T Tödliche Spur: Thriller (German Edition)
wieder, wer wusste schon, welche Medikamente man ihr verabreicht hatte … »Was sagst du da, Dern? Wo ist er? Und wie hast du ihn gefunden?«
»Demetria steckte mit drin, zusammen mit Wyatt. Sie haben ihn nach Kanada gebracht, nach Vancouver, um genau zu sein.«
Ava blinzelte hektisch und schlug die Bettdecke zurück. »Ich muss sofort los, zu Noah …«
»Er kommt zu dir nach Hause«, versicherte Dern ihr. »Snyder kümmert sich darum.«
Ava schluchzte. War das wirklich möglich? War das wirklich real, oder spielte ihr ihre überbordende Fantasie mal wieder einen Streich?
»Du bekommst ihn zurück.«
»Endlich …«, stammelte sie, »endlich.« Tränen rollten ihr über die Wangen, doch ihr Herz hüpfte vor Freude. Sie konnte kaum fassen, was sie da hörte, doch das Foto … Auf dem Foto war tatsächlich Noah zu sehen!
»Und es geht ihm wirklich gut?«, fragte sie, bemüht, ihre aufsteigende Panik zu unterdrücken.
»Ja, es geht ihm wirklich gut«, versicherte Dern.
»Ich glaube, das genügt jetzt«, sagte die Krankenschwester.
»Nein! Ich möchte mit ihm gehen!«, rief Ava und versuchte, sich aufzurichten.
»Augenblick …«, sagte die Krankenschwester. »Das geht nicht, aber ich werde mit dem Arzt sprechen, dass er Sie so schnell wie möglich entlässt. Das verspreche ich Ihnen.« Sie lächelte und blinzelte, als kämpfe sie mit den Tränen. »Glauben Sie mir, ich verstehe Sie. Auch ich habe ein Kind.«
Die nächsten Tage zogen sich hin wie Kaugummi, und als Ava endlich wieder zu Hause war, blickte sie entweder hinaus aufs Meer oder wimmelte am Telefon einen Reporter ab. Glücklicherweise war Dern bei ihr geblieben.
Sie kamen sich immer näher, obwohl sie zurückhaltend blieb, hatte sie doch noch nicht einmal Wyatt beerdigt. Der Plan ihres verlogenen Ehemanns und seiner hinterhältigen Geliebten war perfekt gewesen bis auf das Ende – und nun waren sie beide tot. Die Polizei ging davon aus, dass Khloe tatsächlich für die Morde an den drei Frauen verantwortlich war. Welche Rolle Wyatt dabei gespielt hatte, blieb unklar. Allerdings war er maßgeblich daran beteiligt gewesen, Ava in den Selbstmord zu treiben, auch wenn vermutlich Jewel-Anne damit begonnen hatte – aus Neid und Schuldgefühlen wegen ihres Sohnes.
Avas Gefühle deswegen gerieten ziemlich durcheinander. Einerseits war sie froh, dass Khloe und Wyatt tot waren und somit ihre gerechte Strafe bekommen hatten, andererseits war sie tieftraurig. Außerdem fragte sie sich immer wieder, ob wirklich niemand anderes etwas von den Vorgängen mitbekommen hatte. Trent und Ian? Jacob? Sie alle beteuerten ihre Unschuld und behaupteten, ebenso schockiert zu sein wie Ava selbst. Auf die Insel zurückkehren wollten sie nicht; Trent war Hals über Kopf wieder nach Seattle gefahren, und auch Ian war auf der Suche nach etwas Neuem. Selbst Jacob verkündete, dieses »Horrorhaus« so schnell wie möglich verlassen zu wollen. Er war in jener Nacht zu Hause gewesen, völlig stoned, und hatte den Fernseher so laut gestellt, dass er nichts um sich herum mitbekommen hatte.
Virginia und Simon waren zum fraglichen Zeitpunkt praktischerweise auf dem Festland gewesen. Nun schworen auch sie, nichts von alldem gewusst zu haben. Sie hatten ihre Angestelltenwohnungen bereits geräumt.
Ava tat es um keinen von ihnen leid. Personal konnte man ersetzen, und die Familie hatte ihr ohnehin nie nahegestanden. Vielleicht würden sich Zinnia oder Tante Piper bei ihr melden, vielleicht auch nicht. Es war ihr gleich. Viel wichtiger war, dass man ihr die Ruhe und die Zeit gönnte, die sie brauchte, um wieder zu sich zu finden.
Blieb noch Austin Dern, der Mann, den sie Tag für Tag näher kennenlernte. Es bestand Hoffnung für sie, dachte Ava, vor allem, wenn sich erst einmal der Staub über die Scherben ihres alten Lebens gelegt hatte.
Das Wichtigste im Augenblick war Noah.
Am dritten Tag nach ihrer Heimkehr, als Ava schon dachte, sie würde langsam verrückt von der Warterei, kam endlich der Anruf. Detective Snyder hatte es geschafft, ihr Sohn würde zu ihr zurückkommen. Zwei Jahre waren vergangen, seit man ihn seinem Zuhause entrissen hatte, es würde also nicht leicht werden. Sie würde Geduld haben müssen.
Beklommen betrat sie den Anleger und blickte hinaus aufs Meer. Vom Pazifik her rollten dunkle Wolken herein.
Dern trat zu ihr. Nachdem sie aus dem Krankenhaus entlassen worden war, hatte er ihr erzählt, was er herausgefunden hatte.
»Ich bin mir sicher,
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