mails mit Fragmenten von Aufnahmen meines Auftritts auf der Schnellstraße. Das ist der Nachteil, wenn man zwanghafte Freunde hat, die auf Computer abfahren. Aber ich würde wetten, dass keiner dieser Freunde etwas von dem hässlichen T-Shirt weiß. Das ist wirklich top secret! Und es ist besser, man weiß nichts davon. Wenn diese Sache vorbei ist, dann hast du noch nie etwas von dem hässlichen T-Shirt gehört egal, wie sie ausgeht.«
    »Du machst mich wirklich neugierig.«
    »Geht mir genauso. Wo warst du denn?«
    »In diesem Jeans-Laden, dem ersten Geschäft, in dem ich nach Hounds gefragt habe.« Sie legte das Geschenk der Designerin auf den Sessel, zog ihre Jacke aus, setzte sich neben ihn und legte ihm den Arm um die Schultern. »Ich habe sie getroffen. Die Designerin.«
    »Sie ist hier?«
    »Nicht mehr lange.«
    »Big End hat etwas gesucht, was sich direkt vor seiner Nase befand?«
    »Ich glaube, sie hat sich dort versteckt, wo alle sie sehen konnten. Und hatte ihren Spaß dabei. Sie ist der einzige Mensch, den ich kenne, der den gleichen Job hatte wie ich jetzt, also stellt Bigend für sie ein gewisses Problem dar.«
    »Und, habt ihr Freundschaft geschlossen?«
    »Ich hoffe, er wird in meinem Leben nie so eine große Rolle spielen wie in ihrem. Ich vermute, dass sie sich zu einem bestimmten Grad darüber definiert, nicht auf seiner Seite zu sein.«
    »Hinreichend perverse und gigantische Arschlöcher«, sagte er, »können zu beinahe religiösen Objekten werden. Zu Heiligen mit umgekehrten Vorzeichen. Und Leute, die sie nicht leiden können, und das mit angemessener Inbrunst, neigen dann dazu, ihr Leben lang Kerzen anzuzünden. Keine gute Sache.«
    »Ich weiß. Dabei finde ich ihn gar nicht so furchtbar. Nicht so wie andere Leute jedenfalls. Er gleicht einer Naturgewalt. Es ist nicht sicher, sich in seiner Nähe aufzuhalten. Wie die Monsterwellen, von denen du mir erzählt hast, als wir in New York waren. Inzwischen wird er mir auch immer unsympathischer, aber das liegt vielleicht daran, weil er jetzt irgendwie angreifbar ist. Hat er dir erzählt, was es mit Shombo auf sich hat?«
    »Keine Ahnung. Ansonsten gebe ich dir recht. Er ist angreifbar.
    Gracie und Laubfrosch und Milgrim und Heidi und du und die anderen, ihr habt eine Monsterwelle geschaffen, ohne es zu wollen, und nichts davon war vorhersehbar. Aber er hat euch gegenüber einen großen Vorteil.« »Und der wäre?«
    »Für ihn ist das nichts Neues. Zeige ihm eine Welle, und er wird versuchen, darauf zu surfen.«
    »Du bist genauso, finde ich. Und das bereitet mir Sorgen. Du machst doch gerade genau dasselbe!«
    Er strich ihr über das Haar. »Weil du da mit drinsteckst.«
    »Ich weiß«, sagte sie, »aber auch, weil du das so gut kannst. Oder etwa nicht?«
    »Doch. Allerdings wird sich das erst zeigen, wenn diese Sache vorbei ist. Das habe ich jetzt begriffen, und eigentlich war es mir schon klar, bevor du angerufen hast. Ich habe lange genug in einem Krankenhauszimmer die Decke angestarrt. Dem Alten scheint es ähnlich zu gehen. Als er mir von dem hier erzählt hat, war alles besiegelt.« Er klopfte auf das schwarze Quadrat. »Und das ist jetzt unsere Geheimwaffe. Damit hat er sein Arsenal geplündert. Und ich hatte keine Ahnung davon. Die Möglichkeiten, die sich daraus ergeben, sind fast grenzenlos. Aber er hat es

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