Taenzer der Nacht
mageren, bärtigen Mann am Eingang stehen und je t zt finster zu ihnen hoch blicken sah. „Und wer ist das?“ fragte Sutherland. Malone schaute hin und sagte ihm dann ins Ohr: „Roger Denton. Er steht nur auf große Schwänze. Er ist nach San Francis co gegangen, weil er in New York alle durch hatte. Jetzt ist er wohl zurück und sucht nach Frischfleisch.“
„Oh lala“, seufzte Sutherland, die Arme immer noch um Malones Nacken, „schick ihn doch in dieses Dorf auf den Philippinen, das voller so gut bestückter jun ger Männer ist. Mach dir keine Sorgen“, lächelte er Malone zu, während er aus seinen Armen schlüpfte und aufstand, um einen Gast zu begrüßen. „Ich habe unsere Tickets schon. Liebling! Wie geht’s denn? War San Francisco wirklich, wie man sagt, nur einen Wo chen endtrip wert?“ Und er umarmte eine gigantische Gottesanbeterin, die gerade hinter Roger Denton herein gekommen war.
Die Menge brüllte vor Begeisterung, als die Lichter ausgingen, und der Raum nur noch in ein dunkelrotes Glühen getaucht war; und John Schaeffer erschien im gleichen Moment mit schreckensbleichem Gesicht auf der Treppe. „Ich habe auf dich gewartet“, sagte er zu Malone mit angstvollen Augen. Malone nahm ihn an der Hand, führte ihn zum Balkon und legte ihm einen Arm um die Schultern, während die Violinen von „Love’s Theme“ ihr Crescendo begannen, und sie lehn ten sich über die Balustrade und betrachteten die Men ge unter sich.
Eine Stunde später schob Malone John Schaeffer vor sich die Treppe hinunter, denn in diesem Moment hat te „Law of the Land“ angefangen. Es war eine von den Parties, die die Leute einfach nicht verlassen wollen: Alles war genauso, wie sie es liebten. Die Leute, die Musik, die Drogen, die Räumlichkeiten. Gegen fünf kamen Malone und John Schaeffer erschöpft und schwit zend hoch zu der Terrasse, auf der ich Gläser abspülte. John Schaeffer marschierte hinein, um Wein zu holen, und Malone ging zum Strand hinunter. Sein Gesicht war ruhig, unschuldig und frisch, wie es man che Gesichter nach einer durchtanzten Nacht sind. „Gut“, sagte er und zog sein schweißnasses Polohemd und die Schuhe aus und watete ins Wasser, „zumin dest habe ich tanzen gelernt.“ Er sah mich und rief: „Sag Sutherland, es war eine wunderbare, wunderbare Party, sag ihm, ich gehe nach Westen, sage ihm, ich werde schreiben.“ Er ging tiefer hinein, während ich immer noch dastand. „Ich bin nur glücklich, wenn ich in einer kleinen Stadt in Idaho arbeiten kann und ein anständiges Leben führen. Zuerst will ich mir ein Häus chen bauen, und dann eine Zahntechniker aus bildung machen“, sagte er und war jetzt schon bis zu den Hüften im stillen dunklen Meer; er drehte sich noch einmal um, um Auf Wiedersehen zu winken, und seine schlanke helle Gestalt mit den tiefen Augen wurde von den Lichtern des pulsierenden Hauses erleuch tet, und dann, mit einem einzigen Klatschen, verschwand er plötzlich in der Dunkelheit.
Ich stand am Wasserrand und fragte mich, ob ich ihm folgen solle: besonders, nachdem ich am Nachmittag seinen Gedanken zu dem Selbstmord des Jungen in Manhattan zugehört hatte. Irgendjemand starb immer auf diesen Parties, weil er versucht hatte, auf dem Grund eines Schwimmbassins Poppers einzuatmen, oder im Angel dust-Rausch von einem Balkon sprang, aber als ich horchte, konnte ich keine Hilferufe hören. Und das warme Dunkel der Nacht legte sich auf mich, wie ich mit den Armen voller Gläser und Handtücher dastand. „Malone!“ rief ich. Aber niemand antwortete.
Während Malone über die Bucht schwamm, suchte Sutherland auf seine eigene Weise nach Ruhe. Er war noch auf der Party, als die Nachricht bekannt wurde, daß zwölf Männer bei einem Brand in der Everard-Sauna umgekommen waren, und das Gerücht lief um – ausgestreut von einem der Jungen, die abends am Hafen gehört hatten, wie Malone einwilligte, nach der Party mit zurückzufliegen –, daß auch Malone im Feuer umgekommen sei. Glaubte Sutherland, daß Ma lo ne in die Sauna gefahren war? Und ging, das Schlimmste vermutend, hinauf und nahm seine Pille? Oder ging er auf sein Zimmer, noch bevor Malone aus seinem Leben hinausgewatet war, einfach, weil die Party ihn erschöpft hatte? Wie die Wahr h eit auch im mer lauten möge, kurz vor Sonnenaufgang wachte er auf (keine Kunst bei dem Lärm) und langte nach einer weiteren Quaalude.
Er hatte an diesem Abend bereits so viele Drogen ge nommen und in seinem Kreislauf mit der
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