T93 Band 1: Überlebe!
kamen, bevor sie von den Projektilen der Soldaten zerlegt wurden. Die Jäger waren so viele, dass die MG es nicht schafften, alle von ihnen umzumähen. Und da natürlich nicht alle Schüsse die Köpfe trafen, sondern auch viele Zombies einfach nur schwer verwundet beziehungsweise zerstückelt wurden, bestand der Deich bald darauf aus einer undefinierbaren Masse von Körpern, Fleischmatsch und stöhnenden und knurrenden Resten ehemaliger Jäger-Zeds. Die Geräusche, die dieser infektiöse Moloch produzierte, waren grässlich; aus hunderten von deformierten Mäulern kamen kreischende, schrill jaulende und krächzende Laute, die ein normaler Mensch nicht hervorzubringen in der Lage gewesen wäre. Eine rasende, tollwütige Fleischmasse versuchte da, sich einen Weg zu ihrer Beute zu bahnen. Noch immer beharkten die MG unablässig das heran schwappende Böse, viele der Zeds blieben in den Barrikaden hängen, doch mittlerweile waren sie dermaßen zahlreich, dass die ersten den äußeren Zaun erreichten.
Den Putzern im inneren Korridor bot sich ein groteskes Bild. Kreischende, halb verfaulte Münder schrien ihre Mordgier durch das Drahtgeflecht, immer mehr von diesen Monstern rückten nach und zerquetschen die erste Reihe an den massiven Geflechtmaschen des Stahlzaunes. Blutige, eiternde Teile von Gesichtern wurden durch den Zaun gedrückt und fielen im Korridor zu Boden. Hände, Arme, Beine reckten sich durch die Maschen, um Fleisch zu ergattern.
Einer der Soldaten passte nicht richtig auf, er wurde von zahlreichen Armen an den Zaun gepresst, Zähne bohrten sich aus allen Richtungen in sein Fleisch. Er schrie zum Gotterbarmen, Ströme von Blut ergossen sich aus zahlreichen Wunden über seinen Körper. Mit aufgerissenen Augen flehte er seine Kameraden um Hilfe an, bis ein Sniper von einem der MG-Türme aus dem Leiden ein Ende machte und seinen Kopf platzen ließ. Der Hauptmann hatte diesbezüglich strikte Befehle ausgegeben. Wer gebissen wurde, war sofort durch Kopfschuss zu eliminieren. Gierig leckten und schlabberten die Zombies am Zaun sein Fleisch und Blut, bis die geschockten Kameraden die Fassung zurück gewannen und wenigstens den Rest seiner Leiche retteten. Als die Gruppe, welcher der Getötete angehört hatte, seinen Leichnam beiseite geschafft hatte, drehten die Soldaten durch. Sie schossen wild in die Menge der Zombies, schrien sie an, stachen mit spitzen Eisenstangen in ihre Köpfe, hundertfach wollten sie den Tod ihres Kameraden rächen. Eine andere Gruppe kam hinzu und erinnerte die Kameraden lautstark daran, dass sie den Zaun nach Möglichkeit von Leichen frei halten sollten. Sofort wurden mit Eisenstangen die Leichen vom Zaun weggedrückt, nachrückende Fratzen wurden von den MG zu Fleischbrei verarbeitet. Allein in der ersten Welle fielen weit über eintausend, wahrscheinlich eher zweitausend Zombies dem Sperrfeuer auf der Seeseite des Deiches zum Opfer, die Panzerkommandanten meldeten ähnliche Zahlen für das Deichhinterland, wo die Geschütze der Panzer arge Löcher in die Phalanx der Angreifer rissen.
KaLeun Dräger stand mit einem Mal neben Hauptmann Bülow an der Reling und sah auf das Massaker hinunter.
»Unglaublich, nicht wahr?«
Bülow sah ihn an.
»Aber die Kameraden schaffen das.«
»Na ja, so sieht es aus. Wissen Sie, ich war in Kiel dabei, als wir die Byzantion aus der Schleuse geholt haben ...«
»Ich weiß.«
»Ja, und ich will ihnen sagen, ich hab mir fast in die Hosen geschissen. Das hier war nur eine schwache Welle. Nur eine. An einem Abend. Und so wird es weitergehen. Tag für Tag. Woche für Woche.«
»Aber ... irgendwann müssen es doch weniger werden.«
»Ich habe mir eben die Satellitenbilder angesehen, Hauptmann. Da kommen noch mehr, viel mehr. Weiß der Geier, wie diese Höllenhunde das riechen, aber die kommen aus dem gesamten Landstrich hierher, mindestens drei große Herden, vielleicht Hunderttausend ...«
»Ach du Scheiße ...« Bülow wurde ein wenig blass im Gesicht.
»Ja. Das ist Scheiße.«
Damit drehte sich der KaLeun um und verschwand wieder im Brückenraum. Bülow stand allein auf der Plattform und schaute auf das anhaltende Schlachten hinunter. Es würde eine lange Nacht werden. Eine von vielen langen Nächten, wie es aussah.
Jahr Eins. 21. März, später Abend
Falkner lenkte den Truck kurz vor der Kreisstadt Heide auf die Autobahn Dreiundzwanzig. Er fuhr etwa fünfhundert Meter Richtung Hamburg, wendete den Truck und stellte ihn in der Nähe einer
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