Taberna Libraria
seinen Stiefeln niedergelassen hatte und keinen Laut von sich gab. "Ja, Bergolin war schon immer der diplomatischere. Aber ich fürchte, du bist dennoch nicht mehr zu retten, soviele Seiten, wie dir fehlen." Er betrachtete die vielen zerrissenen Papierstücke, die es umgaben.
Corrie trat vorsichtig näher. "Was passiert denn jetzt mit ihm?"
Veron versuchte seine Hand zu befreien und das Buch des Emolew unter den Arm zu klemmen, um es ruhig zu halten. "Das Feuer vermutlich."
Bergolins Werk vor ihm machte einen entsetzten Satz zurück und kauerte sich enger an den Boden.
Corrie sah es mitleidig an. "Das ist aber hart."
"Es lohnt sich aber auch nicht, es aufwändig wieder herzustellen. Dafür sind die Werke nicht selten genug. Emolews Buch hier hat wenigstens noch alle seine Seiten, auch wenn sie lose sind. Den können wir günstiger verkaufen. Aber Bergolin…" Er ließ den Satz unbeendet.
"Wovon handeln denn die Lehren der beiden?", fragte Silvana und ging vor dem Buch in die Hocke.
"Von der Herkunft der menschlichen Magie und ihrer Berechtigung in den Welten. Bergolin vertritt die Ansicht, dass auch in eurer Welt die Magie ihren festen Platz hat und Menschen ebenso magisch begabt sein können wie Wesen aus dieser Welt. Und zwar von Natur aus. Emolew ist der Ansicht, dass die Magie nur in diese Welt gehört und nur durch unnatürliche Durchmischung der Völker in eure Welt gekommen ist. Seiner Lehre nach hat sie dort keinerlei Existenzberechtigung."
"Mir ist Bergolin um einiges sympathischer", stellte Corrie fest und verschränkte die Arme.
"Dem stimme ich zu", nickte Silvana, die noch immer das Buch betrachtete, das abwartend von einem zum anderen zu blicken schien als warte es auf eine endgültige Entscheidung seines Schicksals. "Können wir es nicht mit zu uns nehmen?", fragte sie und sah Veron mit großen Augen an.
Der Angesprochene zuckte die Schultern, lächelte jedoch verstehend. "Fragt Cryas. Es ist seine Ware." Er sah hinunter auf das Buch des Emolew, das noch immer knurrend an seinem Handschuh hing. "Und wir beide statten jetzt Meister Nertus einen Besuch ab. Mal sehen, was er zu dir zu sagen hat. Ihr entschuldigt mich bitte. Ich komme gleich wieder zurück."
Corrie nickte. "Sicher." Dann ging sie neben Silvana in die Hocke. "Das müssen wir dann aber an die Kette legen, wenn wir es wirklich mitnehmen wollen."
Silvana streckte behutsam die Hand zu dem Buch aus, als habe sie einen scheuen Hund vor sich. "Wir können es doch in der Wohnung lassen, wenn wir den Laden geöffnet haben. Ich glaube nicht, dass es Türen öffnen kann."
Das heißt dann ja wohl, dass du dich doch mit den Feuerwölfen und dem Erzmagier abfinden kannst?"
Silvana seufzte, grinste dabei jedoch. "Ich habe doch nicht die ganze Arbeit in den Laden investiert, um dann wegen
sowas
alles wieder stehen zu lassen und nochmal über Wochen mit dir einen neuen Laden zu suchen. Die Nerven habe ich nicht nochmal."
Corrie zog eine missbilligende Grimasse. "So schlimm bin ich auch wieder nicht."
"Lasst es euch trotzdem nochmal gut durch den Kopf gehen", sagte Cryas, der hinter sie getreten war. Jarn trug derweil die beiden Schüler an der Kasse vorbei zum Ausgang. "So eine Entscheidung sollte man nicht leichtfertig fällen." Er sah zu dem blauen Buch, das langsam näher rückte. "Und ihr solltet es auch nicht von diesem hier abhängig machen. Es gibt so viele davon."
"Wir würden es trotzdem gerne behalten", erwiderte Corrie. "Es kann ja nichts dafür, dass die Magie es zwingt, auf andere Bücher loszugehen."
"Und uns würde es doch nichts tun, wenn kein anderes Buch von Emolew in der Nähe ist, oder?", vergewisserte sich Silvana vorsichtshalber.
"Würde es nicht", bestätigte der Greif kopfschüttelnd. "Aber ich mache euch einen Vorschlag: Ich werde das Buch in mein Büro bringen. Dort bleibt es, bis ihr euch entschlossen habt, ob ihr die Buchhandlung wirklich unter den gegebenen Voraussetzungen führen wollt. Wenn ja, dann bekommt ihr das Buch hier als Willkommensgeschenk. Unter anderem. Wenn nicht …" Er zuckte die Schultern. "Aber das werden wir dann sehen."
Er wandte den Kopf, als sich hinter ihnen eine Tür in der Wand öffnete. "Ah, da ist ja auch der verlorene Wolfling."
Aus dem Eingang, der zu Vincents Stube hinabführte, trat Yazeem, begleitet von Marsh und den anderen Eiskatzen. Keine von ihnen schien zu fehlen; allerdings sahen die Umrisse der ein oder anderen Feline etwas …
angeschmolzen
aus. "Ich danke euch für
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