Taenzer der Nacht
Schwanzlutscher-Stadt gemacht haben.
Laß uns, alles in allem, Malone auch nicht überschätzen: Er war letzten Endes eine Subtrine. Er sah gut aus, das stimmt, und er hatte gute Manieren und war nett – und es ist so traurig sich vorzustellen, daß eine so romantische See le herumziehen muß (wenn sie noch lebt) wie die Zigeuner, die Juden, die man aus den mittelalterlichen Stadtmauern ausgestoßen hat – aber Liebe ist, im besten aller Fälle, schwie rig zu finden. Malone war dazu fest entschlossen. Er würde nicht aufgeben. Er hing solange herum, wie er konn te, und – wer weiß? Vielleicht kommt er zurück. Vielleicht kommen auch wir zurück. Denk an all die Männer, die ver sucht haben zu fliehen – die sich von ihren Firmen nach Saudi arabien versetzen ließen, nach Cleveland, die aufs Land gingen und Filialen verwalteten, oder sich einfach mit ihren Eltern in den Ruhestand zurückzogen – und die alle wieder auftauchten. Wenn dieses Leben Dir einmal im Blut liegt, mein Lieber, ist es schwierig, anders zu leben.
Und ist Dir überhaupt klar, was für ein winziger Bruchteil der Masse der Schwulen wir waren? An dem Tag, an de m wir im Central Park demonstrierten, in einem Meer der Mit menschlichkeit: wie verblüfft war ich, nicht mehr als vier oder fünf Gesichter zu kennen! (Unsere Freunde waren na tür lich alle am Meer, Liebling; sie konnten sich nicht damit abgeben, in die Stadt zu kommen und eine politische Mei nung zu artikulieren). Ich sagte manchmal, daß es in New York nur siebzehn Schwule gebe, und daß wir jeden von ihnen kennen würden; aber es gab tonnenweise Männer in dieser Stadt, die nicht in der Sub verkehrten, die nicht tanz ten, nicht auf Klappen gingen, sich nicht in Malone verlieb ten, die zu Hause blieben und im Sommer aufs Land fuhren. Wir sahen sie nie. Wir hatten uns etwas anderem gewidmet: etwas, mit dem ich so lange gelebt habe, daß es zu reiner Me cha nik und Routine geworden war. Das war die wirkliche Sünde. Ich war zu abgebrüht, ich baute eine Wand um mich herum auf. Ich hätte genauso gut in der Wüste leben können, wo die Luft immerhin sauberer ist.
Na gut, mein Lieber, die Sonne brennt mir aufs Hirn und verkohlt jedes Blatt im Garten; der See ist glatt wie ein po lier tes Stück Blei; die Vögel halten Mittagschlaf; die Pinien sehen aus, als seien sie unter Strom, die Nadeln glühen be reits; die Wolken über mir sind strahlend weiß mit silbernen Rändern, und in drei Stunden werden sie sich zu großen Kumuluswolken übereinanderschichten und ein wüstes Ge witter entladen, das die Luft ganz milde zurücklassen wird. Was ich vorhin gesagt habe, ist falsch: Wir brauchen mit unserem Leben nichts anstellen. Solange Du lebst, gibt es auch ein Ziel. Ich komme mir vor wie ein Kind, das aus dem Schlaf aufgeweckt und auf dem Arm die Treppe hinunter getragen wird, um die Party und die Gäste zu sehen. Wer weiß, wie lange sie dauert, wer weiß, wann die vernünftigen Erwachsenen Dich wieder ins Bett schicken, und das Leben wieder dieser dünne Streifen Licht unter der Tür ist, und all die Stimmen, das Lachen und Glück liegen dahinter. Nein, Liebling, trauere nicht mehr um Malone. Er wußte ganz gut, wie toll das Leben ist, das war doch das Strahlen in ihm, in das Du und ich und all die Trinen sich verliebt hatten. Geh aus heute nacht und tanze, mein Lieber, und geh mit jemandem nach Hause, und wenn die Liebe nicht länger als bis morgen dauert, dann sei gewiß, ich liebe Dich.
Paul
TÄNZER DER NACHT
Liebe zu M ä nnern ist der einzige Lebensinhalt von Anthony Malone. Dem eint ö nigen Leben eines Normalb ü rgers entkommen, macht er sich auf die Suche nach der Liebe seines Lebens quer durch New York. Zusammen mit Sutherland. der zynischen Subkulturtunte, durchstreift er den Dschungel schwuler Saunen. Parks. Discos und die Str ä nde von Fire Island.
Im Laufe seiner sexuellen Abenteuer mit Million ä rserben und puertoricanischen Botenjungen kommt Malone zu der Frage: Macht Sex gl ü cklich?
„ T ä nzer der Nacht", Andrew Hollerans erster Roman, wurde in den USA begeistert von der Kritik aufgenommen und als Meisterwerk schwuler Literatur gefeiert.
Das M ä rchenbuch f ü r die Post-Aids- Ä ra .
Siegess ä ule
Eine letzte Hymne auf den totalen Sex. Und auch ein Abgesang .
Marabo
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