Taberna Libraria
Novizen flüchteten mit ihm in einen der Türme, wo Angwil mit letzter Kraft seinen Körper und seinen Geist in fünf Bücher transferierte, die ein jeder der Novizen an sich nahm. Es oblag ihnen, diese Bücher zu verstecken und einen Pfad zu ihnen zu legen, sodass jene, die seine Hilfe jemals wieder in Anspruch nehmen müssten, zu ihm finden und ihn wiedererwecken konnten." Hiernach schwieg Cryas und sah die beiden Freundinnen abwartend an.
"Und dieses Buch, das dein Freund gefunden hat, ist eines dieser Bücher", schloss Corrie.
Cryas nickte langsam. "Das erste dieser Bücher. Das einzige, dessen Name bekannt ist. Man kann das Liber Panscriptum benutzen, um sie zu finden, denn es zeigt den Standort jedes Werkes, dessen Namen man ihm nennt. Doch dieses erste Buch war gut geschützt durch einen Zauber und die Angaben des Libers waren nur vage. Deshalb war es lediglich Zufall, dass das Buch zu uns fand."
"Und auf dieses Buch hat es der Magier von Leigh abgesehen?", fragte Silvana.
Wieder nickte Cryas.
"Aber wieso? Was will er von Angwil?"
"Das ist der Punkt, an dem die Geschichte sich in unserer Zeit fortsetzt", seufzte der Greif. "Leider. Lamassar ist einer der Nachkommen jener Novizen, die Saranus folgten und schon immer darauf aus gewesen, die Macht, die seiner Meinung nach seiner Familie zusteht, wieder an sich zu reißen. Nicht lange, nachdem das Buch auftauchte, gelang es ihm, den Kristall aufzuspüren, in den Angwil Saranus' Geist eingeschlossen hatte. Ein Nachfahre von Angwils Novize Beleantar hatte ihn über Generationen in seiner Familie weitergegeben. Das Geheimnis war gut gehütet, doch Lamassar fand es trotzdem heraus. Seine Feuerwölfe haben nichts als Asche zurückgelassen. Offenbar ist es ihm danach gelungen, den Geist zu befreien, der nun seine Schritte und seine Gedanken lenkt. Lamassar und Saranus sind eins geworden."
"Woher weißt du das?", warf Silvana ein.
"Als das Buch gefunden wurde, waren wir uns alle hier in der
Magischen Schriftrolle
darüber einig, dass wir die Verantwortung übernehmen wollten, es um jeden Preis vor dem Zugriff von Lamassar zu schützen. Schließlich konnten wir uns ja denken, dass er versuchen würde, es an sich zu nehmen. Und um über seine Schritte informiert zu sein, haben wir Leute im Schloss gehabt. Leider ist der Kontakt seit Lamassars und Saranus' Verschmelzung abgerissen."
"Und die beiden wollen nun also das beenden, was Saranus begonnen hat." Corrie schürzte die Lippen. "Warum auch nicht? Läuft ja schließlich auf die Macht über diese Welt hinaus."
"Aber Angwil ist immer noch eine Bedrohung für beide, solange er nicht vollkommen vernichtet ist", fügte Silvana hinzu. Sie sah Cryas an. "Und dieses Buch ist jetzt bei uns?"
"Es hier in dieser Welt verbleiben zu lassen, war zu gefährlich für alle. Für uns und für eure Welt gleichermaßen. Also nahm es Robert mit sich und sorgte dafür, dass es im Laden verborgen wurde."
"Aber wie konnte Lamassar in Erfahrung bringen, wo es sich befindet?", wollte Corrie wissen.
"Dazu hat er leider nur einen unwissenden Buchhändler benötigt, der ihm einen Blick in eines der Liber gewährt hat, nachdem er den Titel des Buches in Erfahrung gebracht hatte - ich vermute, ebenfalls durch den Novizen-Abkömmling. Vielleicht hat er auch einen Laden abbrennen lassen oder einen Buchhändler ermordet, um an das zu kommen, was er haben will. Er kennt keine Grenzen für sein Tun."
"Aber er weiß nicht, wo im Laden es ist", wandte Silvana ein. "Oder?"
"Das ist das Gute", nickte Cryas. "Das Buch ist noch immer durch einen Verhüllungszauber gut geschützt. Es gibt nach wie vor nur seine ungefähre Position an - und das ist der Buchladen. Dort muss es noch immer erst gefunden werden."
"Folglich der Einbruch", sagte Silvana kopfschüttelnd.
"Und vermutlich nicht der erste", stimmte Corrie zu.
"Nein", bestätigte Cryas. "Und vor beinahe fünf Jahren hat Lamassar versucht, alle Register zu ziehen, um sich das Buch zu sichern. Damals wussten wir nicht, wie weit er wirklich gehen würde und das hat Robert mit seinem Leben bezahlt. Deshalb kann ich euch nicht bitten oder gar zwingen, den Laden wiederzueröffnen und seine Arbeit weiterzuführen. Ich stelle es euch deshalb frei, euch zu entscheiden, nun, da ihr die Geschichte kennt, die hinter allem steht."
Er schwieg, und Corrie und Silvana taten es ihm gleich. Eine ganze Weile war nur das Atmen des Greifs zu hören, oder ein Rascheln, wenn er das Gewicht auf seinen Kissen
Weitere Kostenlose Bücher